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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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dem ich vor einer Woche draußen vor A l buquerque begegnet bin, dieses elenden Gestaltwandlers. Ich schleudere eine Frage zu dem Tier hin.
    › Bist du das, du Feigling? ‹
    › ? ‹
    Die Erwiderung kommt nicht in Worten, doch sie ist ein klarer Gedanke, dessen kein Tier fähig wäre. Ich lecke mir die Lippen und erhebe mich von dem Kadaver des Rehs. Viel würde ich darum geben, wenn dies dasselbe Geschöpf wäre, und ich es in meine Klauen bekommen könnte.
    › Komm her, nimm dir was, wenn du es wagst. ‹
    › Ich bin zwar hungrig, aber nicht dumm. ‹
    Wut brodelt in mir, kein angenehmes Gefühl, wenn man beim Essen ist.
    › Bist du der, dem ich schon einmal begegnet bin? ‹
    › Komm doch her, du Katzentier, von mir kannst du was lernen. ‹
    Ich kann seine spöttische Stimme nicht ertragen. Sollte er bis hier rausgekommen sein, nur um mich zu reizen und zu verhöhnen? Ist er der, der mit Mina gesprochen hat? Einen Moment lang stehe ich unschlüssig da, hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, mein Mahl zu beenden, bei dem es dieser Feigling nicht wagen wird, mich zu st ö ren, und dem Drang, diesen widerlichen Burschen zuerst zu fangen und zu reißen. Ich sage mir, daß ich mein Mahl doch nicht genießen kann, wenn er mich auf diese Weise verhöhnt, und jage los.
    Einmal glaube ich, seinen elenden Kadaver in den Kla u en zu haben, doch er überlistet mich jedesmal mit seinen raschen Verwandlungen, und als ich ihn endlich gestellt habe, mich auf ihn stürze, wird er praktisch unter meinen Klauen zum Adler und steigt mit höhnischem Gelächter in die Luft hinaus. Ich habe in derlei Verwandlungen keine Übung. In der Luft würde er mich vernichten. Ich schicke ihm eine spöttische Beschim p fung nach und trotte wieder zurück zu meinem Platz, um nun endlich mein Mahl geni e ßen zu können. Doch als ich dort ankomme, sehe ich, daß man mir meine Beute fortg e schleppt hat. Eine blutige Spur führt zum Felsrand. Dieser gemeine, hinterlistige Koyote hat Helfer gehabt. Ich hetze die Spur entlang, um die Diebe zu stellen, und stoße auf zwei weitere erbärmliche wilde Hunde, die gerade dabei sind, den Rehkadaver über den Rand in den Canyon hinu n terzustoßen. Schlitternd bremse ich ab und brülle die beiden so wütend an, daß sie in entg e gengesetzten Richtungen auseinanderspringen. Der Rehk a daver rutscht den steilen Sandsteinhang hinunter, der schlaffe gehörnte Kopf wa c kelt hin und her, als wollte er mir Lebewohl zunicken, dann kommt die Stelle, wo der Fels sich nach unten rundet, und der ganze Kadaver stürzt in den finsteren Canyon hinab.
    Was sind diese Koyoten doch für entsetzliche Kreat u ren! Erst rauben sie einem die sauer erkämpfte Beute und dann vernichten sie sie auch noch, anstatt sie einem zu la s sen. Doch da fällt mir plötzlich auf, daß der Tag nahe ist und ich keinesfalls lange genug meine eigene Gestalt be i behalten kann, um das Reh in den Tiefen des Canyons wi e der aufzustöbern. Bis mir das gelänge, wäre es Morgen und ich muß wieder die Gestalt meines Menschenwesens a n nehmen, will ich nicht bei Tageslicht gesehen werden. Der Koyote ist schlau, er kennt meine Grenzen. Er und seine Meute werden sich Zeit lassen. Sie kennen den Canyon, jeden Weg und Steg, und sie werden mein Reh bald genug gefunden haben, um sich daran gütlich zu tun. Ich blicke zum Nachthimmel hinauf, der im Osten schon langsam hell wird. Die Sterne verbleichen, nur der leuchtende Morge n stern leuchtet noch im Grau des neuen Tages.
    »Verdammter Koyote!«
    Ich hocke mich auf den Steinen nieder, um mir die Schnauze zu säubern, ehe ich zu dem Pfad zurücktrotte, den ich kenne. So schön dieser Canyon ist, mir hat er sehr viel Ärger und Enttäuschung gebracht.
    Barry, der nun schon einige Tage lang die Freundschaft der Chees genoß, war sich wohl bewußt, was dies eine F a milie kosten mußte, die mit knapper Not genug zu haben schien, um ihr Dasein zu fristen. Als er und Johnny am fr ü hen Morgen aus der Hütte traten, sagte er deshalb: »Ich möchte gern für das Essen bezahlen, das ich bei euch b e kommen hab ’ , seit ich hier bin, Johnny.«
    »Das würde meine Mutter Ihnen niemals erlauben«, e r widerte Johnny, während sie in der kühlen Luft standen und dem ersten Zwitschern der Vögel lauschten.
    »Aber sie hätte doch sicher nichts dagegen, wenn ich ihr ein Freundschaftsgeschenk mache?«
    »Nein, das wäre akzeptabel.«
    »Vielleicht zwanzig Dollar oder so?«
    »Zuviel.«
    »Wie wär ’ s,

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