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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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seinem Vater ein sorgloses Alter mit nach Haus bringen!
    Meister Daniel seufzte nicht; er ließ nur den Kopf hängen und rieb sich mit der Hand den Stoppelbart; aber er sah nicht neben sich die roten Blumen wehn und hörte nicht den Iritsch, der über ihm aus dem Laub des Baumes sang, selbst nicht den leichten Schritt, der jetzt von dem unten vorbeiführenden Weg aus dem Gartensteig heraufkam. Erst als eine kleine Hand sich auf die seine legte, blickte er auf. »Magdalena, Kind, bist du es!« sagte er.
    Sie nickte. »Ich wollte nur den Vogel gern einmal wieder hören!« Aber sie sah ihn fast erschrocken an.
    »Ja, ja« – sprach er wie zu sich selber –, »der Dompfaff, der ist noch da.« Dann ging er mit dem Mädchen nach dem Hause zu.
    Es war schon zu Ende des November. Meister Daniel saß nachmittags in seiner Giebelstube und hatte sich ein behaglich Feuerchen im Ofen gemacht, es roch sogar nach Kaffee, der wohl darinstehen mochte; er wollte heute noch zu seinem Nachbar, dem Barbier, denn der Bart war wieder einmal gar zu lang geworden, und dann ins Stift zu seiner Schwester: heute sollte sie gewiß nicht schlafen, denn der erste Brief aus Kalifornien war angekommen. »Geld verdienen ist hier keine Kunst«, schrieb Fritz; »aber man muß es fest in der Hand halten, wenn es nicht wieder wie Sand durch die Finger laufen soll; zwei Jahre, dann, Vater, klopf ich an Deine Tür; dann arbeiten wir wieder zusammen!«
    Der Dompfaff hüpfte fröhlich in seinem Bauer; ein glücklich Lächeln ging über des Alten Angesicht, und er wollte sich eben seinen Kaffee aus dem Ofen holen, da hörte er es draußen die Treppe heraufhüpfen, ein spitzer Finger pochte an die Kammertür, und als sie sich öffnete, erschien Mamsell Riekchen Therebinte auf der Schwelle. »Oh, Mamsellchen!« rief der Alte.
    Und Riekchen machte einen Knicks; sie hatte ihren Schildpattkamm von der Gräfin eingesteckt und Filethandschuhe angezogen. »Ich kann wohl gratulieren?« sagte sie.
    »Wozu?« frug der Alte hinterhaltig, »Sie meinen wohl, es riecht hier nach Geburtstag?«
    »Oh, Herr Basch! Ich denk, zwei einsame Hauskameraden sollten Freud und Leid zusammen teilen, und heute vormittag – ja, ja, ich habe den Briefboten attrappiert – ist doch wohl Freude bei Ihnen eingekehrt; da möcht ich mir nun meinen Anteil ausbitten!«
    Er drohte ihr mit dem Finger. »Weibsen! Weibsen!« sagte er schelmisch. »Aber, im Vertrauen, Mamsellchen, ich hab’s gar gern, wenn ihr Frauenzimmerchen ein bißchen neugierig seid!« Er seufzte, doch er lächelte auch dabei. »Mein selig Linchen war es auch!« flüsterte er ihr ins Ohr.
    Und während Riekchen sich verschämt mit ihren Händchen über die bedeutende Stirn strich, lief Meister Daniel zu einem Wandschränkchen und holte Tassen und Teelöffel; dann nahm er den heißen Kaffee aus dem Ofen und schenkte seiner Hausgenossin ein. »Und hier ist Zucker!« sagte er, »bedienen Sie sich, Mamsellchen. Ja, ja, Sie haben recht, heut ist ein Freudentag; ich habe Nachricht von meinem Fritz!« Und ohne seinen Kaffee zu berühren, nahm er den offenen Brief vom Tisch – – aber er mußte lachen, er hatte vergessen, seine Brille aufzusetzen. Aber nun tat er es und begann den Brief zu lesen, während Mamsell Therebintchen mit zierlichem Finger ihre Tasse vom Munde wieder auf die Unterschale setzte.
    Als er aber an die Stelle kam, wo Fritz für seine Heimkehr nur noch eine zweijährige Frist setzte, da schien plötzlich auf dem Antlitz der mit gefalteten Händen Horchenden die Teilnahme zu erlöschen.
    Sie räusperte sich ein wenig, und Meister Daniel sah sie an. »Ist Ihnen nicht wohl, Mamsellchen?« frug er heiter; »Ihre Äuglein sehen auf einmal so betrübsam!«

    Und Mamsell Riekchen sah ihn fast bittend an. »Ach, lieber Meister«, flüsterte sie, »dann werd ich wohl mein Stübchen und Ihr Haus verlassen müssen!« Und sie seufzte, daß es ganz still in der Kammer wurde.
    Meister Daniel war schier bestürzt, so hatte er den Fall noch gar nicht angesehen; aber er faßte sich, da war ja noch die kleine Schlafkammer des Gesellen; er nahm ihre Hand: »Nein, nein, liebes Mamsellchen, Fritz wird Sie nicht verdrängen; er ist ein bescheidener Junge, seiner lieben Mutter guter Sohn! Sie sollen auch Ihre Freude an ihm haben; dann wird es wieder laut und lustig hier im Hause, und im Garten wachsen Erbsen und Bohnen und Blumen; auch türkischen Weizen zieht er – ganz wie es früher war zu seiner Mutter Zeit!«
    Da lächelte das

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