Werwelt 02 - Der Gefangene
Durch ein paar kleine mexikanische Dörfer, an Bauernhöfen und Seitenstraßen vorbei, die in höheres Gelände hinaufführten. Hütten, dachte er, gab es ganz sicher dort oben. War es besser, kehrtzumachen, die Polizei zu holen, da er ja jetzt ein Beweisstück vorlegen konnte, das sie veranlassen würde, mit ihm hier heraufzufahren? Doch was geschah, wenn sie behaupteten, er hätte den Bären einfach von zu Hause mitgenommen und wolle sie in die Irre führen? Nein, er mußte das ohne die Polizei erledigen.
Er wollte gerade die Kupplung herauslassen, als er dicht an seinem linken Ohr eine harte Stimme hörte.
»Jetzt langen Sie mal brav nach rechts und ziehen den Zündschlüssel heraus.«
Barry zuckte zusammen vor Überraschung und drehte den Kopf, blickte direkt in die Mündung eines großen schwarzen Revolvers. Hinter dem Revolver stand ein braun uniformierter Beamter der New Mexico State Police. Sein Gesicht war sehr ernst. Vorsichtig streckte Barry den Arm zum Zündschlüssel aus und drehte ihn um. Das Tuckern des Motors erstarb mit einer schüchternen Fehlzündung.
»Ich habe doch wohl nicht falsch geparkt?«
»Steigen Sie langsam aus«, befahl der Polizeibeamte, wobei er bis zur Mitte der Schotterstraße zurückwich. »Mein Partner steht auf der anderen Seite und ist ebenfalls bewaffnet. Machen Sie also schön langsam.«
Die Hände über dem Kopf erhoben, stieg Barry aus dem Auto und dachte dabei, na bitte, ich wollte die Polizei hier haben, und hier ist sie schon.
»Ich habe mir gerade überlegt, wie ich Sie erreichen soll«, sagte er laut. »Die Leute, die Sie suchen, sind irgendwo oben auf dem Berg hier. Da bin ich ziemlich sicher.«
»Wir suchen Sie«, versetzte der Beamte. »Drehen Sie sich um, spreizen Sie die Beine, halten Sie die Hände hoch.«
Barry tat wie befohlen. Dieser gottverdammte Glatzkopf, dachte er, dieser schwachsinnige Idiot von einem Kriminalbeamten!
»Keine Waffen«, stellte der Polizeibeamte fest und wich wieder zurück. »Hände auf den Rücken«, sagte er.
Während das kalte Metall der Handschellen sich um seine Handgelenke schloß, konnte Barry aus dem Augenwinkel den anderen Beamten sehen, der neben dem Polizeifahrzeug stand.
»Okay, Mr. Golden, steigen Sie ein«, sagte der Polizeibeamte, der ihm die Handschellen angelegt hatte, merklich lockerer jetzt.
Barry beugte sich vor und setzte sich auf den Rücksitz neben den anderen Beamten, der seine Waffe offenbar vorn abgelegt hatte. Ein dickes Drahtgitter schirmte den vorderen Teil des Wagens vom Fond ab.
»Vielleicht würden Sie mir verraten, was das alles soll«, sagte Barry freundlich, während er die beiden jungen Männer scharf beobachtete und dicht unter der Oberfläche das ungeduldige, gereizte Tier spürte.
»Sie stehen auf unserer Fahndungsliste. Die Polizei von Albuquerque möchte Sie sprechen. Mehr wissen wir auch nicht.«
Der erste Polizist kam noch einmal nach hinten zu Barry, wo die Tür noch offen stand. Er beugte sich über Barry hinweg, um sich von seinem Partner die Wagenschlüssel geben zu lassen. Ein erfahrener Polizeibeamter hätte das wahrscheinlich nicht riskiert, doch vielleicht war dieser junge Mann noch nicht so erfahren. Ich verwandle mich.
Ein scharfes metallisches Knacken und die Handschellen springen auf. Ich packe beide Männer zugleich, den einen vorn um den Hals, den anderen bei der Schulter. Mit einer blitzschnellen Bewegung stoße ich sie zusammen, so daß ihre Köpfe mit einem dumpfen Krachen vor mir zusammenprallen. Der Mann neben mir ist augenblicklich bewußtlos, doch der andere greift sich stöhnend zum Holster. Ich drücke ihm den Hals zu, aber nicht so fest, daß seine Luftröhre bricht. Nach etwa einer Minute verliert auch er das Bewußtsein.
Wir befinden uns hier mitten auf der Straße, und obwohl kein Auto vorübergekommen ist, seit ich angehalten habe, kann jeden Moment eines auftauchen. Ich brauche ein Weilchen, ehe ich feststellen kann, wie die Motorhaube des Wagens sich öffnen läßt. Dann drücke ich sie hoch, packe gleich ein ganzes Bündel Drähte und Kabel und reiße sie aus ihrer Verankerung wie wuchernde Lianen, die einen Baum zu ersticken drohen. Nachdem ich sie mit meinen Zähnen zermalmt habe, speie ich sie angewidert aus. Ein ekelhafter Geschmack. Aber wenigstens dürfte das Auto jetzt für eine Weile fahruntüchtig sein.
Ich lasse mich auf alle viere fallen und galoppiere zum Waldrand, doch im gleichen Moment überlege ich mir, daß das reine
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