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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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wollte.
    Lisette
. Nu? Nur heraus! was ist es denn?
    Lelio
. Laß nur erst deine Neuigkeit hören.
    Lisette
. Nu so hören Sie. Ihre Muhme – –
    Lelio
. Meine Muhme – –
    Lisette
. Will heiraten.
    Lelio
. Will heiraten. Das wollte ich dir auch sagen. Wo, Henker, hast du es schon her? Nur den Augenblick hat mir es die Frau Oronte gesagt, die mir auch allen möglichen Beistand, es zu hintertreiben, versprach.
    Lisette
. O! in dergleichen Entschließungen sind die alten Jungfern zu hartnäckig.
    Lelio
. Aber was, Henker, werden meine Creditores darzu sagen? die mir mit 12 Prozent so christlich ausgeholfen, in Hoffnung, daß ich einst ihr Universalerbe werden würde.
    Lisette
. Das ist der Creditoren Sorge. Was bekümmern Sie sich darum?
    Lelio
. Um die, die es schon sind, ist mir nicht sehr leid. Sondern um die, die es etwan noch werden sollten. Auf was werde ich die vertrösten können?
    Lisette
. Nur auf nichts Gewissers, als Ihre Erbschaft; sonst laufen Sie Gefahr, daß Sie sie einmal bezahlen müssen.
    { ‡ }
Fünfter Auftritt
    Lelio. Lisette. Peter, mit einem Korbe Gebackens.
    Peter
. Holla, ihr Leutchen! kauft ihr heute nichts?
    Lisette
. Nichts, das mal, Peter.
    Peter
. Makronen, Krafttörtchen, Zuckerbretzeln, Spritzkuchen; nichts?
    Lisette
. Nichts. Nein.
    Peter
. Gar nichts? Herr Lelio, für das Naschmaul. Makronen, Krafttörtchen, Zuckerbretzeln, Spritzkuchen.
    Lelio
. Pack dich! Ich habe heute kein Geld!
    Peter
. Kaufen Sie immer. Makronen, Krafttörtchen, Zuckerbretzeln, Spritzkuchen.
    Lelio
. Ich werde bald eine Erbschaft tun. Willst du mir so lange borgen, so nehme ich dir deinen ganzen Korb ab.
    Peter
. Ha! Ha! Sie kommen auf des Herren Capitains Sprünge. Der kaufte mir gewiß auch alle Tage ab, wenn ich nur bis nach seiner Heirat mit dem Gelde warten wollte. Aber, ihr Herren, so was frißt sich wohl gut, doch läßt sichs schwer bezahlen, wenn man es nicht mehr schmeckt.
    Lelio
. Was ist das für ein Capitaine?
    Peter
. Je der, er wohnt drei Treppen hoch, hintenraus.
    Lelio
. Wo denn?
    Peter
. Da, oben in der breiten Straße. Es ist eine kleine Stube, nur mit einem Fenster.
    Lisette
. Nu, wissen Sie denn noch nicht genug? Der Capitaine, in der breiten Straße, drei Treppen hoch, hintenraus, in einer kleinen Stube mit zwei Fenstern.
    Peter
. Ja, ja. Ganz recht. Eben der.
    Lelio
. Wie heißt er aber denn? Narre.
    Peter
. Je, wie er heißt – – Er heißt – – warten Sie – – ich werde mich wohl besinnen. Sein Hund heißt Judas. Es ist so ein großer gelber Fleischerhund – – das weiß ich. Aber er – – er heißt – – von Prügel – – nein – von Stoß – – nein – ha ha – – Schlag, von Schlag. Der Herr Capitaine von Schlag.
    Lelio
. So kennst du den?
    Peter
. Warum nicht? Auch seinen Bedienten habe die Ehre zu kennen. Denn der ist meiner Mutter Tochter Mann. Und wo ich mich nicht irre, so sind wir gar Schwäger.
    Lisette
. Je Peter, so könntest du uns einen großen Dienst tun.
    Peter
. Topp! Wenn er mir was einbringt, so ist er so gut als getan. Laß hören! Er setzt seinen Korb weg.
    Lisette
. Weißt du, wen der Herr von Schlag heiraten will?
    Peter
. Die erste, die beste; wenn sie nur Geld hat. Ich glaube, er nähme dich. Aber – –
    Lisette
. O! Ich will schon sehen, daß ich mich anderwärts ohne das Aber unterbringe. Kurz er will unsre alte Jungfer heiraten.
    Peter
. Ja er will – –
    Lisette
. O! sie will auch.
    Peter
. Desto besser. Die Sache ist also richtig. Und ich habe künftig einen Kundmann mehr.
    Lisette
. Ja, Narre, aber wir wollen nicht. Sie macht sich über den Korb.
    Peter
. Nu gut, so wird nichts draus.
    Lelio
. Zu wünschen wäre es, und ich verlöre meine Erbschaft nicht.
    Peter
. Ha! ha! ha!
    Lelio
. Was lachst du?
    Peter
. Ha! ha! Steht Ihre Erbschaft auf Freiers Füßen? Gut, daß ich meine Makronen noch habe! Aber, was wolltest du mir sagen, Lisette? Er sieht, daß sie nascht. O! mein Blut, du wärst mir die Rechte! Kätz weg! Ich werde ankommen bei meiner Frau. Sie hat mir alle Stückgen zugezählt. Er setzt den Korb auf die andre Seite.
    Lisette
. Narre, ich will kosten. Vielleicht kaufe ich was, wenn mirs schmeckt. Nu, höre nur. Mache dir doch einen Weg mit deinem Krame – – Sie geht auf die andre Seite. zu ihm.
    Peter
. Wärst du nur stehn geblieben, Lisette. Ich kann auf jenem Ohre so gut hören, als auf dem. Er setzt den Korb wieder auf die andre Seite. Nu, was soll ich denn bei ihm, er kauft mir ja nichts ab.
    Lisette
.

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