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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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wohltuend ansprechen mußte, dessen Sinn nicht verschlossen für den Ausdruck wahrhafter Frömmigkeit und Treue, wie er aus Albrecht Dürers Matronen spricht; denn einer solchen Matrone glich die Professorin ganz und gar. –
    Also Sever verschluckte das spitze Wort, das ihm auf der Zunge schwebte, und selbst dann kam ihm der Spott nicht wieder, als die Professorin ihn wirklich einlud, da es gerade die Vesperzeit, mit Eugenius Kaffee zu trinken und Tabak zu rauchen. –
    Sever dankte dem Himmel, als er wieder im Freien, denn die Gastlichkeit der alten Frau, der besondere Zauber der edelsten Frauenwürde, der über ihr ganzes Wesen verbreitet, hatte ihn so befangen, daß er in seiner tiefsten Überzeugung wankte. Ja, daß er wider seinen Willen glauben mußte, Eugenius könne in der Tat glücklich sein in dem widersinnigen Verhältnis mit der Alten, das war ihm beinahe unheimlich und grauenhaft. –
    Doch! – wohl geschieht es im Leben, daß eine ausgesprochene böse Ahnung eintrifft im nächsten Moment, und so begab es sich denn auch, daß sich schon andern Tages etwas kundtat von dem Fluch des Lächerlichen, dessen Sever erwähnt wie in feindlicher Verwünschung. –
    Eugenius’ seltsamer Bräutigamsstand war bekannt geworden, und so konnt’ es nicht fehlen, daß, als er andern Morgens in das einzige Kollegium trat, das er noch besuchte, ihn alle mit lachenden Gesichtern anblickten. Ja, noch mehr, als das Kollegium geendet, hatten die Studenten bis auf die Straße hinaus eine Doppelreihe gebildet, die der arme Eugenius durchwandern mußte, und nun scholl’s überall: »Gratulor, Herr Bräutigam – grüß’ Er das liebe süße Bräutlein – hm! Ihm hängt wohl der Brauthimmel voll Geigen und Pfeifen u.s.w.«
    Dem Eugenius stieg aus allen Adern das Blut mächtig zu Kopf. – Schon auf die Straße gekommen, rief ihm ein roher Bursche aus der Reihe zu: »Grüß’ deine Braut, die alte –« Er stieß ein garstiges Schimpfwort aus, aber in dem Augenblick erwachten auch alle Furien des Zorns und der Wut in Eugenius, mit geballter Faust schlug er seinem Widersacher ins Gesicht, daß er rücklings überstürzte. Er raffte sich auf und erhob gegen Eugenius den dicken Knotenstock, mehrere taten ein Gleiches, da sprang aber der Senior der Landsmannschaft, zu der beide, Eugenius und der Bursche, der ihn beschimpft, gehörten, dazwischen und rief stark: »Halt! – seid ihr Straßenbuben, daß ihr euch hier prügeln wollt auf offnem Markt? – Es geht euch den Teufel was an, ob Eugenius heiratet, und wer seine Braut ist. Seine Braut hat aber Marcell verunglimpft, hier in unser aller Gegenwart auf offner Straße, und zwar so plebejisch, daß er den Schimpf mit Schimpf rügen durfte und mußte auf der Stelle. Marcell weiß nun, was er zu tun hat; rührt sich aber jetzt einer, so hat er es mit mir zu tun.« Der Senior nahm den Eugenius unter den Arm und geleitete ihn nach Hause. »Du bist,« sprach er dann zu Eugenius, »du bist ein braver Junge, du konntest nicht anders handeln. Aber du lebst zu still, zu eingezogen, man sollte dich beinahe für einen Tuckmäuser halten. Mit dem Schlagen wird es nun nichts sein; fehlt es dir auch nicht an Mut, so hast du doch keine Übung, und der Prahlhans Marcell ist einer unsrer besten geübtesten Schläger, der setzt dich auf die Erde beim dritten Stoß. Aber das soll nicht sein, ich schlage mich für dich, ich fechte deine Sache aus; du kannst darauf bauen.« Der Senior verließ den Eugenius, ohne seine Antwort abzuwarten.
    »Siehst du wohl,« sprach Sever, »siehst du wohl, wie meine Prophezeiungen schon jetzt sich zu bewähren beginnen?«
    »O schweige,« rief Eugenius, »das Blut kocht mir in den Adern, ich kenne mich selbst nicht mehr, mein ganzes Wesen ist zerrissen! – Gott im Himmel! – welcher böse Geist flammte aus mir heraus in diesem wilden Jähzorn! – Ich sage dir, Sever, hätte ich eine Mordwaffe in der Hand, niedergestoßen in dem Augenblick hätt’ ich den Unglücklichen! – Aber auch nie hat eine Ahnung diese Brust gehegt, daß es in dem Bereich des Lebens eine Schmach geben könne der Art!«
    »Nun,« sprach Sever, »die bittern Erfahrungen treten ein.«
    »Bleibe weg,« fuhr Eugenius fort, »bleibe weg mit deiner gepriesenen Weltklugheit. Ich weiß es, Orkane gibt es, die plötzlich hineinbrechen und im Augenblick zerstören, was lange sorgliche Mühe schuf. – O, mir ist es, als wenn meine schönsten Blumen zerknickt, tot vor meinen Füßen lägen.«
    Ein

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