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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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Grund, wohl naht es Glied an Glied;
    Doch sind’s die Reiter dänischer Schwadronen.
     
    Sie kommen nicht. Das Londoner Papier,
    Es wiegt zu schwer, sie wagen’s nicht zu heben.
    Die Stunde drängt. So helft, ihr Toten hier!
    Ich rufe euch und hoffe nichts vom Leben.
     
    Wacht auf, ihr Reiter! Schüttelt ab den Sand,
    Besteigt noch einmal die gestürzten Renner!
    Blast, blast, ihr Jäger! Für das Vaterland
    Noch einen Strauß! Wir brauchen Männer, Männer!
     
    Tambour, hervor aus deinem schwarzen Schrein!
    Noch einmal gilt’s, das Trommelfell zu schlagen;
    Soll euer Grab in deutscher Erde sein,
    So müßt ihr noch ein zweites Leben wagen! –
     
    Ich ruf umsonst! ihr ruht auf ewig aus;
    Ihr wurdet eine duldsame Gemeinde.
    Ich aber schrei es in die Welt hinaus:
    Die deutschen Gräber sind ein Spott der Feinde!
Es gibt eine Sorte
    Es gibt eine Sorte im deutschen Volk,
    Die wollen zum Volk nicht gehören;
    Sie sind auch nur die Tropfen Gift,
    Die uns im Blute gären.
     
    Und weil der lebenskräftige Leib
    Sie auszuscheiden trachtet,
    So hassen sie nach Vermögen ihn
    Und hätten ihn gern verachtet.
     
    Und was für Zeichen am Himmel stehn,
    Licht oder Wetterwolke,
    Sie gehen mit dem Pöbel zwar,
    Doch nimmer mit dem Volke.
Der Beamte
    Er reibt sich die Hände: »Wir kriegen’s jetzt!
    Auch der frechste Bursche spüret
    Schon bis hinab in die Fingerspitz’,
    Daß von oben er wird regieret.
     
    Bei jeder Geburt ist künftig sofort
    Der Antrag zu formulieren,
    Daß die hohe Behörde dem lieben Kind
    Gestatte zu existieren!«
Wir können auch die Trompete blasen
    Wir können auch die Trompete blasen
    Und schmettern weithin durch das Land;
    Doch schreiten wir lieber in Maientagen,
    Wenn die Primeln blühn und die Drosseln schlagen,
    Still sinnend an des Baches Rand.
Beginn des Endes
    Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
    Nur ein Gefühl, empfunden eben;
    Und dennoch spricht es stets darein,
    Und dennoch stört es dich zu leben.
     
    Wenn du es andern klagen willst,
    So kannst du’s nicht in Worte fassen.
    Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«
    Und dennoch will es dich nicht lassen.
     
    So seltsam fremd wird dir die Welt,
    Und leis verläßt dich alles Hoffen,
    Bis du es endlich, endlich weißt,
    Daß dich des Todes Pfeil getroffen.
Tiefe Schatten
    So komme, was da kommen mag!
    Solang du lebest, ist es Tag.
     
    Und geht es in die Welt hinaus,
    Wo du mir bist, bin ich zu Haus.
     
    Ich seh dein liebes Angesicht,
    Ich sehe die Schatten der Zukunft nicht.
1.
    In der Gruft bei den alten Särgen
    Steht nun ein neuer Sarg,
    Darin vor meiner Liebe
    Sich das süßeste Antlitz barg.
     
    Den schwarzen Deckel der Truhe
    Verhängen die Kränze ganz;
    Ein Kranz von Myrtenreisern,
    Ein weißer Syringenkranz.
     
    Was noch vor wenig Tagen
    Im Wald die Sonne beschien,
    Das duftet nun hier unten:
    Maililien und Buchengrün.
     
    Geschlossen sind die Steine,
    Nur oben ein Gitterlein;
    Es liegt die geliebte Tote
    Verlassen und allein.
     
    Vielleicht im Mondenlichte,
    Wenn die Welt zur Ruhe ging,
    Summt noch um die weißen Blüten
    Ein dunkler Schmetterling.
2.
    Mitunter weicht von meiner Brust,
    Was sie bedrückt seit deinem Sterben;
    Es drängt mich, wie in Jugendlust,
    Noch einmal um das Glück zu werben.
     
    Doch frag ich dann: Was ist das Glück?
    So kann ich keine Antwort geben
    Als die, daß du mir kämst zurück,
    Um so wie einst mit mir zu leben.
     
    Dann seh ich jenen Morgenschein,
    Da wir dich hin zur Gruft getragen;
    Und lautlos schlafen die Wünsche ein,
    Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
3.
    Gleich jenem Luftgespenst der Wüste
    Gaukelt vor mir
    Der Unsterblichkeitsgedanke;
    Und in den bleichen Nebel der Ferne
    Täuscht er dein Bild.
     
    Markverzehrender Hauch der Sehnsucht,
    Betäubende Hoffnung befällt mich;
    Aber ich raffe mich auf,
    Dir nach, dir nach;
    Jeder Tag, jeder Schritt ist zu dir.
     
    Doch, unerbittliches Licht dringt ein;
    Und vor mir dehnt es sich,
    Öde, voll Entsetzen der Einsamkeit;
    Dort in der Ferne ahn ich den Abgrund;
    Darin das Nichts. –
     
    Aber weiter und weiter
    Schlepp ich mich fort;
    Von Tag zu Tag,
    Von Mond zu Mond,
    Von Jahr zu Jahr;
     
    Bis daß ich endlich,
    Erschöpft an Leben und Hoffnung,
    Werd hinstürzen am Weg
    Und die alte ewige Nacht
    Mich begräbt barmherzig,
    Samt allen Träumen der Sehnsucht.
4.
    Weil ich ein Sänger bin, so frag ich nicht,
    Warum die Welt so still nun meinem Ohr;
    Die eine, die geliebte Stimme fehlt,
    Für die nur alles andre

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