Werke
wieder nicht recht. Ich sehe wohl, so alt Ihr Köpfchen ist, so eigensinnig ist es auch. Wollen Sie, oder wollen Sie nicht?
Jungfer Ohldin
. Behüts Gott! muß man sich denn gleich ärgern? Reden Sie ihm doch zu, Frau Oronte.
Frau Oronte
. Du mußt, mein lieber Mann, ein wenig gelinder mit ihr verfahren. Du wirst es ja wohl noch an meinem Beispiele wissen, wie es einem Frauenzimmer ist, wenn man ihr das erstemal dergleichen Sachen vorsagt.
Jungfer Ohldin
. Ach, das erstemal – – das erstemal – – Wenn ich hätte heiraten wollen – –
Herr Oronte
. Sie wollen also nicht?
Jungfer Ohldin
. Daß Gott! Sie sind auch gar zu stürmisch – – Kann man sich denn in solchen wichtigen Sachen gleich auf der Stelle entschließen?
Herr Oronte
. Ja, ja. Man kann und muß. Gleich in der ersten Hitze. Wenn die verdammte Überlegung darzu kömmt, so ist es auf einmal aus. Gott sei Dank! die Überlegung ist mein Fehler nicht. Soll denn Ihr schönes Vermögen an lachende Erben kommen? In den Händen Ihres verschwendrischen Vetters wirds lange währen. Selbst Kinder gemacht, so weiß man doch, wem mans hinterläßt. Sie kommen durch die Heirat in ein altes adliches Geschlecht, Sie wissen nicht wie. Und wollen Sie denn in die Grube fahren, ohne das überirdische Vergnügen des Ehestands geschmeckt zu haben?
Jungfer Ohldin
. Je nu, so wäre mein Trost, daß ich auch seine Beschwerlichkeiten nicht hätte ertragen dürfen.
Frau Oronte
. O! die sind bei der Lust, die er uns schafft, zu dulden. Und kömmt ein Paar zusammen, wie ich und mein lieber Mann, so wird man wenig davon zu sagen haben. Nicht wahr, mein allerliebstes Kind? Wie – –
Herr Oronte
. Ja. Das ist wahr, mein Schätzchen, wir haben einander das Leben so süße gemacht, so anmutig – – Wir sind auch in unserer Nachbarschaft ein Muster einer glücklichen Ehe.
Frau Oronte
. Wir sind ein Leib und eine Seele beständig gewesen – –
Herr Oronte
. Wir wissen von keinem Zank noch Streit. Des einen Verlangen ist stets auch des andern Wille gewesen. Ja, mein englisches Weibchen – –
Frau Oronte
. Das ist wahr, mein goldnes Männchen.
Jungfer Ohldin
. Wahrlich, so ein Paar macht einem den Mund ganz wäßrig.
Herr Oronte
. Und das nun schon in die 26 Jahr.
Frau Oronte
. So einig, so vertraut, wie die Täubchen – –
Herr Oronte
. Schon 26 Jahr.
Frau Oronte
. Du irrst dich, mein Kind; erst 24.
Herr Oronte
. Ei! wie so? Zähle doch nach.
Frau Oronte
. Je nu ja. Vier und zwanzig Jahr, und nicht mehr.
Herr Oronte
. Warum auch nicht? Vom Jahr Christi, Anno 1724. Ich weiß es ganz eigentlich, ich habe es an meine Cabinettüre geschrieben.
Frau Oronte
. Cabinet – – Cabinet – – Vortreffliches Cabinetstückchen. Ich sehe wohl, dein einziges Vergnügen ist, mir zu widersprechen.
Herr Oronte
. O sachte! Du schreibst deine närrische Gemütsart auf meine Rechnung. Das Widersprechen eben ist dein Fehler, und zu meinem Unglücke nicht der einzige.
Frau Oronte
. Mein Fehler? Der unbesonnene Mann!
Herr Oronte
. Ich unbesonnen? unbesonnen? Was hält mich?
Frau Oronte
. Heirate Sie ja nicht, liebe Jungfer. So sind die Männer alle; und der beste ist nicht des Teufels wert.
Herr Oronte
. Was? Nicht des Teufels wert? Frau, ich erschlage dich. Nicht des Teufels wert?
Frau Oronte
. Ja, ja. Er ist des Teufels wert.
Herr Oronte
. Dein Glück, daß du widerrufst! Von 1724 bis 1748 sollen nicht mehr als 24 Jahr sein! bist du närrisch?
Frau Oronte
. Oder du? Zähle doch! 24 bis 34 sind zehn Jahr. 34 bis 44 sind zwanzig. 45. 46. 47. 48 sind vier Jahr; sind 24 Jahr.
Herr Oronte
. Du gottloses Weib. Nur, daß du widersprechen willst. Laß mich einmal zählen. 24 bis 34 sind zehn, 34 bis 44 sind zwanzig Jahr. 45. 46. 47. 48 sind, sind – – halt, ich habe mich verzählt. 24 bis 34 sind zehn Jahr, 34 bis 44 sind auch zehn Jahr, das sind zwanzig Jahr. 45. 46. 47. 48 – – Je verflucht! – – Nu Jungfer Ohldin, entschließen Sie sich kurz. Was wollen Sie tun? damit ich nur von der verzweifelten Rechthaberin wegkomme.
Frau Oronte
. Sie machen sich unglücklich, wenn Sie ihm folgen. Sprechen Sie, um Gottes willen, nein.
Jungfer Ohldin
. Ach, meine liebe Frau Oronte, man merkt Ihren Unwillen gegenen Ihren Mann gar zu deutlich.
Herr Oronte
. Du böses Weib! du willst mir auch meinen Rekompenz zu Wasser machen. Jungfer Ohldin, erklärt! erklärt!
Jungfer Ohldin
. Je nu – – Ja – – Wenn – –
Herr Oronte
. Ach! was wenn ? Sie können die
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