Werwolf-Hölle
über die Ruine«, bat ich.
Der Bürgermeister schaute seine Freunde an, die ebenso staunten wie er. »Was gibt es da eigentlich zu erzählen. Winter’s Castle ist noch recht gut erhalten, das muß ich zugeben, aber darum gekümmert hat sich niemand. Auch wir von der Gemeinde nicht. Es existiert noch ein Besitzer, aber der wohnt weit weg.«
»In Irland.«
»Gut recherchiert.«
»Sie wissen, daß es verkauft wurde?«
»Ach!« staunte er. »Hat das doch geklappt. Wer hat das alte Ding denn gekauft? Ein vielfacher Millionär? Der muß dort einiges hineinstecken, kann ich Ihnen sagen.«
»Ein gewisser Tony Hogan. Er kaufte es über einen Makler mit dem Namen Victor Freeman.«
»Ich kenne beide nicht.« Er wandte sich an die anderen drei Männer. »Sagen euch die Namen was?«
Suko und ich ernteten ein Kopfschütteln.
»Jedenfalls ist die Ruine verkauft worden«, sagte ich.
»Wir haben nichts damit zu tun«, meinte Raleigh. »Mal sehen, was daraus wird.«
»Vielleicht überwintert dort wieder ein Zirkus«, sagte Suko.
»Ach. Das wissen Sie auch.«
»Wie ging das vonstatten?«
»Damit haben wir auch nichts zu tun gehabt. Das ging von Winter aus. Er hat sein Ding da vermietet.«
»Hatten Sie Kontakt mit den Leuten?«
Raleigh schüttelte den Kopf. »Nur wenig. Die Kinder hatten mehr. Schon allein wegen der Tiere. Die lebten ja mit den Menschen unter einem Dach, haben zumindest die Kinder erzählt. So was ist schon glaubhaft. Es gibt ja viele Verrückte.«
»Wissen Sie, welche Tiere sich dort aufhielten?« fragte ich.
»Nein.«
Ich gab trotzdem nicht auf. »Könnten auch Wölfe darunter gewesen sein?«
Raleigh bewegte seinen Mund. Es war nicht zu sehen, ob er grinste oder etwas anderes damit ausdrücken wollte. »Wölfe?« Er begann zu lachen und schaute sich unsicher um. »Ja, das kann natürlich sein. Gesehen habe ich sie nicht. Wenn Sie Genaues wissen wollen, müssen Sie schon die Kinder fragen, die hin und wieder oben waren, um die Tiere zu besuchen.«
Ein Mann im schwarzen Pullover hob den rechten Arm. »Meine Tochter war schon oben. Sie hat von vielen Tieren berichtet. Elefanten, Tiger oder Löwen gab es nicht. Über Wölfe hat sie nichts erzählt. Aber Hunde und so weiter. Auch zwei Lamas und Esel. Das war ja kein großer Zirkus, der da sein Quartier bezogen hat. Die Leute hatten kein Geld. Sie sammelten auch für Futter...«
»Danke«, sagte ich. »Hat Ihre Tochter auch erzählt, wo die Tiere untergebracht waren?«
»Wie meinen Sie das?«
»Es gibt ja rollende Käfige und...«
Er winkte ab. »Nein, nein, die Tiere waren so zahm, daß sie frei herumliefen. Wenn sie schlafen wollten, sind sie in die Räume der Ruine gebracht worden. Da war es wärmer. Außerdem ist das Dach noch in Ordnung.«
Ich nickte ihm zu. »Prima. Wissen Sie noch mehr?«
»Nein.«
Der Bürgermeister schaute mich wieder an. »Was wollen Sie denn in der leeren Ruine?«
»Nur nachschauen.«
Er grinste breit. »Das glaube ich Ihnen nicht. Ist ein gutes Versteck, auch für Dealer.«
»Waren schon welche hier?«
»Nein, aber das könnte ich mir vorstellen. So weit vom Weltlichen ab sind wir hier auch nicht. Stellen Sie sich vor, Mr. Sinclair, wir haben sogar schon Strom, und selbst das Internet kennen wir zumindest vom Hörensagen.«
»Klasse«, erwiderte ich. »Dann können Sie schon mal mit den Vorbereitungen für das Dorf des Jahres beginnen.«
»Wäre zu überlegen.«
Ich trank den letzten Rest Wasser aus dem Glas. »Ansonsten ist Ihnen allen nichts aufgefallen, nachdem der Zirkus die Räume nicht mehr als Winterquartier benutzt hat?«
»Ich denke nicht.«
»Doch.« Der kleinste Mann aus der Runde meldete sich. Auch er trug einen Bart und war ansonsten ein schmächtiges Kerlchen, daß man schon mal übersehen konnte.
»Ich höre.«
Er wand sich etwas.
»So genau kann ich das auch nicht sagen, und ich bin daran eigentlich nicht beteiligt, aber meine Frau hat etwas gehört.«
»Was denn?« Ich ärgerte mich, weil er eine Pause eingelegt hatte.
Auch jetzt senkte er den Kopf.
»Das war schon komisch. Sie ist eine Person, die nicht so gut schläft. Bei Vollmond erst recht nicht. Da wir Vollmond haben, war sie in den letzten Nächten fast immer wach. Da hat sie eben das komische Heulen gehört.«
»Und weiter?«
»Sie hatte Angst«, sagte der Mann leise. »Hunde waren das nicht. Auch unsere Tiere hier sind unruhig geworden, als sie das Heulen hörten. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Aber Ihre Frau hat sich doch
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