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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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umrundeten, und Barry sah, daß die Schlucht sich hier wieder verbreiterte. Zu beiden Seiten des Bachs deh n ten sich hochliegende grüne Wiesen, hier und dort von r e gelmäßig angepflanzten Baumgruppen beschattet, die fr ü her vielleicht einmal kleine Obstplantagen gewesen waren.
    Hunderte friedlich grasender Schafe weideten in diesem Gebiet, eine weit auseinandergezogene Herde, doch keines der Tiere allein. Barry sah sich nach dem Schäfer um. Vie l leicht hütete eine von Johnnys Schwestern die Schafe oder sonst jemand, den er in den vergangenen Tagen kenneng e lernt hatte. Doch er sah niemanden. Auf seinem Pferd ritt er an den Schafen vorbei und hätte beinahe die Ruine übe r sehen, von der Johnny behauptet hatte, man könnte sie gar nicht übersehen. Nur zufällig blickte er nach rechts, und da gewahrte er sie. Ein ausgehöhlter Raum unter dem runden Rücken der Felswand war teilweise mit kleinen Steinb e hausungen aufgefüllt, die bis zum Rand eines zwölf bis fünfzehn Meter hohen Steilhangs reichten. Er stieg vom Pony und band es an einer Weide fest, dann watete er durch den seichten Bach, um sich die Felsbehausungen näher anzusehen. Am Fuß der Wand lagen die eingestür z ten und von der Sonne ausgetrockneten Ruinen einiger Häuser, die vielleicht noch älter waren als jene oben am Fels, die noch ziemlich unversehrt aussahen. Er wandelte am sonnigen Sockel der Wand entlang und suchte einen Weg nach oben, doch er sah nur glatten, unzugänglichen Stein. Er neigte den Kopf in den Nacken, blickte aufwärts und fragte sich, wie, zum Teufel, die Indianer da überhaupt hinaufgekommen waren, wie sie es fertiggebracht hatten, genug Steine da hinauf zu schleppen, um diese Terrasse n bauten anzulegen.
    »Kommen Sie nach links herüber«, sagte eine Stimme über ihm.
    Es war eine weibliche Stimme. Barry lächelte. Die Sch ä ferin hatte sich ein hübsches Plätzchen gesucht, um der Muße zu frönen. Er ging den Weg, den sie ihm gewiesen hatte, und dort, wo die glatte Wand endete und sich mit dem Rest des massigen Felsens zu vereinigen schien, war eine kleine, steile Treppe in den Stein gehauen. Ohne viel Mühe erklomm er sie und fand sich nach einem letzten Sprung auf gleicher Höhe mit den Felsbehausungen. Ein Blick zum Tal hinunter zeigte ihm das Pinot Pony, das an die Weide gebunden an den Blättern des Baumes knabbe r te, die Herde von Schafen, die unter den kleinen Obstbä u men grasten, die Hänge des Tals, das sich kaum eine halbe Meile stromabwärts verengte, und wieder einen Knick machte. Dann erst fiel es ihm ein, nach der Schäferin Au s schau zu halten.
    »Ich finde, das ist die schönste Stelle im ganzen C a nyon«, sagte die Frau.
    Sie saß im hellen Sonnenschein auf einer halbverfall e nen Steinmauer und ließ die Beine abwärts baumeln, wie ein Schulmädchen. Es war Sarah Lakuchai, und ihre Schri t te waren wie die einer Katze, die die Maus in eine Falle gelockt hat.
    Barry spürte, wie Röte seinen Hals hinauf kroch und sich über sein Gesicht ergoß.
    »Sie passen auf die Schafe auf?« fragte er und kam sich dabei dumm vor.
    Sie nickte. »Ich nehm ’ es manchmal meinen kleinen Schwestern ab. Hat Ihnen die Segensfeier gefallen?«
    »Sehr gut.«
    Er ging zu der Mauer hinüber, auf der sie saß und lehnte sich gegen den Stein. Kein Grund, unfreundlich zu sein, dachte er. Sie waren schließlich beide erwachsene Me n schen.
    »Ich habe hinterher viele Leute befragt, aber sie haben nicht das gleiche erlebt wie ich«, bemerkte er. »Ich hatte – Visionen würde man das vermutlich nennen.«
    Er fühlte sich ausgesprochen unbehaglich neben der I n dianerin, deren Augen unverwandt auf seinem Gesicht l a gen.
    »Das kam vielleicht daher, daß Sie das erste Mal Peyote versucht haben«, erwiderte sie, und ihr Lächeln war freundlich. Sie war keineswegs schüchtern oder verlegen wie die anderen Indianerinnen.
    Sie sprachen über Peyote, über die Taktiken der Weißen zur Reduzierung der Herden, und dann trat Schweigen ein. Verdammt nochmal, schoß es Barry durch den Kopf, ich fühl ’ mich wirklich wie ein Schuljunge. Und wieder erröt e te er. Die Frau war zu selbstsicher, um eine Indianerin zu sein, dachte er. Sie gab sich so, als wäre sie vollkommen Herrin der Lage und wartete darauf, daß er irgend etwas tun würde.
    Aber, dachte er beinahe zornig, ich werde gar nichts tun. Sie ist eine verdammt hübsche Person, und ich weiß, daß ich mich zu ihr hingezogen fühle, aber das ist lächerlich. Er wandte

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