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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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hielt sie in seinen Armen aufrecht, indem er den Schleier lüftete, der ihr Antlitz bedeckte. – Als sähe er ein entsetzliches Gespenst, starrte der Graf die Entschleierte an! – Es war Amalia! – In dem Augenblick riß sie sich mit der Kraft der wütendsten Verzweiflung aus den Armen des Jägers, zog plötzlich ein großes Messer hervor und stürzte auf den Grafen los! – Der Förster, der neben ihm stand, umfaßte die Wahnsinnige, entwaffnete sie und sprach, während sie von den Jägern festgehalten wurde, mit wehmütigem Tone zum Grafen: »Was sollen wir tun? – Was ist zu tun möglich?« – Da war es, als erwachte der Graf nun erst aus krampfhafter Erstarrung; er rief mit wildem furchtbarem Ton: »Binden – nach dem Schlosse bringen!« schwang sich auf das Pferd, das die Jäger herbeigebracht, und jagte fort durch den Wald.
    »Verworfenes Geschöpf! also zu Mördern und Dieben flohst du aus dem Hause des Vaters, aus den Armen der Liebe. Nein – nicht noch mehr Schmach sollst du über dieses greise Haupt bringen, Klostermauern sollen dich und deinen verbrecherischen Wahnsinn verbergen vor der Welt!« So rief der alte Graf in dem Ingrimm der tiefsten Empörung, als Amalia vor ihn gebracht wurde. Doch atmete diese nicht, für kein lebendes Wesen war sie zu achten. Auch nicht die leiseste Bewegung ihres Antlitzes, nicht das kleinste Zucken des Mundes, nicht ein Blick der todesstarren Augen bewies, daß sie etwas vernahm oder gewahrte, was gesprochen wurde, oder was sich begab. Kein Laut kam über ihre Lippen. Führte man sie, so ging sie, ließ man sie stehen, so stand sie; sie glich durchaus einem Automat. Der Graf ließ sie in ein entferntes einsames Zimmer sperren und gedachte sie in wenigen Tagen nach einem entfernt gelegenen Kloster fortschaffen zu können.
    Vergebens bemühte sich der Geistliche, Amalien zum Reden zu bewegen. Sie beharrte in ihrem Schweigen; und ebensowenig gelang es, ihr Speise und Trank einzunötigen. Beide, der Geistliche und der Wundarzt, stimmten darin überein, daß Amaliens Zustand keineswegs physische Krankheit, vielmehr psychisch angestrengter Wille sei, und daß sie zu sterben beschlossen. –
    Graf Franz war ruhiger und gefaßter, als man es hätte erwarten sollen, er schien sich dem dunkel waltenden Verhängnis ganz ergeben zu haben und nichts mehr zu fürchten, nichts mehr zu hoffen. –
    In der vierten Nacht darauf, nachdem sich dieses begeben, brach endlich das furchtbare Wetter los, welches das Stammhaus der edlen Grafen von C. vernichtete. –
    Gerade um die Mitternachtstunde, als alles auf dem Schlosse in tiefem Schlafe lag, wurde das Schloßtor gesprengt, und hinein unter wildem Mordgeschrei drang die Räuberhorde, schoß in die Fenster, erbrach die Türen, ermordete die einzeln herbeieilenden Diener. – Kaum hatte Graf Franz seine Pistolen geladen, als er die Räuber schon in den Gemächern neben seinem Schlafgemach toben und seinen Namen rufen hörte. Er hielt sich für verloren. Doch – das Fenster seines Schlafgemachs ging nach dem Garten heraus, an der Mauer war ein Spalier befindlich, an diesem Spalier schwang er sich hinab, rannte in der finstern Nacht nach dem Fürstenhause, dessen Fenster ihm aus der Ferne entgegenleuchteten. Freudige Hoffnung beflügelte seine Schritte; als er ankam, fand er die Jäger schon im Aufbruch, während schauerlich das dumpfe Sturmgeläute von den Dörfern herüberklang. Der Förster hatte das starke Schießen von der Gegend des Schlosses her gehört, hellen Fackelschein gesehen, den Räuberanfall vermutet und sogleich Lärm gemacht. – Rasch ging’s nun nach dem Schlosse. – Sowie der Hauptmann der Horde, den eine majestätische Gestalt, ein stolzes Ansehn auszeichnete, in das Zimmer des alten Grafen trat, drückte dieser ein Pistol auf ihn ab und fehlte. Er wollte das zweite abdrücken, doch laut aufkreischend: – »Karl! Karl! hier bin ich – hier ist dein Weib!« – stürzte Amalie herbei und in des Räubers Arme. –
    Das Pistol fiel dem alten Grafen aus der Hand, entsetzt schrie er auf: »Karl – Sohn!«
    Da trat der Räuber mit frechem verhöhnendem Stolz vor ihn hin und sprach: »Ja! – der Sohn, den du verstießest, muß so von dir sein Erbe fordern, du grauer Sünder.« –
    »Verruchter Bösewicht!« schrie der Graf, schäumend vor Zorn.
    »Schweige,« sprach der Räuber, »ich weiß, wer ich bin, und wie ich es geworden! Was säetest du in verderblicher Brunst giftiges Unkraut und wunderst dich nun, daß

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