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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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hernieder
    Zum Garten schauten, wo geheimnisvoll
    Im Dunkel dufteten Jasmin und Flieder?
    Der Sternenhimmel über uns so weit,
    Und du so jung; unmerklich geht die Zeit.
     
    Wie still die Luft! Des Regenpfeifers Schrei
    Scholl klar herüber von dem Meeresstrande;
    Und über unsrer Bäume Wipfel sahn
    Wir schweigend in die dämmerigen Lande.
    Nun wird es wieder Frühling um uns her,
    Nur eine Heimat haben wir nicht mehr.
     
    Nun horch ich oft, schlaflos in tiefer Nacht,
    Ob nicht der Wind zur Rückfahrt möge wehen.
    Wer in der Heimat erst sein Haus gebaut,
    Der sollte nicht mehr in die Fremde gehen!
    Nach drüben ist sein Auge stets gewandt:
    Doch eines blieb – wir gehen Hand in Hand.
Du warst es doch
    In buntem Zug zum Walde ging’s hinaus;
    Du bei den Kindern bliebst allein zu Haus.
    Und draußen haben wir getanzt, gelacht,
    Und kaum, so war mir, hatt ich dein gedacht. –
    Nun kommt der Abend, und die Zeit beginnt,
    Wo auf sich selbst die Seele sich besinnt;
    Nun weiß ich auch, was mich so froh ließ sein,
    Du warst es doch, und du nur ganz allein.
Am Geburtstage
    Es heißt wohl: Vierzig Jahr ein Mann!
    Doch Vierzig fängt die Fünfzig an.
     
    Es liegt die frische Morgenzeit
    Im Dunkel unter mir so weit,
     
    Daß ich erschrecke, wenn ein Strahl
    In diese Tiefe fällt einmal.
     
    Schon weht ein Lüftlein von der Gruft,
    Das bringt den Herbst-Resedaduft.
Schlaflos
    Aus Träumen in Ängsten bin ich erwacht;
    Was singt doch die Lerche so tief in der Nacht!
     
    Der Tag ist gegangen, der Morgen ist fern,
    Aufs Kissen hernieder scheinen die Stern’.
     
    Und immer hör ich den Lerchengesang;
    O Stimme des Tages, mein Herz ist bang.
Gartenspuk
    Daheim noch war es; spät am Nachmittag.
    Im Steinhof unterm Laub des Eschenbaums
    Ging schon der Zank der Sperlinge zur Ruh;
    Ich, an der Hoftür, stand und lauschte noch,
    Wie Laut um Laut sich mühte und entschlief.
    Der Tag war aus; schon vom Levkojenbeet
    Im Garten drüben kam der Abendduft;
    Die Schatten fielen; bläulich im Gebüsch
    Wie Nebel schwamm es. Träumend blieb ich stehn,
    Gedankenlos, und sah den Steig hinab;
    Und wieder sah ich – und ich irrte nicht –
    Tief unten, wo im Grund der Birnbaum steht,
    Langsam ein Kind im hohen Grase gehen;
    Ein Knabe schien’s, im grauen Kittelchen.
    Ich kannt es wohl, denn schon zum öftern Mal
    Sah dort im Dämmer ich so holdes Bild;
    Die Abendstille schien es herzubringen,
    Doch näher tretend fand man es nicht mehr.
    Nun ging es wieder, stand und ging umher,
    Als freu es sich der Garteneinsamkeit. –
    Ich aber, diesmal zu beschleichen es,
    Ging leise durch den Hof und seitwärts dann
    Im Schatten des Holunderzauns entlang,
    Sorgsam die Schritte messend; einmal nur
    Nach einer Erdbeerranke bückt ich mich,
    Die durch den Weg hinausgelaufen war.
    Schon schlüpft ich bei der Geißblattlaube durch;
    Ein Schritt noch ums Gebüsch, so war ich dort,
    Und mit den Händen mußt ich’s greifen können.
    Umsonst! – Als ich den letzten Schritt getan,
    Da war es wieder wie hinweggetäuscht.
    Still stand das Gras, und durch den grünen Raum
    Flog surrend nur ein Abendschmetterling;
    Auch an den Linden, an den Fliederbüschen,
    Die ringsum standen, regte sich kein Blatt.
    Nachsinnend schritt ich auf dem Rasen hin
    Und suchte töricht nach der Füßchen Spur
    Und nach den Halmen, die ihr Tritt geknickt;
    Dann endlich trat ich aus der Gartentür,
    Um draußen auf dem Deich den schwülen Tag
    Mit einem Gang im Abendwind zu schließen.
    Doch als ich schon die Pforte zugedrückt,
    Den Schlüssel abzog, fiel ein Sonnenriß,
    Der in der Planke war, ins Auge mir;
    Und fast unachtsam lugte ich hindurch.
    Dort lag der Rasen, tief im Schatten schon;
    Und sieh! Da war es wieder, unweit ging’s,
    Grasrispen hatt es in die Hand gepflückt;
    Ich sah es deutlich... In sein blaß Gesichtchen
    Fiel schlicht das Haar; die Augen sah man nicht,
    Sie blickten erdwärts, gern, so schien’s, betrachtend,
    Was dort geschah; doch lächelte der Mund.
    Und nun an einem Eichlein kniet’ es hin,
    Das spannenhoch kaum aus dem Grase sah
    – Vom Walde hatt ich jüngst es heimgebracht –,
    Und legte sacht ein welkes Blatt beiseit
    Und strich liebkosend mit der Hand daran.
    Darauf – kaum nur vermocht ich’s zu erkennen;
    Denn Abend ward es, doch ich sah’s genau –
    Ein Käfer klomm den zarten Stamm hinauf,
    Bis endlich er das höchste Blatt erreicht;
    Er hatte wohl den heißen Tag verschlafen
    Und rüstete sich nun zum Abendflug.
    Rückwärts die

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