Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
Vom Netzwerk:
so es zieren,
    Werden euch sanft das Herze rühren;
    Mitunter ist dann auch etwan
    Ein deutscher Kohl dazugetan;
    Und sollt eine Saudistel drinnen sein,
    Das wollt ihr mildiglich verzeihn!
    Und nun, Lieber, hab guten Mut,
    Und merke, was sich zutragen tut!
    Denke: Ein Maul ist kein Rachen,
    Eine Kröt ist kein Drachen,
    Ein Fingerlein ist kein Maß –
    Aber ein Spaß ist alleweil ein Spaß!
Knecht Ruprecht
    Von drauß’ vom Walde komm ich her;
    Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Allüberall auf den Tannenspitzen
    Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
    Und droben aus dem Himmelstor
    Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
    Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann,
    Da rief’s mich mit heller Stimme an.
    »Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
    Hebe die Beine und spute dich schnell!
    Die Kerzen fangen zu brennen an,
    Das Himmelstor ist aufgetan,
    Alt’ und Junge sollen nun
    Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
    Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
    Denn es soll wieder Weihnachten werden!«
    Ich sprach: »O lieber Herre Christ,
    Meine Reise fast zu Ende ist;
    Ich soll nur noch in diese Stadt,
    Wo’s eitel gute Kinder hat.«
    – »Hast denn das Säcklein auch bei dir?«
    Ich sprach: »Das Säcklein, das ist hier;
    Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
    Fressen fromme Kinder gern.«
    – »Hast denn die Rute auch bei dir?«
    Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
    Doch für die Kinder nur, die schlechten,
    Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
    Christkindlein sprach: »So ist es recht;
    So geh mit Gott, mein treuer Knecht!«
    Von drauß’ vom Walde komm ich her;
    Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find!
    Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
Einer Braut am Polterabend
    Mit einem Album und dem Brautkranz
    Ich bringe dir ein leeres weißes Buch,
    Die Blätter drin noch ohne Bild und Spruch.
     
    Sie sollen einst, wenn sie beschrieben sind,
    Dir bringen ein Erinnern hold und lind;
     
    An liebe Worte, die man zu dir sprach,
    An treue Augen, die dir blickten nach. –
     
    Drauf log ich dir von dunklem Myrtenreis
    Den grünen Kranz, der aller Kränze Preis.
     
    Nimm ihn getrost! Denn muß ich auch gestehn,
    Er wird wie alles Laub dereinst vergehn,
     
    So weiß ich doch, wenn Tag um Tag verschwand,
    Hältst du den Zweig mit Früchten in der Hand.
Blumen
    Dem Augenarzt von seinen Kranken
    Sie kommen aus dem Schoß der Nacht;
    Doch wären unten sie geblieben,
    Wenn nicht das Licht mit seiner Macht
    Hinauf ins Leben sie getrieben.
     
    Holdselig aus der Erde bricht’s
    Und blüht nun über alle Schranken;
    Du bist der Freund des holden Lichts;
    Laß dir des Lichtes Kinder danken!
Mein jüngstes Kind
    Ich wanderte schon lange,
    Da kamest du daher;
    Nun gingen wir zusammen,
    Ich sah dich nie vorher.
     
    Noch eine kurze Strecke
    – Das Herz wird mir so schwer –,
    Du hast noch weit zu gehen,
    Ich kann nicht weiter mehr.
Ein Ständchen
    In lindem Schlaf schon lag ich hingestreckt,
    Da hat mich jäh dein Geigenspiel erweckt.
    Doch, wo das Menschenherz mir so begegnet,
    Nacht oder Tag, die Stunde sei gesegnet!
Das Edelfräulein seufzt
    Es ist wohl wahr,
    Die Menschen stammen von einem Paar!
    Der doppelte Adam, so süß er wäre,
    Ich halte ihn dennoch für eine Schimäre!
Ein Sterbender
    Am Fenster sitzt er, alt, gebrochnen Leibes,
    Und trommelt müßig an die feuchten Scheiben;
    Grau ist der Wintertag und grau sein Haar.
    Mitunter auch besieht er aufmerksam
    Der Adern Hüpfen auf der welken Hand.
    Es geht zu Ende; ratlos irrt sein Aug
    Von Tisch zu Tisch, drauf Schriftwerk aller Art,
    Sein harrend, hoch und höher sich getürmt.
    Vergebens! Was er täglich sonst bezwang,
    Es ward ein Berg; er kommt nicht mehr hinüber.
    Und dennoch, wenn auch trübe, lächelt er
    Und sucht wie sonst noch mit sich selbst zu scherzen;
    Ein Aktenstoß, in tücht’gen Stein gehauen,
    Es dünket ihn kein übel Epitaph.
    Doch streng aufs neue schließet sich sein Mund;
    Er kehrt sich ab, und wieder mit den grellen
    Pupillen starrt er in die öde Luft
    Und trommelt weiter an die Fensterscheiben.
     
    Da wird es plötzlich hell; ein bleicher Strahl
    Der Wintersonne leuchtet ins Gemach
    Und auf ein Bild genüber an der Wand.
    Und aus dem Rahmen tritt ein Mädchenkopf,
    Darauf wie Frühtau noch die Jugend liegt;
    Aus großen, hold erstaunten Augen sprüht
    Verheißung aller Erdenseligkeit.
    Er kennt das Wort auf diesen roten Lippen,
    Er nur allein. Erinnrung faßt ihn an;
    Fata

Weitere Kostenlose Bücher