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Wes - Wächter der Nacht

Wes - Wächter der Nacht

Titel: Wes - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Sport lag ihm nicht, anders als Frank und mir. Er reagierte auf alles Mögliche allergisch. Ich glaube, er hatte Asthma, jedenfalls hatte er so einen Inhalator. Trotzdem lächelte er eigentlich immer. Er schien immer ganz und gar glücklich.“
    „Klingt, als wäre er ein großartiger Junge gewesen.“
    „Das war er. Und klug obendrein. Und unglaublich nett. Weißt du, als er sechs war, sah er im Fernsehen einen Werbespot für Patenschaften für Kinder in der Dritten Welt. Er rechnete nach und kam darauf, dass wir die vierzehn Dollar fünfundneunzig, die so eine Patenschaft monatlich kostete, aufbringen könnten, wenn wir unser Taschengeld zusammenlegten. Ein Sechsjähriger. Als ich sechs war, konnte ich kaum bis zwanzig zählen. Aber ergab einfach keine Ruhe. Frank verweigerte sich. Schon komisch, wenn man bedenkt, dass er Priester wurde. Ethan und ich haben zahllose Nächte damit verbracht, uns in sein Schlafzimmer zu schleichen und ihm im Schlaf einzureden, er müsse sein Taschengeld opfern. So nach dem Motto: ‚Morgen früh wachst du auf und gibst Ethan all dein Geld.‘ Frank hatte ein eigenes Zimmer, weil er der Älteste war. Ethan und ich teilten uns ein Zimmer, obwohl er ein gutes Stück jünger war als ich. Meine Schwestern hatten ebenfalls ein Zimmer für sich.“
    „Wie viele Geschwister hast du? Ich wusste nicht, dass du aus einer so großen Familie stammst.“
    „Wir waren zu siebt: vier Jungen, drei Mädchen. Frank, Peg, ich, Colleen, Ethan und die Nachzügler Lizzie und Sean, die Zwillinge.“
    Brittany lachte. „Kann ich mir vorstellen.“
    „Frank gab übrigens schließlich doch nach. Niemand konnte Ethan auf Dauer etwas abschlagen. Mithilfe meiner Eltern übernahmen wir die Patenschaft für ein kleines mexikanisches Mädchen, Marguerita Montelone. Sie ist Lehrerin geworden und arbeitet in Mexico City. Und sie schickt meinen Eltern immer noch jedes Jahr Geburtstags- und Weihnachtskarten.“
    Brittany schossen die Tränen in die Augen. „Oh Gott, wirklich?“
    „Ja.“
    „Bist du ihr je begegnet?“
    „Nein, aber Frank hat sie kennengelernt. Etwa zwei Jahre nach Ethans Tod reiste er nach Mexiko, um an ihrer Schulabschlussfeier teilzunehmen. Ich dachte … Na ja, meine Eltern entschieden, das Geld, das sie für Ethans Collegebesuch gespart hatten, dafür zu nutzen, ihr denCollegebesuch zu ermöglichen.“
    „Okay“, sagte Brittany, „jetzt ist es so weit, jetzt muss ich weinen.“
    „Ach, komm schon.“ Er ließ den Kopf in den Nacken fallen, um zu ihr aufzuschauen, und lächelte sie an. Sie trat einen Schritt zurück, weg von ihm. Sie durfte ihn nicht länger berühren, weil der Drang, sich über ihn zu beugen und ihn zu küssen, übermächtig wurde.
    Und wenn er nicht wollte, dass Amber Tierney ihn küsste, wollte er ganz sicher erst recht nicht, dass Brittany es versuchte.
    „Ethan scheint ein bemerkenswerter Junge gewesen zu sein.“ Sie nahm sich eine Serviette und wischte sich die Tränen ab.
    „Das war er.“ Er drehte sich zu ihr um. „Alles in Ordnung? Es tut mir leid …“
    „Deine Eltern sind auch großartig.“
    „Sie sind in Ordnung. Nicht vollkommen, aber … ganz okay.“
    „Du solltest sie unbedingt besuchen“, erklärte Brittany und putzte sich die Nase.
    „Ich weiß nicht recht.“
    „Warum nicht?“
    Einen Moment lang schwieg er, schien darüber nachzudenken, wie er diese Frage beantworten sollte. „Mir ist das ein wenig unheimlich“, sagte er schließlich. „Er war auch Organspender, weißt du, und ich würde den Menschen, der seine Augen bekommen hat, nicht unbedingt kennenlernen wollen.“
    Brittany musste einfach fragen. „Du sprichst wirklich nie mit deinen Eltern oder Geschwistern über Ethan? Wenn du nach Hause fährst …“
    „Ich fahre nicht nach Hause“, gab er zu. „Jedenfalls nur sehr selten.“
    Oh Wes! „Du hast also nicht nur deinen Bruder verloren, sondern deine ganze Familie. Und sie haben dich auch verloren.“
    Er ließ den Kopf auf den Tisch sinken. „In Ordnung. Ich gebe auf. Ich glaube, du solltest jetzt doch das Bier aus dem Kühlschrank holen, weil ich es brauche. Alle vier Flaschen, und zwar sofort.“
    Brittany rührte sich nicht. Sie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte, sichere anderthalb Meter von ihm entfernt. „Weißt du, ich halte das jetzt nicht mehr für eine gute Idee.“
    Er hob den Kopf und wandte sich nach ihr um. „Das war ein Scherz“, sagte er. „Ich meinte das nicht ernst. Ich wollte nur … Beenden wir

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