Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
Vom Netzwerk:
meiner Seite einen Freund, einen Menschen, den ich so liebte.« Mit diesem Freunde dürfte jener Bereshetzki gemeint sein, den Ssaweljeff in seinen Aufzeichnungen erwähnt. »Du schriebst mir, Bruder,« fährt Fjodor Michailowitsch in seinem Briefe fort, »ich hätte Schiller nicht gelesen. Du irrst! Ich habe ihn auswendig gelernt, habe in seiner Sprache gesprochen und in seinen Bildern geträumt; ich glaube, es war wohl ein besonders gütiges Geschick, das mir die Bekanntschaft mit diesem großen Dichter gerade zu jenem Zeitpunkt meines Lebens verschaffte; nie hätte ich Schiller besser kennen lernen können, als gerade in jenen Tagen. Während ich mit ihm « – gemeint ist offenbar Bereshetzki – »Schiller las, prüfte ich an ihm den edlen, feurigen Don Carlos nach, den Marquis Posa und Mortimer. Diese Freundschaft hat mir viel sowohl Leid wie Genuß gebracht! Jetzt will ich ewig davon schweigen; doch der Name Schiller ist mir seitdem etwas Verwandtes, ist nun gleichsam ein Zauberton, der so viele Träume wachruft; sie sind bitter, Bruder. Nur aus diesem Grunde habe ich in meinen Briefen von Schiller, vor den Eindrücken, die er auf mich gemacht hat, nie gesprochen; ich fühle Schmerz, wenn ich nur den Namen Schiller höre. In demselben Briefe ist auch ihr Vormund erwähnt. Inzwischen, 1839, war nämlich ihr Vater, Michail Andrejewitsch Dostojewski, gestorben, und zum Vormund der Kinder war der Mann der ältesten Tochter, Herr Karepin, gewählt worden. Der Tod des Vaters wird natürlich einen besonderen Briefwechsel zwischen den Brüdern veranlaßt haben, doch leider ist von ihren Briefen zwischen dem 31. Oktober 1838 und 1. Januar 1840 kein einziger erhalten... Was jedoch die vorliegenden Briefe betrifft, so wird wohl niemand bestreiten können, daß sie von einer großen literarischen Belesenheit und einer Bildung zeugen, wie sie nicht jeder besitzt, der ein Universitätsstudium beendet hat.
    Es ist nicht anzunehmen, daß in dem Freundschaftsverhältnis zwischen Bereshetzki und Dostojewski ersterer den »Beschützer« gespielt hat, da er zu den »Alten« gehörte. Bereshetzki hatte gar keinen Einfluß auf die übrigen Kameraden, und Dostojewski wurde als »Sonderling« bald von allen in Ruhe gelassen. Ja, wie A. I. Ssaweljeff berichtet, hat Bereshetzki selbst unter dem Einfluß Dostojewskis gestanden, hat sich nach ihm gerichtet und ihm gehorcht, wie ein ergebener Schüler seinem Lehrer.
    »Im Jahre 1840 wurde Bereshetzki zum Leutnant befördert und kam in die untere Offiziersklasse (jetzt Ingenieurakademie), Dostojewski aber verblieb in der Konduktorenkompagnie und wurde in die höhere Klasse versetzt. Auch da schloß er sich keiner der Parteien an und blieb nach wie vor der unerschütterliche und schweigsame Jüngling, der von den Kameraden nie zu einer Beteiligung an gleichviel welch einer ›gemeinsamen Sache‹ zu bewegen war. Vielleicht hatte er unter den Kameraden auch Feinde, denen gerade das an ihm nicht gefallen mochte, daß er sich so ferne von ihnen hielt und sich immer nur seiner Phantasie hingab. Auch während dieses Jahres in der höheren Klasse sah man ihn gewöhnlich allein – entweder an seinem Tischchen sitzend, lesend oder sonstwie beschäftigt, oder man sah ihn durch die Räume schlendern, immer mit gesenktem Kopfe, die Hände auf dem Rücken.«
    Ende des Jahres 1840 sahen sich die Brüder in Petersburg, wohin der ältere gekommen war, um sein Examen abzulegen, worauf er im Januar 1841 zum Fähnrich der Feldingenieure befördert wurde. Am Abend vor seiner Rückreise nach Reval (am 17. Februar) lud Michail Michailowitsch, wie Dr. Riesenkampf berichtet, seine Freunde zu einem Abschiedsfest ein. Natürlich war auch Fjodor Michailowitsch zugegen, und er las Abschnitte aus seinen zwei dramatischen Entwürfen vor (zu denen ihn offenbar die Lektüre von Schiller und Puschkin inspiriert hatte). Die Dramen hießen »Maria Stuart« und »Boris Godunoff«. Mit dem ersteren Stoffe hat sich Fjodor Michailowitsch, wie Dr. Riesenkampf bezeugt, auch noch im Jahre 1842 eifrig befaßt, als die deutsche Tragödin Lilly Loewe in der Rolle der Maria Stuart einen starken Eindruck auf ihn gemacht hatte. Er wollte dieses tragische Thema, zu dem er eine neue Anregung durch die Schauspielerin empfangen haben mag, nach seiner Auffassung bearbeiten, weshalb er sich zunächst an ein sorgfältiges Lesen der historischen Quellen machte. Wo diese Entwürfe schließlich geblieben sind, ist unbekannt.
    In einem Briefe vom

Weitere Kostenlose Bücher