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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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Morgana steigen auf betörend;
    Lau wird die Luft – wie hold die Düfte wehen!
    Mit Rosen ist der Garten überschüttet,
    Auf allen Büschen liegt der Sonnenschein.
    Die Bienen summen; und ein Mädchenlachen
    Fliegt süß und silbern durch den Sommertag.
    Sein Ohr ist trunken. »Oh, nur einmal noch!«
    Er lauscht umsonst, und seufzend sinkt sein Haupt.
    »Du starbst – Wo bist du? – Gibt es eine Stelle
    Noch irgendwo im Weltraum, wo du bist? –
    Denn daß du mein gewesen, daß das Weib
    Dem Manne gab der unbekannte Gott –
    Ach dieser unergründlich süße Trunk,
    Und süßer stets, je länger du ihn trinkst,
    Er läßt mich zweifeln an Unsterblichkeit;
    Denn alle Bitternis und Not des Lebens
    Vergilt er tausendfach; und drüberhin
    Zu hoffen, zu verlangen weiß ich nichts!«
    In leere Luft ausstreckt er seine Arme:
    »Hier diese Räume, wo du einst gelebt,
    Erfüllt ein Schimmer deiner Schönheit noch;
    Nur mir erkennbar; wenn auch meine Augen
    Geschlossen sind, von keinem dann gesehn.«
    Vor ihm mit dunklem Weine steht ein Glas,
    Und zitternd langet seine Hand danach;
    Er schlürft ihn langsam, aber auch der Wein
    Erfreut nicht mehr sein Herz. Er stützt das Haupt.
    »Einschlafen, fühl ich, will das Ding, die Seele,
    Und näher kommt die rätselhafte Nacht!« – –
    Ihm unbewußt entfliehen die Gedanken
    Und jagen sich im unermeßnen Raum. –
    Da steigt Gesang, als wollt’s ihn aufwärts tragen;
    Von drüben aus der Kirche schwillt der Chor.
    Und mit dem innern Auge sieht er sie,
    So Mann als Weib, am Stamm des Kreuzes liegen.
    Sie blicken in die bodenlose Nacht;
    Doch ihre Augen leuchten feucht verklärt,
    Als sähen sie im Urquell dort des Lichts
    Das Leben jung und rosig auferstehn.
    »Sie träumen«, spricht er – leise spricht er es –
    »Und diese bunten Bilder sind ihr Glück.
    Ich aber weiß es, daß die Todesangst
    Sie im Gehirn der Menschen ausgebrütet.«
    Abwehrend streckt er seine Hände aus:
    »Was ich gefehlt, des einen bin ich frei;
    Gefangen gab ich niemals die Vernunft,
    Auch um die lockendste Verheißung nicht;
    Was übrig ist – ich harre in Geduld.«
    Mit klaren Augen schaut der Greis umher;
    Und während tiefer schon die Schatten fallen,
    Erhebt er sich und schleicht von Stuhl zu Stuhl,
    Und setzt sich noch einmal dort an den Tisch,
    Wo ihm so manche Nacht die Lampe schien.
    Noch einmal schreibt er; doch die Feder sträubt sich;
    Sie, die bisher dem Leben nur gedient,
    Sie will nicht gehen in den Dienst des Todes;
    Er aber zwingt sie, denn sein Wille soll
    So weit noch reichen, als er es vermag.
     
    Die Wanduhr mißt mit hartem Pendelschlag,
    Als dränge sie, die fliehenden Sekunden;
    Sein Auge dunkelt; ungesehen naht,
    Was ihm die Feder aus den Fingern nimmt.
    Doch schreibt er mühsam noch in großen Zügen,
    Und Dämmrung fällt wie Asche auf die Schrift:
    »Auch bleib der Priester meinem Grabe fern;
    Zwar sind es Worte, die der Wind verweht,
    Doch will es sich nicht schicken, daß Protest
    Gepredigt werde dem, was ich gewesen,
    Indes ich ruh im Bann des ew’gen Schweigens.«
Der Lump
    Und bin ich auch ein rechter Lump,
    So bin ich dessen unverlegen;
    Ein frech Gemüt, ein fromm Gesicht,
    Herzbruder, sind ein wahrer Segen!
     
    Links nehm von Christi Mantel ich
    Ein Zipfelchen, daß es mir diene,
    Und rechts – du glaubst nicht, wie das deckt –,
    Rechts von des Königs Hermeline.
Sprüche
    1
    Der eine fragt: Was kommt danach?
    Der andre fragt nur: Ist es recht?
    Und also unterscheidet sich
    Der Freie von dem Knecht.
    2
    Vom Unglück erst
    Zieh ab die Schuld;
    Was übrig ist,
    Trag in Geduld!
Gräber in Schleswig
    Nicht Kranz noch Kreuz; das Unkraut wuchert tief;
    Denn die der Tod bei Idstedt einst entboten,
    Hier schlafen sie, und deutsche Ehre schlief
    Hier dreizehn Jahre lang bei diesen Toten.
     
    Und dreizehn Jahre litten jung und alt,
    Was leben blieb, des kleinen Feindes Tücken,
    Und konnten nichts als, stumm die Faust geballt,
    Den Schrei des Zorns in ihrer Brust ersticken.
     
    Die Schmach ist aus; der ehrne Würfel fällt!
    Jetzt oder nie! Erfüllet sind die Zeiten,
    Des Dänenkönigs Totenglocke gellt;
    Mir klinget es wie Osterglockenläuten!
     
    Die Erde dröhnt; von Deutschland weht es her,
    Mir ist, ich hör ein Lied im Winde klingen,
    Es kommt heran schon wie ein brausend Meer,
    Um endlich alle Schande zu verschlingen! – –
     
    Törichter Traum! – Es klingt kein deutsches Lied,
    Kein Vorwärts schallt von deutschen Bataillonen;
    Wohl dröhnt der

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