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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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aussprechen.
    Berganza . Es gibt nur eine Wahrheit. – Aber was sagst du zu dem gewissen Mittelgut, das bei euch nur in zu großer Menge zu Markte gebracht wird; – es ist nicht gerade schlecht zu nennen, glückliche Ideen und Gedanken fehlen nicht, aber diese muß man wie den Goldfisch mühsam aus dem Wasser angeln, und die Langeweile, die man dabei empfindet, stumpft den Geist für die momentane Erscheinung irgendeines poetischen Blitzes ganz ab – man wird ihn endlich kaum gewahr.
    Ich . Dies Mittelgut (zugeben muß ich dir leider, daß es dessen bei uns nur zuviel gibt) überlasse ich unbedingt der Diskretion der Regisseurs, die ihre Blei- und Rotstifte daran üben können. Denn gewöhnlich gleicht ein solches Werk den sibyllinischen Büchern, die, soviel man auch davon wegwerfen mochte, noch immer ein brauchbares Ganze blieben, so, daß man den Verlust nicht bemerkte. Vorzüglich herrscht auch eine gewisse Schwatzhaftigkeit darin, eine gewisse Prägnanz, in der jede einzelne Strophe immer die zehn folgenden zu gebären scheint u.s.f., und leider hat ein schon verstorbener großer Dichter, vorzüglich durch seine ersten metrisch geschriebenen Stücke, dazu den mächtigen Anlaß gegeben. – Ja, ja! – Dies Mittelgut mag gestrichen werden. –
    Berganza . Ganz gestrichen! – Es soll gar nicht auf die Bühne kommen, da bin ich ganz deiner Meinung; muß es aber des launenhaften Publikums wegen, das den steten Wechsel neuer Vorstellungen verlangt, aus Bedürfnis, weil die Meisterwerke so selten sind, dennoch auf die Bühne kommen, so finde ich auch hier sogar das Streichen in der gewöhnlichen Art für gefährlich, wo nicht für unzulässig. Auch der mittelmäßigere Dichter hat seine Intentionen, die er manchmal in Szenen verfolgt, die leicht dem unpoetischen Sinn als sogenannte Flickszenen erscheinen können. – Kurz, lieber Freund, nur ein solches Werk im poetischen Feuer zu läutern und so das darin enthaltene Gold, von Schlacken gesäubert, im künstlichen Gefüge zu ordnen, dazu gehört nicht weniger, als daß man selbst ein guter Dichter sei und so die Rechte der Meisterschaft ausübe, die man durch den gereinigtsten Geschmack, durch die tiefste poetische Erfahrung erlangt hat.
    Ich . Freilich ist dieser Maßstab für unsere Bühnendirektoren und Regisseurs nicht tauglich. – Aber unter dem Mittelgut schleicht sich denn doch zuweilen ein poetisches Stück durch, was lebensvoll und kräftig gedichtet, seine Wirkung auf die Menge nicht verfehlen kann. Direktor und Regisseur hatten es gemessen und seine Länge, Breite und Dicke regelrecht gefunden, den Inhalt hatten sie im völligen Einverständnis für ungemein abgeschmackt erklärt, und da es mehrmals von Kennern verlangt, freuten sie sich auf ihren Triumph, wenn das Stück, wie natürlich, ausgepfiffen werden würde. Recht boshafterweise hatte der Regisseur auch von dem heillosen Dichter ganz seine wohltätige Hand abgezogen und ihn ganz in seiner natürlichen Roheit, in seiner Unkenntnis alles theatralischen Effekts bloßgestellt, so daß, wenn er, der Herr Regisseur, nur an die ersten Szenen dachte, er ein vornehmes mitleidiges Lächeln, in dem sich das stolze Bewußtsein eigner Überlegenheit und Größe spiegelte, nicht unterdrücken konnte. – Nun – wer hätte das gedacht! – gefällt aber das lebendige, herrliche Spiel ganz ungemein – es elektrisiert die Menge – stille Andacht und lauter Jubel wechseln, durch die unwiderstehliche Macht der poetischen Wahrheit des Gedichts angeregt – da gibt es denn eine komische Szene zwischen dem Direktor und dem Regisseur, die beide etwas verblüfft die Meinung von dem nicht verstandenen Stück, die sie erst unverhohlen äußerten, nun einander ableugnen. Trifft es sich gar, daß die Schauspieler in einem solchen Stücke recht applaudiert worden sind, so treten auch diese auf die Seite des Dichters, wiewohl sie alle im stillen doch den Unverstand des Publikums belachen, das sich durch die persönliche Vortrefflichkeit der Spieler so blenden ließ, daß es den unverständlichen Unsinn des Gedichts für was Rechtes hielt.
    Berganza . Gar nicht lange her ist es, daß ich ein Beispiel dazu erlebte, was du eben gesagt hast. – Es war das tiefsinnigste und zugleich lebendigste Stück des hochverehrten Calderon de la Barca: »Die Andacht zum Kreuz«, welches man auf vieles Andringen der poetisch Gesinnten in eurer höchst vortrefflichen Übersetzung auf die Bühne brachte, und welches bei dem Publikum sowie

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