Werwolf-Hölle
mich macht. Ich hätte nie gedacht, daß so etwas eintreten könnte, aber der Mond ist zu meinem besten Freund geworden.«
»Bist du ein Mensch?«
»Vielleicht«, gab Hogan lächelnd zurück.
»Oder bist du ein Werwolf?«
»Beides.«
»Wenn das stimmt, wundert es mich, daß du dich noch nicht verwandelt hast, wobei die Bedingungen doch so ideal sind. Ich denke eher, daß du mich bluffen willst, obwohl ich die Wölfe gesehen habe und auch annehme, daß sie zu dir gehören.«
»Ja, sie gehorchen mir. Ich hasse es, wenn sie hinter Gittern oder Mauern gefangen sind. Deshalb bin ich erschienen, um sie zu befreien. Ich habe sie aus dem Zoo geholt. Du glaubst gar nicht, wie dankbar sie mir sind. Es sind meine Beschützer und meine Begleiter. Sie lieben mich, denn ich bin ihr Leitwolf.«
»So siehst du auch aus«, erwiderte Suko bewußt provozierend. »Einen Leitwolf habe ich mir immer anders vorgestellt, wenn ich ehrlich sein soll. Egal, was hier...«
»Dreh dich wieder um!«
Plötzlich war die Gelassenheit des anderen verschwunden. Seine Pupillen bekamen eine andere Farbe. Sie wurden hell, als hätte sich das kalte Licht des Mondes darin gefangen. Die Mündung des Schalldämpfers zielte auf Suko’s Kopf, und der Inspektor wußte, daß er es zu weit getrieben hatte.
Wenn er Hogan den Rücken zuwandte, hatte der Typ alle Vorteile auf seiner Seite, aber Suko traute sich auch nicht, die Hände am Nacken zu lösen, um an seinen Stab zu gelangen. Jede falsche Bewegung hätte der andere sofort mit einer Kugel beantwortet.
»Und was hast du...«
»Mach schon!«
Wieder ließ sich Suko Zeit. Und das war gut so. So konnte er noch aus dem Augenwinkel die Bewegung des Mannes sehen und sich darauf einstellen.
Hogan hatte seinen rechten Arm in die Höhe gerissen, um mit dem Revolver zuzuschlagen. Die Waffe raste auch nach unten, aber Suko drehte blitzschnell den Kopf weg.
Leider nicht schnell genug.
Zuerst spürte er den Hieb wie einen Hammerschlag am Kopf. Dann entstand daraus an der rechten Seite eine Spur aus Glut und Schmerzen, die durch seinen gesamten Kopf strömte.
Die dunkle Welt um ihn herum veränderte sich. Plötzlich geriet sie in einen rasanten Wirbel. Durch die Finsternis zuckten Blitze, als hätten sich die Sterne auf den Weg gemacht.
Suko kippte gegen den Rover. Für einen Moment sah es so aus, als könnte er sich noch am Dach festklammern. Dann aber gaben seine Beine nach, und Hogan, der bereits den rechten Arm zum Schlag erhoben hatte, ließ ihn wieder sinken. Der eine Treffer hatte ausgereicht. Er schaute zu, wie Suko an der Autoseite herabglitt und auch keine Chance mehr bekam, sich irgendwo festzuhalten. Das feuchte Metall war glatt wie Seife. Neben dem Rover blieb Suko halb auf dem Gesicht liegen.
Tony Hogan lächelte. Er stand nur einen Schritt von dem bewegungslosen Körper entfernt. Der Ausdruck in seinen Augen hatte nicht mehr gewechselt. Das Gelbe war geblieben. Das war kein menschlicher Blick mehr, mit dem er Suko anschaute.
Langsam sank sein rechter Arm mit der Waffe nach unten. Die Mündung zielte auf den Kopf des Regungslosen, und der Finger lag am Abzug. Er brauchte ihn nur um eine Idee zurückzuziehen, dann löste sich der Schuß, und die Kugel würde Suko’s Kopf zerschmettern.
Er tat es noch nicht. Etwas hielt ihn davon ab. Seine erzwungene Ruhe ging verloren. Plötzlich bewegte er seinen Kopf und schaute zuerst nach links, dann nach rechts, um das zu entdecken, was ihn gestört hatte. Es war für ihn nicht zu sehen. Der Wald zeigte sich unverändert. Die Bäume umstanden ihn wie starre Zeugen.
Trotzdem war etwas anders geworden. Der Mensch vor ihm war nicht mehr interessant genug. Hogan merkte die Veränderung, obwohl er sie nicht sah. Er riß den Mund auf, doch kein menschlicher Laut drang hervor. Es war nur ein heiser klingendes Keuchen.
Hogan wurde nervös. Mit einem Sprung gelangte er auf den Waldweg. Er verharrte und lauschte.
Plötzlich wurde die Stille zerrissen.
Unheimliche Laute und Töne klangen durch den Wald, als wäre in seinem Innern eine Kapelle versteckt, deren Mitglieder auf nur einem Instrument spielten.
Der Mann mit den lackschwarzen Haaren erstarrte. Kalt rieselte es seinen Rücken hinab, und er spürte Energien in sich hochwachsen, die er nie vermutet hätte.
Das Heulen blieb.
Er lauschte. Er duckte sich dabei und erinnerte an einen Sprinter kurz vor dem Start. Er wußte, daß etwas nicht so gelaufen war, wie er es sich vorgestellt hatte, und daß es
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