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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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war der Chor.
5.
    Und am Ende der Qual alles Strebens
    Ruhig erwart ich, was sie beschert,
    Jene dunkelste Stunde des Lebens;
    Denn die Vernichtung ist auch was wert.
6.
    Der Geier Schmerz flog nun davon,
    Die Stätte, wo er saß, ist leer;
    Nur unten tief in meiner Brust
    Regt sich noch etwas, dumpf und schwer.
     
    Das ist die Sehnsucht, die mit Qual
    Um deine holde Nähe wirbt,
    Doch, eh sie noch das Herz erreicht,
    Mutlos die Flügel senkt und stirbt.
Waisenkind
    Ich bin eine Rose, pflück mich geschwind!
    Bloß liegen die Würzlein dem Regen und Wind.
     
    Nein, geh nur vorüber und laß du mich los!
    Ich bin keine Blume, ich bin keine Ros’.
     
    Wohl wehet mein Röcklein, wohl faßt mich der Wind;
    Ich bin nur ein vater- und mutterlos Kind.
Verirrt
    Ein Vöglein singt so süße
    Vor mir von Ort zu Ort;
    Weh, meine wunden Füße!
    Das Vöglein singt so süße,
    Ich wandre immerfort.
     
    Wo ist nun hin das Singen?
    Schon sank das Abendrot;
    Die Nacht hat es verstecket,
    Hat alles zugedecket –
    Wem klag ich meine Not?
     
    Kein Sternlein blinkt im Walde,
    Weiß weder Weg noch Ort;
    Die Blumen an der Halde,
    Die Blumen in dem Walde,
    Die blühn im Dunkeln fort.
Spruch des Alters
1.
    Vergessen und Vergessenwerden! –
    Wer lange lebt auf Erden,
    Der hat wohl diese beiden
    Zu lernen und zu leiden.
2.
    Dein jung Genoß in Pflichten
    Nach dir den Schritt tät richten.
     
    Da kam ein andrer junger Schritt,
    Nahm deinen jung Genossen mit.
     
    Sie wandern nach dem Glücke,
    Sie schaun nicht mehr zurücke.
Frauen-Ritornelle
    Blühende Myrte –
    Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;
    Die Blüte fiel; nun seh ich, daß ich irrte.
     
    Schnell welkende Winden –
    Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ich
    An eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.
     
    Muskathyazinthen –
    Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;
    Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.
     
    Dunkle Zypressen –
    Die Welt ist gar zu lustig;
    Es wird doch alles vergessen.
Begrabe nur dein Liebstes!
    Begrabe nur dein Liebstes! Dennoch gilt’s
    Nun weiterleben; – und im Drang des Tages,
    Dein Ich behauptend, stehst bald wieder du.
    – So jüngst im Kreis der Freunde war es, wo
    Hinreißend Wort zu lauter Rede schwoll;
    Und nicht der Stillsten einer war ich selbst.
    Der Wein schoß Perlen im kristallnen Glas,
    Und in den Schläfen hämmerte das Blut; –
    Da plötzlich in dem hellen Tosen hört ich
    – Nicht Täuschung war’s, doch wunderbar zu sagen –,
    Aus weiter Ferne hört ich eine Stille;
    Und einer Stimme Laut, wie mühsam zu mir ringend,
    Sprach todesmüd, doch süß, daß ich erbebte:
    »Was lärmst du so, und weißt doch, daß ich schlafe!«
Verloren
    Was Holdes liegt mir in dem Sinn,
    Das ich vor Zeit einmal besessen;
    Ich weiß nicht, wo es kommen hin,
    Auch, was es war, ist mir vergessen.
    Vielleicht – am fernen Waldesrand,
    Wo ich am lichten Junimorgen
    – Die Kinder klein und klein die Sorgen –
    Mit dir gesessen Hand in Hand,
    Indes vom Fels die Quelle tropfte,
    Die Amsel schallend schlug im Grund,
    Mein Herz in gleichen Schlägen klopfte
    Und glücklich lächelnd schwieg dein Mund;
    In grünen Schatten lag der Ort –
    Wenn nur der weite Raum nicht trennte,
    Wenn ich nur dort hinüberkönnte,
    Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich’s dort.
Es ist ein Flüstern
    Es ist ein Flüstern in der Nacht,
    Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
    Ich fühl’s, es will sich was verkünden
    Und kann den Weg nicht zu mir finden.
     
    Sind’s Liebesworte, vertrauet dem Wind,
    Die unterwegs verwehet sind?
    Oder ist’s Unheil aus künftigen Tagen,
    Das emsig drängt sich anzusagen?
An Klaus Groth
       Wenn’t Abend ward,
    Un still de Welt un still dat Hart;
    Wenn möd up’t Knee di liggt de Hand,
    Un ut din Husklock an de Wand
    Du hörst den Parpendikelslag,
    De nich to Woort keem över Dag;
    Wenn’t Schummern in de Ecken liggt,
    Un buten all de Nachtswulk flüggt;
    Wenn denn noch eenmal kiekt de Sünn
    Mit golden Schiin to’t Finster rin,
    Un, ehr de Slap kümmt un de Nacht,
    Noch eenmal allens lävt un lacht –
    Dat is so wat vör’t Minschenhart,
       Wenn’t Abend ward.
Über die Heide
    Über die Heide hallet mein Schritt;
    Dumpf aus der Erde wandert es mit.
     
    Herbst ist gekommen, Frühling ist weit –
    Gab es denn einmal selige Zeit?
     
    Brauende Nebel geisten umher;
    Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
     
    Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai!
    Leben und Liebe – wie

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