Wes - Wächter der Nacht
Jahren bei einem Unfall gestorben war, weil die Straße an einer Stelle vereist war.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie schließlich. „Manche Menschen fordern das Schicksal geradezu heraus, und ihnen passiert nichts. Andere leben nur still ihr Leben und werden vom Schicksal plattgewalzt. Das ist natürlich nicht fair, aber es hilft nichts. Das Leben ist nun mal nicht fair.“
Er nickte. „Ja, das weiß ich sehr gut.“
Und jetzt dachte er ganz bestimmt an Lana und ihren betrügerischen Mann Quinn und …
Aber er griff nach ihrer Hand. „Das wird wieder, Britt“, sagte er. „Andy ist ein zäher Bursche. Er wird Dani helfen, über diese Geschichte hinwegzukommen.“ Er führte Brittanys Hand an seine Lippen und küsste sie. „Und nur für den Fall, dass du Zweifel hast: Ich bin auch für dich da. Solange du mich brauchst.“
Kein Zweifel: Brittany mochte eine Närrin sein, aber Lana Quinn war eine Vollidiotin.
„Dani muss sich im Krankenhaus untersuchen lassen“, informierte Lana Wes und Brittany. „Der Junge hat sie misshandelt. Ich glaube, dass sie eine gebrochene Rippe und diverse Prellungen hat.“
Brittany entrang sich ein leiser Schmerzenslaut, und Wes nahm ihre Hand. Ihre Finger waren eiskalt.
„Ich habe ihr auch geraten, sich gynäkologisch untersuchen zu lassen. Es ist wichtig, dass sie ins Krankenhaus geht. Nicht nur für ihre Gesundheit, sondern damit ihr einArzt ihre Verletzungen bescheinigt“, fuhr Lana fort.
„Ich weiß“, sagte Brittany. „Ich habe lange genug in der Notaufnahme gearbeitet.“
„Ja, das hat Andy mir schon erzählt“, erwiderte Lana. „Er ist ein toller Junge, Brittany! So unglaublich unterstützend und geduldig, wie ein Fels in der Brandung. Er ist genau das, was Dani im Moment braucht. Er wird sie ins Krankenhaus begleiten.“
„Ich komme natürlich auch mit“, sagte Brittany.
„Ähm, eigentlich …“
Im selben Moment kam Andy aus einem Hinterzimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Brittany löste sich von Wes und ging zu ihrem Jungen.
Andy streckte die Arme nach ihr aus. Er sah aus wie ein Zweijähriger, der gleich in Tränen ausbrechen würde. Wes sah zu, wie die beiden einander fest in die Arme schlossen.
„Sie ist großartig“, sagte Lana leise. „Weißt du, ich kann vermutlich an den Fingern einer Hand abzählen, wie viele Neunzehnjährige in solch einer Situation ihre Mutter um Hilfe bitten würden. Man muss schon eine sehr gute Mutter sein, damit ein Kind einem so viel Vertrauen entgegenbringt. Aber, du liebe Güte, sie kann höchstens zwölf gewesen sein, als sie ihn auf die Welt brachte.“
„Sie hat ihn adoptiert.“ Wes und Lieutenant Jones antworteten nahezu zeitgleich.
„Ah.“ In diesem Punkt war Lana eine typische Psychologin. Sie konnte mühelos eine Aussage kommentieren, ohne wirklich etwas zu sagen.
„Dani zieht sich an“, sagte Andy. „In ein paar Minuten können wir los.“
„Ich komme mit euch“, erklärte Brittany.
Aber Andy rückte ein Stück von ihr ab, um ihr ins Gesichtschauen zu können, und schüttelte den Kopf. Sein Auge zierte ein Riesenveilchen, die Lippen waren geschwollen. „Mom, sie fühlt sich schon gedemütigt genug. Wir beide fahren ins Krankenhaus, nur sie und ich. Wir packen das schon. Ich weiß, was zu tun ist. Lana hat mir alles genauestens erklärt.“
„Andy, du kannst sie nicht in das Untersuchungszimmer begleiten“, protestierte Brittany. „Weiß Dani denn nicht, dass ich Krankenschwester bin?“
„Doch, schon, aber …“
„Ich kann bei ihr bleiben, während der Arzt …“
„Mom, in der Notaufnahme arbeiten auch Schwestern! Eine wird bei ihr bleiben und ihr die Hand halten. Eine Krankenschwester, die nicht die Mutter ihres Freundes ist. Eine Krankenschwester, der sie nicht in der Küche ihres Freundes begegnen wird.“
Brittany nickte. „Ich verstehe. Ich dachte nur … Andy, wer wird dir die Hand halten?“
„Dani.“
„In Ordnung.“ Brittany strich ihm sanft über das übel zugerichtete Gesicht. „Ich bin so stolz auf dich.“
„Ähm … es gibt da noch etwas, was wir bereden müssen. Möglicherweise habe ich mein Stipendium verspielt.“ Er berührte vorsichtig seine eigene Lippe und zuckte zusammen. „Ganz sicher bin ich mir nicht, aber es gibt bestimmt Regeln, die besagen, dass Stipendiaten dem Werfer des Collegeteams nicht die Nase brechen dürfen.“
Brittany lachte. „Gott sei Dank! Ich hatte schon befürchtet, dass du ihn umgebracht
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