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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Felswand entlang. Ein anderes Wesen wie ich selbst! Der Gedanke ist so aufregend, daß ich beinahe g e stolpert wäre, und ich gehe vom Rand weg, um zwischen den Wacholderbäumen hindurchzulaufen. Ein Sturz von di e ser Höhe wäre unvorstellbar. Beiläufig überl e ge ich, während ich zwischen den kleinen Bäumen hi n durchtrotte, ob ich mich in einem solchen M o ment in ein geflügeltes Tier verwandeln könnte, um mich zu retten – und bei dieser Überlegung ta u chen Erinneru n gen an die Peyotefeier der vergangenen Nacht auf. Ich schiebe sie fort, denn sie sind irgendwie schmerzlich für mich. Ich will sp ä ter darüber nachdenken. Was ich jetzt brauche, ist Bew e gung, Aktion.
    Zu meiner Rechten spüre ich ein größeres Tier; doch es wittert und hört mich im selben Moment und springt d a von. Abrupt mache ich kehrt und jage ihm nach. Das Reh. Zu Beginn bin ich so nahe, daß ein starker Geruch, ähnlich dem eines Fuchses, mir in die Nase steigt. Doch es ist klug, und keine zweihundert Meter später habe ich es verloren. Ich bleibe stehen, halte den Atem an, während ich nach allen Richtungen spüre und lausche. Neunmalkluges Tier. Keine dreißig Meter entfernt hat es angehalten, in der Tiefe eines ausgetrockneten Arroyo, aus dem jetzt nur sein ju n ges Geweih emporragt.
    Ich bleibe ganz still, immer noch mit angehaltenem Atem, und nehme Witterung auf. Das Reh verhält sich noch ein Weilchen so reglos wie ein Stein, dann macht es eine leichte Bewegung, dreht seinen Kopf von einer Seite auf die andere. Ich stehe wie erstarrt. Das Reh glaubt, mir entkommen zu sein, und klettert aus dem Graben heraus, macht kehrt und kommt auf der rechten Seite an mir vor ü ber. Ich warte, bis es so nahe ist, wie es überhaupt ko m men kann, und dann setze ich mit einem plötzlichen Sprung über den Graben und stürze mich auf es.
    Es ist so flink, daß der Schlag, mit dem ich es zu Boden stre ck en wollte, danebengeht. Es ist beinahe kerzengerade in die Höhe geschossen und hat sich gleichzeitig gedreht. Und nun hetzt es davon wie der Blitz, schneller als jedes Tier, das ich je gejagt habe. Ich bin jetzt erregt von seinem Geruch, presche achtlos durch die Bäume und durch Ka k teen, reiße ganze Äste von den Bäumen in dem tollen Ve r langen, das Reh einzufangen. Wieder habe ich es beinahe eingeholt, da schwenkt es genau in dem Moment, als ich zuschlage, in scharfem Knick nach links ab, und meine Klaue streift nur seine Hinterläufe. Ein unglaublich schne l les Tier! Doch ich kann beinahe so kurze Haken schlagen wie das Reh. In Kaskaden wirbelt der Sand auf, und das Reh springt wieder davon. Es gelingt mir einen weiteren Schlag zu landen, und diesmal reiße ich ihm eine blutende Wunde in das rechte Hinterbein.
    Meine Pfoten sind griffiger in diesem weichen Sand, und ich hole auf, während das Reh in wilder Flucht zum Felsrand stürzt. Ich sehe, wohin es steuert, und bremse ab. Das Wahnsinnstier springt womöglich blindlings in den Abgrund hinaus, doch ich habe kein Verlangen, meine Kräfte auf diese Weise zu erproben. Es gewinnt durch mein Zögern einen kleinen Vorsprung, doch dann erreicht es den Felsrand und muß auf dem nackten Gestein eine scharfe Wendung machen. Beinahe verliert es den Halt und stürzt in den Canyon hinunter, als ich auch schon aus den Bä u men hervorschieße. Vor die Wahl zwischen zwei Toden gestellt, versucht das Reh, dessen Hinterläufe abzugleiten drohen, dem gähnenden Abgrund zu entkommen. Das ko s tet Zeit, und als es sich stromabwärts wendet, ist das die falsche Richtung. Ich habe es überlistet und bekomme es bei einem Vorderbein zu fassen.
    Sein Geweih stößt zu mir herunter, doch ich habe sein Bein schon losgelassen und habe es an der Kehle. Noch ehe es sein Geweih meinem Gesicht auch nur nahebringen kann, bricht es tot zusammen. In heißen Stößen schießt das Blut aus seinem Körper und trägt den letzten Atemzug mit sich fort. Aus einem dunklen Auge blickt es zu mir auf, ehe der Tod es überkommt. Ich packe es beim Hals und schle p pe es in das Wacholdergebüsch. Dort lege ich mich über den stillen Körper, der vor wenigen Minuten noch das schnellste Wild war, mit dem ich mich je gemessen habe.
    Mitten im angenehmen Geschäft des Essens erspüre ich am Rande meines Wahrnehmungsbereichs ein größeres Tier. Die Leber halb verschlungen, halte ich inne, um zu lauschen. Ja, ein Koyote oder vielleicht auch ein Luchs, nach Größe und Bewegung zu urteilen. Ich erinnere mich des Geschöpfs,

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