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Wernievergibt

Wernievergibt

Titel: Wernievergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Auch Guga hob sein Glas. Er lächelte, und es stand seinem sonst so traurigen Gesicht gut. »Auf Ihr Wohl.«
    »Also. Der Tierarzt ist ein Schamane oder so etwas?«
    »Vielleicht.«
    »Wie finden wir heraus, wo Clara steckt?«, fragte ich und griff nach dem Fladenbrot, das der Kellner mit gleichgültigem Gesicht vor uns abstellte. Genauso gut hätte er einen toten Dachs servieren können.
    »Müssen wir das?« Juliane sah mich kritisch an.
    Ich wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr, was ich musste. Aber dass ich Klarheit wollte, das stand vor meinem inneren Auge. Groß und prächtig wie Sameba.
    »Bevor ich hier herauffuhr«, sagte Guga, »habe ich im Marriott mit Ziala gesprochen. Sie ist dort Zimmerfrau und wohl recht vertraut mit Clara.«
    »Und?«
    »Mira Berglund war am Montagabend, bevor Clara verschwand, im Marriott. Die beiden haben im Bistro gesessen und geplaudert.«
    »Worüber?«
    »Das weiß Ziala natürlich nicht. Sie war bei Clara im Zimmer und bügelte. Gegen einen Extraverdienst. Clara gilt im Hotel als ausgesprochen großzügig. Ihr schien es an dem Abend miserabel zu gehen. Ziala sagte, sie habe den Eindruck gehabt, Clara hätte den ganzen Tag geweint.«
    »Und?«, drängte Juliane.
    »Das Telefon klingelte. Die Rezeption stellte ein Gespräch durch. Clara sprach deutsch und sagte anschließend zu Ziala, sie wolle sich unten im Bistro mit einer Journalistin treffen.«
    »Das muss ja nicht unbedingt Mira gewesen sein!«, widersprach ich.
    »Ich habe Ziala ein Foto von Frau Berglund gezeigt. Sie hat sie sofort wiedererkannt.«
    »Woher haben Sie denn ein Foto von Mira?«
    »Aus dem Internet!« Guga lachte.
    Peinlich! Logisch, aus dem Internet. Man bekam alles aus dem Internet. »Wann hat Ziala Mira überhaupt zu Gesicht bekommen?«
    »Sie verließ das Hotel gegen acht Uhr am Abend und sah von der Rustaweli-Avenue aus die beiden Frauen im Bistro sitzen.«
    »Das ist der Knüller!«, schrie Juliane. Bei der lauten Musik fiel es niemandem auf, obwohl das Restaurant mittlerweile bis auf den letzten Platz besetzt war. Über uns schillerte der Fernsehturm. Chanson d’amour, ratatatata.
    Der Kellner schleuderte eine Platte mit gebratenen Forellen auf den Tisch.
    »Guten Appetit«, sagte Guga und lud unsere Teller voll.
    »Demzufolge hatten Mira und Clara ausgiebig Gelegenheit zu plauschen«, begann ich, nachdem ich die erste Portion Gräten beiseitegeschafft hatte. »Und worüber?«
    »Logisch.« Juliane zeigte mit ihrer Gabel auf mich. »Total logisch. Mira wollte Clara allein sprechen, ohne Isolde oder Thea. Es ging um ein Thema, bei dem sie keine unerwünschten Ohren gebrauchen konnte. Preisfrage: Was wäre das?«
    »Der schnöde Mammon«, antwortete ich brav.
    »Na, ein paar graue Zellen sind ja noch frisch«, lobte Juliane. »Ihre georgische Abstammung, ihr Engagement in München, ihr Einsatz für den Chor – das alles sind Punkte, die sie locker vor Zeugen besprechen könnte. Aber wenn es um die Finanzen geht, blockt Isolde ab.«
    »Warum denkst du, dass es überhaupt um den Chor ging? Und nicht um etwas Politisches?«, fragte ich. »Wenn Mira in Georgien eigentlich nichts anderes wollte, als über Südossetien zu recherchieren und einen Weg suchte, dort hinzukommen …«
    »Du meinst, dass Clara ihr in dieser Hinsicht hätte helfen können?« Juliane schüttelte energisch den Kopf. »Wohl kaum.«
    »Warum bist du dir so sicher?«, nörgelte ich.
    »Weil man in Ermittlungen immer erst den wahrscheinlichsten Fall annimmt«, mischte Guga sich ein. »Wie sollte eine Sängerin aus Deutschland politisch Bescheid wissen?«
    Bums, das saß. Mittig. Lebte ich nicht mit einem Bullen zusammen? Einem Hauptkommissar? Oder waren die 4.000 Kilometer zwischen uns weit genug, um unser kurzes gemeinsames Leben auszuradieren, als habe es nie stattgefunden?
    »Thea behauptete, dass Mira und Clara nicht miteinander konnten«, meldete ich weiteren Widerstand an.
    »Blödsinn.« Juliane schüttelte den Kopf. »Überleg mal! Clara kriegt immer wieder dieselben fantasielosen Fragen gestellt und antwortet denselben Quark. Dass sie das lustlos tut, kann man sich vorstellen.«
    Da war etwas dran. »Und der Unfall? Ist sie allein gefahren?«
    »Sie muss sich den Wagen irgendwo schwarz gemietet haben«, grübelte Guga. »Oder sogar gekauft. Er hatte keine Fahrgestellnummer.«
    »So ein Exemplar ist in meinem Verständnis von der Welt gestohlen«, warf Juliane ein.
    »Sie hat ein Auto geklaut, um es an der Landstraße zu

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