Wes - Wächter der Nacht
lässt mich kalt. Sie ist schön, sie ist attraktiv, sie ist smart – und ich? Ich sehe den ganzen Abend immer wieder auf die Uhr, weil ich nichts weiter will als so schnell wie möglich weg. Ich weiß nicht – vielleicht stimmt irgendwas nicht mit mir.“
Lana war das Problem. Das stimmte nicht mit ihm. Brittany tat es in der Seele weh, während sie sich verzweifelt gegen ihre Eifersucht wehrte. Großer Gott, sie begann allmählich, Lana Quinn zu hassen.
Was das in Bezug auf ihre Gefühle für Wes Skelly bedeutete, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
Sie stand auf, öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Flaschen Bier heraus.
„Eine interessante Information für dich, du Genie: Du kannst nicht einfach beschließen, jemanden nicht mehr zu lieben.“ Sie öffnete die Bierflaschen und reichte ihm eine davon. Die andere behielt sie in der Hand. „So funktioniert Liebe nicht.“
„Danke“, sagte er und hob seine Flasche zum Prosit. „Die perfekte Abrundung für Erdnussbutter und Gelee. Jetzt fehlt nur noch eine Zigarette. Du hast nicht zufällig eine hier rumliegen?“
„Vergiss es.“
„Ja, das habe ich befürchtet.“
Brittany kehrte zum Thema zurück. „Versteh mich nicht falsch. Ich glaube, es ist gut und richtig, dass du einerseits begriffen hast, dass es vermutlich keine Chancen für eine Liebesbeziehung zu Lana gibt, aber du musst dir ein wenig Zeit lassen, das auch zu verinnerlichen. Es sacken zu lassen. Lass dir Zeit, über deinen Verlust zu trauern.“
Und dann versuch dein Leben richtig zu genießen. Nach Möglichkeit woanders als ausgerechnet im Haus von Lanas Schwester. Zwar hatte sie ihm am Abend zuvor Amber förmlich aufgedrängt, aber nach reiflicher Überlegung hatte Brittany ihre Meinung geändert. Amber war nicht die Richtige für Wes Skelly. Jedenfalls nicht im Moment. Als ob die Dinge nicht schon kompliziert genug wären …
Er hatte die Flasche praktisch in einem Zug halb geleert. Jetzt lachte er. „Weißt du, in etwa dasselbe habe ich gestern Abend Andy geraten, als wir uns über Dani unterhalten haben.“
„Ach ja?“ Brittany hatte Mühe, an sich zu halten und ihn nicht am Schlafittchen zu packen und auszufragen. Was hat Andy gesagt? Was ist wirklich mit Dani los? Stattdessen fragte sie: „Geht es Andy gut? Gestern Abend auf der Party schien alles so weit in Ordnung, heute Morgen auch, aber …“
„Tja, er tut nur so“, antwortete Wes, nahm seine Krawatte ab und steckte sie in die Jackentasche. „Er versteht es sehr gut, zu verbergen, wie schwer ihn die Sache getroffen hat. Offenbar hat Dani es wirklich mit diesem anderen Jungen getrieben, wie heißt er noch gleich? Der Typ aus dem Baseballteam.“
„Ach, also doch? Die kleine Hexe!“ Brittany konntesich nicht beherrschen. „Andy muss am Boden zerstört sein.“ Sie schloss die Augen und drückte sich die kalte Bierflasche an die Stirn. „Oh mein Gott. Und heute sitzt er mit Dustin Melero sieben Stunden lang im selben Bus.“
„Du kennst doch den Spruch: Was uns nicht umbringt, macht uns stark?“
„Ich mache mir weniger Sorgen um Andy. Dustin ist derjenige, der in Lebensgefahr schwebt.“
„Ach, komm schon! Ich hätte so was vielleicht tun können, als ich neunzehn war, aber Andy ist ganz anders.“ Wes zog seine Jacke aus und hängte sie über die Rückenlehne seines Stuhls, bevor er sich wieder an den Tisch setzte und seine Ärmel aufkrempelte. „Er ist klug genug, um zu wissen, dass die Sache kein bisschen besser wird, wenn er sich mit Melero prügelt.“
„Rein verstandesmäßig mag er das wissen, aber gefühlsmäßig?“ Brittany setzte sich Wes gegenüber. „Andy trägt immer noch eine Menge Zorn in sich, Überbleibsel aus seiner Kindheit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine leibliche Mutter ihn nach Strich und Faden verprügelt hat. Jedenfalls hat er recht früh gelernt, seine Probleme mit den Fäusten zu lösen. Du und ich, wir beide wissen, dass das nicht funktioniert.“
Wes verdrehte die Augen. „Na ja, ich knacke selbst noch daran. Und meine Eltern haben mich nie geschlagen. Klar, mein Dad hat uns schon mal einen Klaps verpasst, aber mehr, um uns aufzurütteln, nicht um uns wehzutun.“
„Ich bin der Meinung, Kinder sollten gar nicht geschlagen werden“, erwiderte Brittany. „Ich habe einfach schon zu viele Kinder in der Notaufnahme gesehen, deren Eltern sie nur ‚aufrütteln‘ wollten.“
„Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Aber mein Dadwar noch vom alten Schlag,
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