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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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damals sogenannten venezianischen Novellen (zu denen auch »L'Uscoque« und »La dernière Aldini« gehören), Typen, die später in dem Roman »Jeanne« ihre Vollendung fanden, in diesem bereits genialen Werk, das eine hellklare und vielleicht unbestreitbare Lösung der historischen Frage der Jeanne d'Arc gibt. In einem Bauernmädchen unserer Zeit läßt sie plötzlich die Gestalt der historischen Jeanne d'Arc vor uns erstehen und rechtfertigt anschaulich die wirkliche Möglichkeit dieser großartigen und wunderbaren historischen Erscheinung, – eine durchaus George Sand'sche Aufgabe, denn außer ihr hat von allen anderen Dichtern ihrer Zeit wohl niemand ein so reines Ideal des unschuldigen Mädchens in seiner Seele getragen, – ein so reines und durch seine Unschuld so machtvolles Ideal. Alle diese Typen junger Mädchen, von denen ich oben sprach, erfüllen in einer Reihe aufeinanderfolgender Werke eine ganz bestimmte Aufgabe; sie haben dasselbe Thema (übrigens haben das nicht die Mädchen allein: dasselbe Thema wiederholt sich später in ihrer prachtvollen Novelle »La Marquise«, die gleichfalls noch zu ihren früheren Werken gehört). Es ist der gerade, ehrliche, doch unerfahrene Charakter eines jungen weiblichen Wesens von jener stolzen Keuschheit, die sich nicht fürchtet, beschmutzt zu werden, und die gar nicht beschmutzt werden kann, auch nicht von der Berührung mit dem Laster, ja selbst dann nicht, wenn dieses Wesen durch einen Zufall plötzlich unmittelbar in eine Höhle des Lasters gerät. Das Bedürfnis, sich hochherzig zu opfern (im Glauben, daß dieses Opfer gerade von ihr erwartet wird), erschüttert das Herz des jungen Mädchens, und ohne zu zögern, ohne mit sich zu geizen, tut sie plötzlich uneigennützig, ohne an sich zu denken und furchtlos den gefährlichsten und verhängnisvollsten Schritt. Das, was sie sieht und was ihr begegnet, verwirrt und ängstigt sie nachher nicht im geringsten, – im Gegenteil, es erhöht sofort nur den Mut im jungen Herzen, das sich jetzt erst zum erstenmal aller seiner Kräfte bewußt wird – der Kräfte der Unschuld, der Ehrlichkeit, der Reinheit –; es verdoppelt nur ihre Energie und weist ihrem bis dahin sich selbst noch nicht kennenden, doch mutigen und frischen Verstande, der sich mit Konzessionen an das Leben noch nicht beschmutzt hat, neue Wege und neue Horizonte. Dazu alles in der fehlerlosesten und reizendsten Form eines Poems: George Sand ließ ihre Dichtungen damals mit Vorliebe glücklich enden, mit dem Triumph der Unschuld, Aufrichtigkeit und des jungen, furchtlosen Vertrauens. Und solche Gestalten hätten die Gesellschaft empören, Zweifel und Befürchtungen erwecken können? Ganz gewiß nicht; vielmehr geschah das Gegenteil und selbst die strengsten Väter und Mütter begannen in ihren Familien die Lektüre der Werke George Sands zu erlauben und wunderten sich: »Was reden die Menschen nur so von ihr?« Und erst auf diese Verwunderung hin wurden dann warnende Stimmen laut, die darauf hinwiesen, daß »in eben diesem Stolz der weiblichen Anforderung, in eben dieser Unversöhnlichkeit der Keuschheit mit dem Laster, in eben dieser Weigerung, dem Laster auch nur irgendwelche Konzessionen zu machen, in eben dieser Furchtlosigkeit, mit der die Unschuld sich zum Kampf erhebt und dem Unrecht klar in die Augen sieht, das Gift liege, das zukünftige Gift des weiblichen Protestes, der weiblichen Emanzipation«. Nun Wohl! vielleicht hatte das, was man da vom Gift sagte, seine Richtigkeit. Es entstand tatsächlich ein Gift, doch was dieses Gift vertilgen wollte, was durch dieses Gift umkommen und was sich durch dasselbe retten sollte, – das war nun sofort die neue Frage und die wurde lange nicht beantwortet.
    Jetzt sind diese Fragen schon lange beantwortet (dem Anscheine nach). Hier muß bemerkt werden, daß in der Mitte der vierziger Jahre der Ruhm George Sands und der Glaube an die Kraft ihres Genies so hoch standen, daß wir, ihre Zeitgenossen, alle noch etwas unvergleichlich Größeres in der Zukunft von ihr erwarteten, irgendein unerhörtes neues Wort, sogar etwas Entscheidendes und bereits Endgültiges. Diese Hoffnungen erfüllten sich nicht: es zeigte sich, daß sie zu der Zeit, d. h. gegen Ende der vierziger Jahre, bereits alles gesagt hatte, was auszusprechen ihr oblag und vorherbestimmt war. Jetzt aber an ihrem frischen Grabe kann man über sie schon durchaus das letzte Wort sagen.
    George Sand ist kein Denker, aber sie ist eine der

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