Werwolf-Spuk
lag ruhig vor ihr, und als die den Schutz des Hauses verlassen hatte, hörte sie ebenfalls nichts.
Rechts von ihr befand sich ein schmaler Weg aus Steinen, der auch zu den Büschen führte. Ob sich etwas dahinter verbarg, konnte sie nicht sagen, sie rechnete allerdings damit und verhielt sich entsprechend vorsichtig.
Krampfhaft hielt sie das Gewehr umklammert.
Auf dem Rasen waren ihre Schritte nicht zu hören. Es war keine sehr dunkle Nacht, denn der Mond stand dicht davor, voll zu werden. Er klebte als bleiche Masse am Himmel und glotzte auf den Blauen Planeten hinab.
Je weiter sie ging, desto unruhiger wurde sie. Es wurmte Maxine, dass kein fremdes Geräusch ihre Ohren erreichte, denn sie war sicher, dass sich noch etwas auf dem Grundstück verbarg. Das spürte sie einfach. Bei diesem Gedanken kroch es kalt ihren Rücken hinab.
Am Beginn des Buschgürtels blieb sie stehen.
Der Weg beschrieb einen Halbbogen. Er endete dort, wo das Grundstück des Nachbarn begann.
Bisher hatte Max nichts gesehen. Das allerdings beruhigte sie nicht. Ihr Gefühl sagte ihr, dass noch etwas nachkommen würde oder musste. Trotzdem kam sie sich etwas lächerlich vor, als sie mit ihrem Gewehr in der Hand wie ein einsamer Wachtposten auf der Stelle stand.
Das Geräusch hörte sie vor sich. Von der Grenze des Grundstücks her, das im Dunkeln lag. Sie war nicht in der Lage, es zu identifizieren, doch sie traute es einem Tier eher zu als einem Menschen.
Maxine Wells wartete.
Ihr Herz klopfte heftig und in einer Situation wie dieser spürte sie jeden Schlag doppelt laut. Kalter Schweiß war ihr auf die Stirn getreten.
Wieder hörte sie diesen Laut.
Jetzt wusste sie Bescheid.
Es war ein Knurren gewesen. Nicht von einem Menschen produziert, sondern von einem Tier, das sich in ihrem Garten versteckt hielt.
Ein fremdes Tier?
Maxine mochte Tiere. Wenn nicht, hätte sie sich nicht den Beruf ausgesucht. Aber sie wusste auch, wie gefährlich Tiere werden konnten, wenn Menschen sie entsprechend beeinflussten. Der Gedanke an Kampfhunde kam ihr in den Sinn.
Bitte, nur das nicht!, dachte sie.
Das Tier kam.
Die Tierärztin hörte das Rascheln des alten Laubs und das leise Knacken öder Zweige in der Nähe. Aus dem Gebüsch, das bisher nur eine Deckung gewesen war, schob sich die Gestalt des Vierbeiners.
Ein Hund?
Auf den ersten Blick sah das Tier aus wie ein Hund. Wie ein Schäferhund. Nur konnte Maxine daran nicht glauben. Welcher Hund hätte sich hier verirren und verstecken sollen?
Sie bewegte sich um keinen Millimeter. Nur mit den Blicken verfolgte sie die Bewegungen des Tiers, das seinen Kopf zur Seite gedreht hatte, um Maxine anzuschauen. Es beobachtete die Frau aus seinen leicht gelblichen Augen.
Maxine blieb steif stehen, aber innerlich befand sie sich plötzlich in Alarmbereitschaft. Nein, das war kein Hund, sondern ein anderes Tier, das Ähnlichkeit mit ihm hatte.
Es war ein Wolf!
***
Diese Erkenntnis traf Maxine wie einen Schock. Der Schreck erwischte sie, und sie schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, stand das Tier nach wie vor an der gleichen Stelle.
Jetzt erst nahm die Tierärztin bewusst wahr, dass der Mond sein Licht auch auf ihr Grundstück schickte. Der Rasen sah aus, als hätte er das Licht aufgesaugt, und er hatte dadurch einen helleren Schein bekommen, der wie ein matter Glanz darüber lag.
Warum ein Wolf?
Gab es in Schottland noch Wölfe? Eigentlich nicht. Sie hatte auch nichts davon gehört, dass Wölfe ausgesetzt worden waren, um sie hier wieder anzusiedeln.
Im Osten Europas gab es sie, und als unmöglich wollte sie es auch nicht hinnehmen, dass jemand Wölfe freigelassen hatte. Zum Beispiel aus einem Zoo.
Trotz ihrer Überraschung arbeiteten die Gedanken logisch. Sie schaute sich das Tier genau an und studierte damit automatisch sein Verhalten. Es war nicht um einen Schritt näher an sie herangekommen. Beide beobachteten sich aus einer gewissen Distanz und keiner machte den Anfang, sich zu bewegen.
Der Wolf lauerte. Maxine ebenfalls. Sie bewegte ihr Gewehr nicht in die Höhe. Der Druck in ihrer Brust nahm zu. Allmählich hatte sich der Gedanke in ihr gefestigt, dass der Wolf sie nicht zufällig besucht hatte und dahinter ein Plan steckte.
Wieder raschelte es im Buschwerk.
Sie drehte den Kopf leicht nach rechts. Die Bewegungen der Blätter entgingen ihr nicht. Wenig später schob sich ein Schatten auf vier Beinen aus dem Gebüsch hervor.
Ein zweiter Wolf!
Er bewegte sich
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