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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Zeitverschwendung ist. Ein Auto kann schneller fahren als ich laufen kann. Ehe ich zum Auto zurückkehre, mache ich noch einmal einen Abstecher zu dem Polizeifahrzeug, nehme den beiden jungen Männern ihre Pistolen ab und packe auch die Flinte, die vorn auf dem Sitz liegt. Nachdem ich die Läufe der Waffen gründlich verbogen habe, so daß sie nicht mehr zu gebrauchen sind, werfe ich sie ins hohe Gras am Straßenrand. An der Tür des Model-A rufe ich Barry zurück und verwandle mich.
    Der Wagen sprang augenblicklich an. Knirschend spritzte Kies auf, als Barry Gas gab und davonbrauste. Er wollte nur weg, ehe die beiden Beamten wieder erwachten. Jetzt habe ich wirklich ganze Arbeit geleistet, dachte er, während er den kleinen Wagen im zweiten Gang bis auf fünfunddreißig Meilen hochtrieb. Nicht nur habe ich mich der Festnahme widersetzt, sondern ich hab’ auch noch zwei Polizeibeamte tätlich angegriffen, drei staatseigene Waffen beschädigt – er grinste, als er sich vorstellte, was sie sagen würden, wenn sie ihre kostbaren Pistolen völlig verbogen vorfanden – und dazu sämtliche Innereien ihres Autos zerkaut. Spätestens heute Abend werde ich zum Staatsfeind Nummer eins avanciert sein.
    Die kleine mexikanischindianische Ortschaft Chilili bestand nur aus einer Handvoll heruntergekommener Lehmhütten, von deren Vigas aufgefädelte Chilischoten herabhingen, einer Kneipe, einer Kirche und einem Gemischtwarenladen. Auf einem Schild am Ortsende stand ›Tajique – Meilen‹. Dort, wo die Anzahl der Meilen einmal gestanden hatte, war das Schild von Schrotkörnern durchlöchert.
    Er blieb weiter auf der Route 10, auch als diese sich aus dem Vorgebirge in die Ebene hinunterwand und dann schnurgerade durch flaches Ackerland führte. Je weiter er sich von den Bergen entfernte, die jetzt hinter ihm lagen, desto stärker wurde das Gefühl, daß er in der falschen Richtung fuhr. Doch er hatte auf dem ganzen Weg nicht eine Seitenstraße gesichtet, die für ein Auto befahrbar gewesen wäre. Er drängte das Gefühl zurück und brauste, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend, mit Höchstgeschwindigkeit weiter, die bei dem kleinen Auto bei fünfundvierzig Meilen lag. In Tajique stieß er auf zwei Seitenstraßen. Erst folgte er der einen, dann der anderen. Beide führten ein Stück zum Gebirge zurück, um dann abrupt in kleinen Dörfern zu enden.
    Das Schild am Ortsausgang von Torreon besagte ›Manzano, sechs‹. An den Osthängen der Berge begann es jetzt schon dämmrig zu werden, als die Sonne langsam hinter der Manzanokette versank. Und noch immer hatte er keine Straße entdeckt, die ihn wieder in die Hochwälder hineingeführt hätte. Wenn er noch lange so weiterfuhr, würde er das Hochland bald hinter sich lassen und die Ebene bei Mountainaire erreichen, dachte er hoffnungslos. Es war eine gottverlassene Gegend, einsam und menschenleer. Einmal, kurz vor Tajique, war ihm ein Lieferwagen voller indianischer Kinder entgegengekommen, doch auf den Strecken zwischen den kleinen Dörfern war es so öde, als wären alle Menschen vom Erdboden verschluckt worden. Torreon unterschied sich von den anderen Ortschaften nur durch eine etwas größere Kirche und einen recht hübschen kleinen Friedhof, der von einer niedrigen Lehmmauer umschlossen war. Barry sah einen Navajo über die Straße gehen und hielt an, um ihn nach Seitenstraßen im Gebirge zu fragen. Es stellte sich heraus, daß der Mann gut Englisch sprach und sich in der Gegend auskannte.
    »Also, da wär die Straße nach Abo, aber die führt nicht ins Gebirge rauf. Die einzige andere Straße ist die da«, erklärte er und deutete auf einen ausgefahrenen Ziehweg, der sich hinter der Kirche in ein Wäldchen aus Krüppelzedern hineinwand.
    »Und die führt in den Hochwald hinauf?« fragte Barry.
    »Auf der Straße kommen Sie bis zum Manzano Peak hinauf, aber auf den letzten paar Meilen ist sie sehr schlecht zu fahren«, erklärte der dunkelhäutige Mann.
    »Wissen Sie, ob da oben Hütten sind?«
    »Ja, die Pfadfinder haben oben bei der Quelle ein paar Hütten.«
    »Wie weit ist das von hier?«
    »Vielleicht acht bis zehn Meilen«, antwortete der Indianer. »Aber die Straße ist schlecht.«
    »Vielen Dank«, sagte Barry und überlegte, ob er dem Mann für seine Auskünfte etwas bezahlen sollte. Doch der Indianer wandte sich schon ab. Barry hatte den Eindruck, daß er noch etwas hinzugefügt hatte, doch er hatte es nicht deutlich gehört.
    »Was sagten Sie da eben noch?«

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