Werwolf-Spuk
verrückten Traum zu erleben. Dass es diese Werwölfe wirklich gab, erlebte sie erst jetzt. Zuvor hatte John Sinclair ihr nur davon berichtet, doch nun sah sie mit eigenen Augen dem Unheil entgegen.
Noch bildete sich nur das Fell. Die Haare blieben, das Gesicht unterlag keiner Veränderung, doch sie war sicher, dass dies bald kommen würde.
Die Helfer der Morgana hielten sie weiterhin in Schach. So dachte Max nicht daran, sich zu wehren. Sie merkte nur, wie feucht das Laub war, denn seine Nässe drang bereits durch ihre Kleidung und sorgte dafür, dass sie zu frieren begann.
Morgana nahm wieder eine normale Haltung ein. Sie war noch immer ein Mensch, auch wenn auf ihrer Haut der Pelz wuchs. Sie benahm sich wie ein Mensch. Sie jaulte und keuchte nicht, sie atmete völlig normal, was die Tierärztin trotzdem nicht beruhigte. Sehr genau dachte sie an das Versprechen, das ihr gegeben worden war, und Hilfe war nicht in Sicht.
Morgana sorgte dafür, dass sich ihr Zustand veränderte. Diesmal war der Pfiff auch für sie zu hören, der den Wölfen galt, die sich sofort von Maxine zurückzogen.
Endlich konnte sie durchatmen.
»Steh auf!«
Die Tierärztin rappelte sich hoch.
Morgana blieb weiterhin vor ihr stehen und fragte mit lauernder Stimme: »Glaubst du mir jetzt?«
Max nickte. »Ja, ich glaube dir. Ich habe es gesehen, obwohl ich es nicht begreife.«
»Richte dich trotzdem darauf ein, dass dir bald das gleiche Schicksal widerfahren wird. Ich werde zuschauen, wie meine Freunde dich zu dem machen, was ich will.«
Sie nickte nur.
»Dann geh zurück!«
Alles umsonst!, schoss es Maxine durch den Kopf, den sie jetzt gesenkt hielt. Ich habe es nicht geschafft. Ich hätte auch in diesem Unterstand bleiben können. Es wäre letztendlich auf das Gleiche herausgekommen. Diesmal komme ich nicht davon.
Sie erging sich nicht in Selbstmitleid. Es lag einfach nur auf der Hand, dass ihre Chancen verdammt tief gerutscht waren, und daran würde sie nichts ändern können.
Auf dem Rückweg brauchte sie nicht leise zu sein. Sie merkte nur, wie es sie schüttelte, als sie den schützenden Wald verließ und damit rechnete, dass man auf sie warten würde.
Alles blieb normal. Nur die Dunkelheit hatte sich verändert. Es war jetzt richtig finster geworden. Dafür aber stand der Mond als gelbe Lampe am Himmel, und sein Licht gab dieser Umgebung tatsächlich einen hellen, fast märchenhaften Schein, aus dem die Bestien ihre Kraft schöpften.
Sie ging weiter. Hoch aufgerichtet, den Rücken bewusst durchgedrückt, denn sie wollte denen, die sie beobachteten, keine Schwäche zeigen. Trotzdem litt sie unter der Angst. Aufrecht in den Tod zu gehen, das war nicht ihr Ding.
Aber war das wirklich das Ende?
Nein, so durfte man es nicht sehen. Sie würde weiterhin ein Leben führen, nur eben nicht mehr als normaler Mensch, auch wenn sie die meiste Zeit so aussah.
Immer wenn der Vollmond am Himmel stand, würden die fremden Kräfte in ihr wirken und sie zu einer Bestie machen.
Nichts passierte an der offenen Hütte. Maxime hatte damit gerechnet, das sie von vier Gestalten erwartet wurde. Das war zum Glück nicht der Fall. Man gönnte ihr noch eine Atempause.
Sie drehte sich um.
Morgana war weg. Nur ihre Wölfe blieben noch in der Nähe. Sie behielten Maxine unter Kontrolle. Ihr leises Knurren deutete darauf hin, dass sie jede Abweichung sofort bestrafen würden.
Selbst die Hütte hatte durch das Mondlicht einen leichten Glanz bekommen. Es berührte das Dach und auch die Pfosten an den Seiten. Die Wölfe wussten, was sie zu tun hatten. Sie drängten die Frau so ab, dass sie nicht anders konnte, als die Hütte zu betreten.
Ihre Knie zitterten schon, und sie erwartete auch etwas Schlimmes, doch das trat nicht ein. Es war und blieb alles so, wie sie es schon von ihrem ersten Betreten kannte.
Auch die Wölfe folgten ihr. Einer blieb am Boden sitzen. Der zweite sprang auf die Bank und hockte sich dort hin.
Maxine war in der Mitte stehen geblieben. Sie bemühte sich, normal zu denken und normal zu reagieren. So drehte sie sich langsam im Kreis, um erkennen zu können, ob sich etwas verändert hatte. In der Dunkelheit war das natürlich sehr schwierig, und so entschloss sie sich zu der Annahme, dass alles so geblieben war.
Aber die vier Männer waren noch da. Sie ließen sich die Chance nicht entgehen, sich gemeinsam auf das Opfer zu stürzen, um es zu einem der Ihren zu machen.
Der Wald um sie herum schwieg. Er gab nichts von seinen
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