Werwelt 03 - Der Nachkomme
wenn ich ihr im Handelsgeschäft etwas kaufe?«
»Über einen neuen großen Kessel und zwei Bratpfannen würde sie sich bestimmt freuen.«
»Abgemacht.«
Drinnen in der Hütte hörten sie plötzlich die Stimmen von Albert Chee und seiner Frau, die einen Streit zu haben schienen. Johnny steckte die Hände in die Hosentaschen und wanderte stromaufwärts. Barry folgte ihm. Gut. Also auch die Indianer hatten Eheprobleme, ging es Barry durch den Kopf. Er machte eine entsprechende Bemerkung, und Joh n ny drehte sich mit einem ärgerlichen Blick nach ihm um.
»Aber natürlich. Und wenn man noch dazu auf dem e i genen Land herumgestoßen wird wie ein Sklave, trägt das auch nicht gerade zur Beruhigung der Atmosphäre bei«, versetzte er.
Sie gingen noch ein Stück weiter, bis sie außer Hörweite der Hütte waren, und dann setzten sie sich nieder.
»Gleich wird er rauskommen«, sagte Johnny. »Wah r scheinlich reitet er nach Chinle und trinkt sich einen an.«
Doch die Art und Weise, wie der kleine, stämmige, ziemlich o-beinige Indianer schließlich aus der Hütte he r vorbrach, übertraf selbst Johnnys Erwartungen. Albert Chee stürmte in einer solchen Rage heraus, daß er einen Teil der Wand mit sich riß. In seiner Hand lag ein großer alter vierundzwanz i ger Revolver. Er schrie irgend etwas, dann feuerte er in die Luft. Das Krachen des Schusses brach sich an den Wänden des Canyons, so daß es klang, als machte da ein ganzes Regiment Schießübungen. Bei dem Getöse sprang ein dü r rer Mischlingshund, der sich schon eine Weile bei der Hü t te herumtrieb, offenbar ein Streuner, hinter einem Felsbrocken hervor und starrte ängstlich, den Rücken g e krümmt, auf den Mann.
»He!« brüllte Johnny und fügte etwas auf Navajo hinzu.
Sein Onkel ignorierte ihn. Er richtete den langen Revo l ver auf den Hund und feuerte wieder, und wie zuvor erfül l te dröhnendes Donnern den Canyon. Eine ganze Salve von Schüssen gab er jetzt ab, und die Waffe hüpfte in seiner Hand, während rund um den Hund Staub aufwirbelte. Das Krachen war wie eine Kanonade. Als der Revolver geleert war, lag der Hund tot auf dem Stein, der mit Blut bespritzt war. Barry und Johnny starrten ungläubig auf den Mann, als dieser die Waffe in seinen Gürtel steckte und mit Ri e senschritten zu der kleinen Koppel hinter der Canyonwand eilte. Er sattelte eine große braune Stute und war davonge s toben, ehe die beiden Männer ihn aufhalten konnten.
Johnny schüttelte den Kopf und sagte nichts.
»Was, zum Teufel, hatte das denn zu bedeuten?« fragte Barry mit einem Blick auf den Kadaver des Hundes.
»Er mußte wahrscheinlich einfach Dampf ablassen«, erwiderte Johnny. »Ach, verdammt noch mal, lassen wir es dabei bewenden.«
Barry meinte, je weniger er dazu sagte, desto besser sei es, und gemeinsam kehrten sie zur Hütte zurück, um zu frühstücken.
Später am Morgen schlug Johnny vor, sein Freund aus der Stadt sollte sich, ehe er wieder abreiste, eine alte Ruine ansehen, die gar nicht weit entfernt war. Es war ausg e macht, daß Barry allein nach Albuquerque zurückkehren würde, da Johnny Strong Horse zu Hause gebraucht wurde. Das Pinto Pony, sagte Johnny, während er das kleine Pferd sattelte, wäre zahm genug für einen Anfänger. Barry stieg auf. In langsamer Gangart zuerst, dann im Trab, ritt er über festgetretenen Sand und glatten Sandstein, der an manchen Stellen beinahe wie eine Straße war, den Canyon hinunter. Johnny hatte gesagt, nicht einmal ein Weißer könnte die Ruine dort unten übe r sehen, und wenn er zur anderen Seite hinüberritte und vo r sichtig genug wäre, könnte er sogar zu dem am Fels hä n genden Haus hinaufklettern.
Barry ließ das kleine Pferd locker traben, während er, die kühle Morgenluft einatmend, im Schatten dahinritt. Eine Weile flogen mehrere wilde Kanarienvögel von einer Balsampappel zur nächsten vor ihm her; sie meinten wah r scheinlich er hätte es auf sie abgesehen. Sie waren wie kleine gelbe Geschoße, dachte Barry, der sich vollkommen fühlte in seiner glücklichen Zufriedenheit. Am Nachmittag würde er zum Handelsgeschäft fahren, die Nacht noch einmal in der Hütte der Chees schlafen, und morgen in aller Frühe zur Heimfahrt aufbrechen. Johnny hatte ihm erklärt, daß es einfacher wäre, erst nach Gallup zu fahren, und von dort aus über die US 89 direkt nach Albuquerque, da die Straßen auf diesem Weg fast alle geteert waren.
Das Pony legte etwas Tempo zu, als sie eine Biegung im Canyon
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