Werwolf-Spuk
glaube ich dir alles, und es gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Denkst du, mir?«
»Sie haben sich auch Maxine holen wollen. Das darfst du nicht vergessen. Ich glaube, dass dies nicht grundlos passiert ist. Irgendwas muss diese Morgana Layton gestört haben, dass sie so scharf darauf war, sie zu holen.«
Da hatte er nicht gelogen. Ich wusste auch den Grund. Wenn ich mich nicht zu sehr irrte, hatte ihn Carlotta erwähnt. Da war dieser Richard Lester, der Jäger, der einige Gleichgesinnte um sich geschart hatte. Bei der Tierliebhaberin Maxine Wells hatten sie auf Granit gebissen. Sie und die Jäger waren Feinde.
Aber Morgana stand auf der anderen Seite. Die Feinde ihrer Freunde waren auch die Ihrigen, und so war Morgana gekommen und hatte sie holen wollen. Aber sie hatte nicht mit Carlotta gerechnet. Ihr war es inzwischen schon zweimal gelungen, Maxine zu retten.
»Ich denke, wir sollten zu Maxine fahren.«
»Das habe ich dir gerade vorschlagen wollen.«
Die beiden toten Männer ließen wir auf der Lichtung liegen. Ebenso wie die normalen Wolfskadaver. Wir hatten es plötzlich sehr eilig, denn unsere Vorstellungen entwickelten sich allmählich in den Köpfen zu einer Drohkulisse.
Leider stemmte sich der Wald gegen unsere Eile. Diesmal setzten wir unsere Lampen ein. Da ging der Rückweg schon besser, weil wir Hindernisse rechtzeitig genug erkannten.
Als wir schließlich den schmalen Weg erreichten, atmeten wir auf. Wenig später standen wir auch bei unserem Leihwagen.
Wir hätten ihn zuvor wenden sollen. Jetzt gab es Probleme auf dem engen Pfad. Außerdem verloren wir Zeit, und das gefiel uns beiden nicht.
Ich blieb draußen, während Suko sich abmühte, aber er schaffte es.
Ich öffnete die Beifahrertür. Der Motor lief. Ich spürte das Zittern in der Karosserie, stieg ein und drehte mich, um Platz nehmen.
In diesem Augenblick packten an meinem Rücken die Krallen zu und rissen mich zurück.
Wie ein starres Stück Holz prallte ich zu Boden...
***
Die Überraschung war den Bestien wirklich perfekt gelungen. Es zeigte mir auch, dass Morgana nicht aufgegeben hatte. Sie wollten ihren Freunden etwas gönnen und uns aus dem Weg räumen.
Wäre der Untergrund aus Beton gewesen, wäre es mir schlechter ergangen. So aber war er recht weich. Ich sah die Bestie über mir. Aus der Schnauze troff Geifer. Er klatschte gegen meine Stirn.
Egal, da musste ich durch.
Die Bestie wollte sich auf mich stürzen. Ein Biss würde reichen, das wusste ich. Mein Kopf und die Kehle waren nicht weit entfernt und deshalb musste ich schneller sein.
Ich tat etwas, womit die Bestie wirklich nicht rechnete. Ich rammte meinen Kopf hoch, traf die recht weiche Schnauze und hörte sofort danach das wütende Jaulen.
Damit war sie natürlich nicht erledigt, doch ich hatte Zeit und auch Bewegungsfreiheit gewonnen. Während der Drehung nach rechts zog ich meine Beretta und blieb dabei auf dem Bauch liegen.
Riesig stand der Werwolf über mir.
Er war praktisch das perfekte Ziel, das ich mir natürlich nicht nehmen ließ.
Dort, wo die Kugel einschlug, riss sie das Gesicht auf. Etwas spritzte hervor, aber es landete nicht auf meinem Gesicht. Die Bestie war nach hinten geschnellt, doch sie war nicht mehr in der Lage, Halt zu finden.
Ich hörte es krachen und auch knacken, als unter dem Gewicht der Gestalt einiges an Unterholz zusammenbrach. Da war ich schon auf den Beinen und schaute in den Wagen hinein, denn die Beifahrertür war nicht wieder zugefallen.
Es gab noch die zweite Bestie. Und die hatte sich Suko vorgenommen. Beide lagen im Wagen. Suko war noch nicht angeschnallt gewesen. Er hatte Platz genug gehabt, sich zur Seite zu drücken und lag jetzt rücklings auf den beiden Sitzen.
Auf seinem Bauch sah ich die Gestalt des Werwolfs. Alles sah fast friedlich aus, doch ich wusste, dass die Bestie Suko’s Kehle zerreißen wollte.
Das schaffte sie aber nicht, denn etwas fiel mir erst beim zweiten Hinschauen auf.
Um seine Kehle spannten sich die drei Riemen der Dämonenpeitsche wie eine dicke Würgeschlange.
Mit dieser Aktion hatte Suko für das Ende der Bestie gesorgt. Die Kräfte in der Peitsche waren stark. Sie sorgten dafür, dass eine tiefe Wunde in den Hals gerissen wurde, so tief, als hätte man mit einem Messer hineingeschnitten.
Suko hatte bemerkt, dass ich an der anderen Tür stand. »Zieh mal das Monstrum von mir ab, Alter.«
»Okay.« Ich ging auf die andere Seite und zerrte die schon gestorbene Kreatur aus dem Wagen.
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