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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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jungen Menschen sich erstreckt habe, ist nicht erkennbar; erst mit dem Ende desselben beginnen wieder die bis zu einem gewissen Punkte fortlaufend erhaltenen Teile der Handschrift, der nun wieder wie vorhin das Wort gelassen wird.
    *
    ... war es eines Abends Ende Septembris, als ich mit meinem Vater sel. in dessen Studirstüblein über Abfassung einer Supplike an unsern allergnädigsten Herzog beisammen saß; denn da meinen lieben Vater wegen übermäßiger studia in seiner Jugend eine Augenschwäche befallen, so hatte er es gern, wenn ich für ihn die Feder führete. Wollte nämlich die Angelegenheit mit unserem Keller noch immer keinen Fortgang nehmen. Zwar hatte der Hofbauer, nur auf meine frühere Rede – denn mein Vater wollte ihn nicht um seine Dienste angehen –, die Sache noch einmal in der Gemeinde fürbracht; aber die Bauren hatten ihm erwidert, der alte Pastor habe bei seinem Bier gut predigen können, so werd der Keller auch wohl für den neuen reichen.
    Es war nun an diesem Abend ein gar wüstes Wetter, und brausete es draußen von dem Walde her, daß man hier innen oft die Worte kaum erfassen konnte.
    »Schreibe nun so«, sagte mein Vater, indem er zu mir rückte: »Obgleich die meisten meiner Beichtkinder mir herzlich gern einen besseren Keller gönneten, so waren doch derer, die halsstarrig dawider stritten; von Mitten Maji bis hieher habe kein frisch und kühl, sondern nur sauer Bier gehabt; und was mir das vor eine Plage gewesen, ist Gott am besten bekannt; wie viel aber von solchen Gaben Gottes, salvo honore, zum Schweinetrank hingießen lassen, will ich hier seufzend übergehen.«
    Ich entsinne mich noch aller dieser Worte meines lieben Vaters; denn ich setzete die Feder ab, weil mich ein Bedenken anwandelte, Hochfürstliche Gnaden also wegen des pastoris sauerem Bier in Compassion zu nehmen. Als ich aber solches eben nur geäußert, hörte ich draußen auf der Hausdiele ein laut Gerede mit unserer alten Margreth. Wurde dann auch unsere Stubenthür gewaltsam aufgerissen, und erschien ein Mann in schier beschmutzten Reisekleidern, scheinbar von meines Vaters Alter und auch wohl geistlichen Standes, aber mit vollem braunrothen Antlitz, daraus ein Paar kleine blanke Augen gar hurtige Blicke über uns hin laufen ließen. »Salve, Christiane, confrater dilectissime!« schrie er; »komme gar spät unter dein gastlich Dach! Aber der Teufel, der mir als seinem scharfen Widersacher allzeit auf den Hacken ist, hatte mit seiner höllischen Kunst meinen Gaul vom Wege in das Moor hineingegaukelt, also daß ich ihn durch ein paar Käthner zwischen den Bülten habe müssen herausgraben lassen; der Unsaubere hatte es wohl gerochen, daß ich unter meinem Wamse eine neu geschmiedete Waffen gegen ihn am Leibe trug.« Und dabei schlug der heftige Mann gegen seine Brust und zog alsdann unter seinem Mantel ein dick manuscriptum herfür; das warf er vor uns auf den Tisch in meine Schreiberei hinein. »Siehe da«, rief er, »mein ›Höllischer Morpheus‹ hat zwar dem holländischen Schwarmgeist, dem unverschämten Dr. Balthasar Beckern und seiner ›Bezauberten Welt‹, den Text gefeget; aber der verworfenen Zauberer- und Hexenadvokaten erstehen immer mehr! Nitimur in vetitum, Herr Bruder! Es thut Noth, der unvernünftigen Vernunft den Daumen gegen zu halten!«
    Aus solcher Rede wurd mir inne, daß ein gar hochgelahrter Mann in unser Haus getreten; und war es Herr Petrus Goldschmidt, derzeitiger Pastor zu Sterup, welcher als ein Husumer einstmals mit meinem lieben Vater auf dortiger Schulen und später auf der Universität beisammen gewesen. Er hatte aber nach seinem hochberühmten ›Morpheus‹ ein zweites Werk fertig gestellet, und zwar gegen den Hallischen Professor Thomasius, der in seinem derzeit erst verdeutscheten Buche »De crimine magiae« all Teufelsbündniß vor ein Hirngespinst erkläret und solcher Weise als ein rechter advocatus das unselige Hexen- und Trudenvolk der irdischen Gerechtigkeit zu entreißen strebte. Fehlete dem Herrn Petrus zur Edirung seines neuen Werkes nur noch die Einsicht etlicher Schriften, so er selber nicht besaß, aber wußte, daß selbige unter meines Vaters Büchern seien; ad exemplum des Remigii Daemonologia, des Christ. Kortholdi Traktätlein von dem glüenden Ringe und etliche andere.

    »Habe zwar einen festen Kopf, Christiane«, rief er; »mißtraue aber weislich der menschlichen Schwachheit; und würde doch dem Pastor zu Sterup übel anstehen, sich von dem Vater der

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