Werwolf - Der Verfall (German Edition)
Menschengestalt problemlos wahr
nahm.
Das Fenster war leicht offen, sodass es für ihn kein
Problem war, die Halterung ganz herauszubrechen. Gewisse körperliche
Attribute wie Stärke oder Schnelligkeit, waren auch
in dieser
Gestalt gut ausgeprägt. Ein in der Stille verdächtig lautes
Knacken, war dennoch nicht zu vermeiden. Leise schwang er sich durch
die Öffnung und hielt einen Moment inne um zu lauschen. Nichts,
nur leises gleichmäßiges Atmen. Er schien in einer Art
Arbeitszimmer zu sein, welches er mit wenigen Schritten durchquert
hatte und vom Geruch geleitet, schnell vor einem Schlafzimmer stand.
Vorsichtig trat er ans Bett heran. Es überraschte ihn, eine
relativ junge Frau vorzufinden, doch der Beutegeruch war eindeutig
und log nicht. Bailor war irritiert.
Klar hatten sie in ihrem
Rudel ebenfalls Frauen in hohen Positionen. Aber von den Menschen
hatte er es nicht erwartet, vor allem nicht bei einer so radikalen
Gruppierung, wie den Werwolfjägern . Aus dem Augenwinkel
sah er eine Bewegung zucken. Verdammt , er hätte sich
nicht gehen lassen dürfen. Er reagierte sofort. Seine Faust
drückte eine zierliche Hand, gewiss schmerzhaft,
auf das
Bettgestell. Mit einem geräuschvollen Krachen fiel die zuvor
umklammerte Waffe auf den Boden und ein Paar braune Augen
durchbohrten ihn mit ihrem Blick.
Wäre sie kein Mensch
gewesen, hätte er sie sogar ganz attraktiv gefunden.
„ Missgeburt“,
zischte sie.
Er
lächelte. „Als ob ihr perfekt wäret.“ „ Nein,
aber zumindest töten wir keine Unschuldigen.“ Er rollte
mit den Augen.
Sie
hätte sich wunderbar mit seinen Vettern verstanden. „ Nun
mach schon“, höhnte sie.
„ Du
bist doch bestimmt nicht zum plaudern in mein Haus
eingedrungen.“
Bailor fluchte innerlich. Er hatte schon viel
zu viel Zeit verschwendet und ging unnötige Risiken ein. Er
hätte sie sofort im Schlaf töten sollen. Wenn sie ihn nur
nicht so anstarren würde.
Da war soviel Gefühl in ihren
Augen, soviel Wissen. Blinzelte sie jemals? Sie schien kein bisschen
verängstigt, schaute ihn nur immerzu in die Augen.
Ein
Knurren entfuhr ihm, verdammtes Weib. Er schlug ihr ins Gesicht, um
sie nicht länger anschauen zu müssen und drehte ihr, aus
der Bewegung heraus mit Gewalt der Kopf schnell nach links. Ein
befriedigendes Krachen ertönte, ihr Genick war gebrochen. Und
wieder starrten ihn diese Augen an, es war beängstigend. Lebte
sie etwa noch? Fast panisch griff er nach ihrem Handgelenk. Nein kein
Puls, ihre Augen waren nur offen geblieben, wie zum Hohn.
Mit
einer unwirschen Handbewegung schloss er sie und überließ
sich seiner Wolfsgestalt.
Seine Instinkte waren viel angenehmer,
als diese plötzlich aufkeimende Moral. Er sagte sich,
dass
sie dasselbe getan hätte und es mehr als richtig gewesen war.
Gier kam in ihm auf.
Durch den Schlag, waren ihre Lippen blutig
aufgesprungen und das bisschen reichte,
um seinen Verstand
auszuschalten. Er hatte sich zu lang dem Hunger entzogen und
versenkte nun seine scharfen Zähne in ihrem noch warmen Fleisch
und genoss den Blutschwall, der sich in seinen Mund goss. Manchmal
wünschte er sich, er könnte immer als Wolf herumlaufen. Es
war soviel einfacher, egal was der Kodex sagte.
Der frühe
Morgen brach schon an, als er wieder zur Besinnung kam. Ihr Körper
war mittlerweile kalt und teilweise war er so stark abgenagt, dass
nur noch Knochen zu sehen waren. Er ekelte sich ein wenig vor sich
selbst. Es war ein Teil von ihm und innerhalb des Rudels völlig
natürlich.
Aber manchmal quälten ihn deswegen seine
Gefühle, wenn er gezwungen war in Menschengestalt zu sein. In
dem Moment des Fressens hatte er Ruhe, aber danach, wenn sein
Verstand sich langsam wieder anschaltete und sein größter
Hunger befriedigt war...
Bailor kam nicht dagegen an und doch war
es kein schönes Gefühl ein Mörder zu
sein,
wie das Menschenweib gesagt hatte. Vor seinen Männern
würde er es natürlich nie zugeben,
er war doch
inoffizielles Oberhaupt unter den Kriegern. Seine Meinung war hoch
geschätzt und er durfte sich keine Schwäche erlauben. Aber
dennoch...War es an manchen Tagen sehr verlockend, einfach für
immer ein wildes
Tier zu
bleiben. Besonders, wenn er derart direkten Kontakt zu seinem Opfer
gehabt hatte, wie eben. Seine Vernunft sagte ihm ja auch, dass es
richtig gewesen war,
aber seine dummen Gefühle...Bailor
seufzte. Jeder im Rudel hatte seine Aufgaben und Verpflichtungen, er
durfte sich nicht gehen lassen und wie Walerion sie ja stets
erinnerte,
waren sie
Weitere Kostenlose Bücher