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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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in den vierziger Jahren, sondern sind auch in der Zeichnung seines Verhältnisses zu der Heldin dieses Romans autobiographisch, – eines Verhältnisses, das von unseren jetzigen Kritikern mit so schnellfertiger Oberflächlichkeit aufgefaßt wird.
    Im Mai äußert er sich, nachdem er erfahren, wie General Todleben seine Bitte aufgenommen hat, ganz entzückt über »diese ritterliche, erhabene, großmütige Seele«. Ebenso freut ihn die Mitteilung, daß alle Welt den neuen Kaiser glühend liebt. »Mehr Glauben, mehr Einheit, und wenn noch Liebe hinzu kommt, ist alles getan! Wie soll man es jetzt aushalten, zurückzubleiben, sich nicht der allgemeinen Bewegung anschließen zu können, nicht auch sein Scherflein beizusteuern? O, gebe Gott, daß mein Leben sich schneller ändere!« Das wünschte er sich nicht bloß für sein Privatleben, sondern auch, um sich an der allgemeinen Bürgerarbeit beteiligen zu können, in Gemeinschaft mit einem solchen Kaiser! Von seinen Privatangelegenheiten aber kann er jetzt und im Juni nichts Gutes mitteilen. Er schreibt, daß er »fast verzweifelt.« »... Also – jetzt kann ich mit Sicherheit hoffen, doch ... nun ist es zu spät.« Seine Hoffnungen auf Familienglück sind zunichte geworden. Trotzdem sorgt er sich nach wie vor um Marja Dmitrijewnas Lebensbedingungen. Sein Bruder soll sich erkundigen, ob man ihren Sohn im Pawlowsker Kadettenkorps unterbringen könnte, man solle alles tun, damit ihr eine einmalige Unterstützung schnell ausgezahlt werde, sie könnte sonst vorher heiraten und damit den Anspruch auf Unterstützung verlieren. »Er besitzt nichts, sie auch nicht ... Das bedeutete für sie wieder Armut, wieder Leid ...« Von sich selbst aber sagt er: »... meinetwegen ins Wasser! oder sich dem Trunk ergeben!«
    Am 1. Oktober 1856 wurde Dostojewski (nachdem er am 15. Januar desselben Jahres Unteroffizier geworden war) zum Fähnrich befördert. Es geschah dies auf Befürwortung Todlebens und des Prinzen von Oldenburg hin, doch glaubte Dostojewski – und zwar mit Recht –, daß er auch sehr viel den persönlichen Bemühungen Wrangels zu verdanken habe. Am 1. Dezember teilt er seinem Freunde mit, daß er voraussichtlich noch vor der Fastenzeit im Frühjahr heiraten werde – »Sie wissen, wen ... Sie hat sich bald von dem Irrtum ihrer neuen Neigung überzeugt ... O, wenn Sie wüßten, was diese Frau ist!« Geld hat er natürlich keine Kopeke. Er will sich an den Onkel Kumanin wenden, der den Geschwistern schon oft geholfen hat ... Warum ist »Der kleine Held« – die Geschichte, die er in der Peter-Pauls-Festung während der Untersuchungshaft geschrieben hat – noch nicht gedruckt? Wenn man ihm noch ein ganzes Jahr nichts zu veröffentlichen erlaubt, ist er verloren – »dann lieber überhaupt nicht leben! ... Natürlich bin ich bereit, meinetwegen immer ohne Nennung meines Namens oder unter einem Pseudonym zu schreiben«. Zum Schluß bittet er Wrangel »kniefällig«, jenem selben W. zu helfen, für den er sich im Sommer verwandt hatte, »... jetzt ist er mir teurer als ein leiblicher Bruder ...«
    Am 25. Februar 1857 schreibt er an Wrangel, daß er 8 Monate wie ein Bettler werde leben müssen, wenn ihm der Onkel nicht noch einmal hilft. Am 9. März aber teilt er dem Freunde in ganz ruhigem Tone mit, daß am 6. März seine Trauung in Kusnezk stattgefunden hat ... In Barnaul hat er einen Anfall gehabt und der Arzt hat ihm gesagt, daß es richtige Epilepsie sei – das beunruhigt ihn. Nach seiner Rückkehr nach Semipalatinsk erwarten ihn einerseits die Sorgen um die Einrichtung der Wohnung, andererseits ist eine Besichtigung durch den Brigadekommandeur angesagt.
    Nach diesem für längere Zeit letzten Brief an Wrangel beginnt wieder eine Reihe von Briefen an den Bruder. Seine materiellen Sorgen sind dieselben. Im März 1858 schreibt er, seine Lage sei kritisch, »wenn Pleschtschejeff die 1000 Rubel nicht gibt...« Der Bruder hat inzwischen 3000 Rubel verloren, umso schwerer wird es, ihn um neue Hilfe anzugehen. Außer geliehenem Gelde helfen ihm 500 Rubel als Vorschuß vom Verleger Katkoff für eine versprochene Novelle (»Onkelchens Traum«) und später 1000 Rubel vom Herausgeber des »Russischen Wortes« für »Das Gut Stepantschikowo«, das im Herbst 1859 erscheinen soll. Er erwähnt bereits den Plan zu einem Roman – offenbar »Raskolnikoff«. »Warum schreiben die Verwandten kein Wort?« Außer der Beförderung zum Fähnrich hatte Todleben für ihn am 18. März 1859 auch

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