Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
Vom Netzwerk:
das Recht erwirkt, seine Werke – sogar unter seinem Namen – drucken zu lassen; gleichzeitig wurde er als Leutnant vom Dienst befreit und erhielt die Erlaubnis, nach dem europäischen Rußland zurückzukehren und in Twer zu wohnen. Seine Abreise aus Semipalatinsk verzögert sich bis zum Juli; dann muß er sich noch in Omsk aufhalten, infolge der Formalitäten, die mit dem Austritt seines Stiefsohnes aus dem Korps verbunden sind.
    Den nächsten Brief – vom 19. September 1859 – schreibt er bereits aus Twer, wo ihn der Bruder schon besucht hat. Aus dem nun folgenden Briefwechsel mit dem Bruder ist zu ersehen, wie schwierig es immerhin noch war, seine ersten Werke nach der sibirischen Verbannung unterzubringen. Und wie hatte ihn das Schicksal zu Anfang seiner literarischen Laufbahn mit dem ersten glänzenden Erfolg verwöhnt! Nun aber galt es, und das noch nach einer so schweren Prüfung, das Notwendigste zu beschaffen, um mit der Frau und dem Stiefsohn überhaupt leben zu können. Er arbeitet an den »Aufzeichnungen aus einem Totenhause«, spricht von dem Plan zu einem großen Roman (»Raskolnikoff«), trägt sich, nach der Aussage Miljukoffs, mit der Absicht, ein philosophisches Werk zu schreiben, doch nach reiflicher Überlegung sagt er sich davon los. Daneben plant er die Gesamtausgabe seiner bisher erschienenen Werke ... bis er schließlich, da er das Warten in Twer nicht mehr aushält, (das Warten auf die Beantwortung seines Gesuchs an Todleben), unmittelbar an den Kaiser ein Gnadengesuch richtet, in dem er bittet, nach Petersburg übersiedeln zu dürfen, um dort wegen seiner Krankheit Spezialisten konsultieren zu können ...
    Am 2. November schreibt er an seinen Freund Wrangel, daß Marja Dmitrijewna sich aufreibe in der Sorge um das Schicksal ihres Sohnes, da sie fürchte, nach seinem, Dostojewskis, Tode mit dem heranwachsenden Sohne wieder so dazustehen, wie nach dem Tode ihres ersten Mannes. Da er als Ausgang seiner Krankheit, wie er an den Kaiser schreibt, »Lähmung, Tod oder Irrsinn« vor sich sah und darin von der gleichfalls kranken, alles schwarz sehenden Frau noch bestärkt wurde, kann man sich ungefähr denken, welcher Art sein Gemütszustand in dieser Zeit war. Ende November erhält er die Erlaubnis zur Übersiedelung nach Petersburg.
    Miljukoff, der ihn mit Michail Michailowitsch vom Bahnhofe abholte, fand, daß er sich physisch nicht verändert hatte; ja, es schien ihm sogar, als sähe er, im Vergleich zu früher, rüstiger aus und als habe er von seiner gewohnten Energie nichts eingebüßt.

Petersburg.
     
    »Die Gespräche in unserem neuen, nicht großen Freundeskreise«, so erzählt Miljukoff, »glichen nun schon in vielem nicht mehr jenen, die seinerzeit bei Duroff geführt worden waren. Und hätte es überhaupt anders sein können? In diesen zehn Jahren hatten Westeuropa und Rußland gleichsam die Rollen getauscht. Dort waren die humanitären Utopien, die uns ehemals so hingerissen hatten, wie Rauch verflogen und die Reaktion triumphierte in allem; bei uns aber begann sich nun vieles von dem, wovon wir damals geträumt hatten, zu verwirklichen, und es wurden Reformen eingeführt oder vorbereitet, die das russische Leben erneuerten oder zu erneuern versprachen. So versteht es sich wohl von selbst, daß in unseren Gesprächen der frühere Pessimismus nicht mehr vorhanden war«, schließt Miljukoff.
    In der Tat: man wußte 1859 bereits allgemein, daß die Vorarbeiten zur Aufhebung der Leibeigenschaft nun wirklich im Gange waren, und man wußte überdies, daß nach Allerhöchstem Willen die Bauern »mit Land« befreit werden sollten. Nun bestand aber schon von jeher über die Frage, ob die Bauern mit oder ohne Zuteilung von Land zu befreien seien, ein Gegensatz zwischen der Minderheit und der »vornehmen« Mehrheit, deren Anwalt (der Historiker Karamsin) noch unter Alexander I. die Zuteilung von Land an die Bauern nicht anders als »die Verletzung der heiligen Rechte des Eigentums« genannt hatte. Unter Alexander II. fehlte der »gekränkten« Partei ein so hervorragender Vertreter wie Karamsin, und so kam denn ihre Gegnerschaft nur in inoffiziellem, doch nichts destoweniger hartnäckigem und folgerichtigem Zuwiderhandeln gegen die große Reform zum Ausdruck – indem man mit Entstellungen und Verzögerungen in der unmittelbaren Anwendung der Verordnungen und ihrer Konsequenzen arbeitete. Und andererseits: wenn der radikale Franzose Proudhon in seinem Briefe an J. Ssamarin fand, daß, nach

Weitere Kostenlose Bücher