Wesen der Nacht
ielleicht überfressen sie sich und geben auf.«
»I ch habe meinen Elektroschocker.«
»D as ist nicht genug«, sagte Cale. »I ch kann dir helfen. Lass mich raus, Serena.«
Ich starrte ihn an. Das war die Situation, vor der Derek mich gewarnt hatte, Cales Versuch, seinem Gefängnis zu entkommen. Hatte er jetzt wirklich die Wahrheit gesagt? Immerhin saß er hier genauso in der Falle wie ich. Aber ich wollte ihn freilassen. Ich wollte, dass er aus dieser verdammten Zelle entkam und nicht länger mein– oder Dereks– Gefangener war. Er würde mir helfen, davon war ich überzeugt. Mit einem Ruck riss ich den Schlüssel vom Haken und sperrte auf. Dann sah ich seine Handschellen und mein Mut sank. »D agegen kann ich nichts tun.«
Drizzle zupfte an meinem Hosenbein, und als ich zu ihm nach unten sah, hielt er einen silbernen Schlüssel in die Höhe. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass es der Schlüssel sein musste, der in Dads Geheimfach bei den Jägerfesseln gelegen hatte.
»D achte, er könnte vielleicht nützlich sein«, grinste der Kobold.
»U nd wie er das ist.« Cale trat aus der Zelle und ließ sich von mir die Handschellen aufschließen.
Er griff nach meinen Händen. »I ch will, dass du in diesem Raum bleibst. Sperr die Tür hinter mir ab und komm nicht heraus, bevor ich nicht Entwarnung gebe.« Sein Blick zuckte kurz in Richtung der Zelle. »W enn jemand versucht, die Tür aufzubrechen, sperr dich da drinnen ein. Drizzle, du passt auf sie auf!«
Der Kobold salutierte.
Cale wandte sich ab und wollte zur Tür, dann machte er noch einmal kehrt. Er schlang einen Arm um meine Taille und im nächsten Augenblick spürte ich seine Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss auf meinen. Ohne zu zögern, erwiderte ich seinen Kuss. Für einen kurzen Moment vergaß ich alles um mich herum, bis mich gedämpfte Stimmen in die Wirklichkeit zurückrissen. Die Eindringlinge hatten die Kellertür geöffnet.
Widerwillig löste sich Cale von mir. Sein Atem ging schneller als gewöhnlich und in seinem Blick stand grimmige Entschlossenheit. »S chließ die Tür hinter mir ab.«
Dann war er fort. Ich drehte den Schlüssel im Schloss um und kurz darauf hörte ich stampfende Schritte auf der Treppe, gefolgt von Stimmen, die gedämpft durch die Tür drangen. Dumpfe Laute, Schritte, Rufe. Der Kampf hatte begonnen.
Mein Blick fiel auf die Zelle, deren Tür jetzt weit offen stand. Wenn ich mich einsperrte, konnten sie mich nicht erreichen, zumindest nicht, solange sie nicht vorhatten, mich zu erschießen. Natürlich würden sie versuchen, die Zelle aufzubrechen. Mich einzusperren, würde mir Zeit erkaufen, vielleicht genug, bis Derek kam. Doch auch wenn ich hinter den silbernen Gittern für eine Weile in Sicherheit sein sollte, würde ich mich darin ausgeliefert fühlen. Um das zu ändern, schob ich den Tisch hinein und kippte ihn vor der Rückwand um, sodass ich notfalls hinter der Tischplatte in Deckung gehen konnte.
Aber noch war ich nicht bereit, mich zu verbarrikadieren. Rastlos lief ich hinter der Tür auf und ab, mehr als einmal war ich versucht, sie einfach aufzureißen und Cale zu Hilfe zu kommen. Sie kämpften noch immer. Ich hörte ihre Rufe und etwas, das ich für Schläge hielt.
Es dauerte schon viel zu lang.
Ich ging ganz dicht an die Tür, legte mein Ohr ans Holz und lauschte. Es klang, als wären sie am Fuß der Treppe. Den Flüchen nach war Cale ein ernst zu nehmender Gegner für sie.
Dann schrie einer: »M iles! Komm runter und hilf uns!«
Schritte auf der Treppe, ein weiterer dumpfer Schlag.
Gefolgt von einem Stöhnen.
Cale!
Ich sah zu Drizzle, der neben mir stand. »D as sind mindestens drei.«
»P ackt ihn!«, rief jemand.
Ein anderer: »H alt ihn fest!«
»A h, verflucht!«
»J etzt!«
»N ein, du musst hinter ihn! Ja, so. Jetzt nehmen wir ihn in die Zange!«
Wieder ein Schlag. Ein Brüllen, halb Wut, halb Schmerz. Ich hörte auf nachzudenken, drehte den Schlüssel um und riss die Tür auf.
30
Vier Männer– vier!– hatten Cale am Fuß der Treppe umzingelt. Ein Schlag von hinten schickte ihn in die Knie und aus meinem Blickfeld.
»J etzt! Packt ihn!«
Der Elektroschocker war in meiner Hand, ohne dass ich darüber nachgedacht hatte, ihn zu greifen. Ich sprang vor. Sprang dem Erstbesten in den Rücken und klammerte mich mit den Beinen an ihm fest, während ich ihm den Elektroschocker gegen den Hals presste. Es zischte, als ich den Stromschlag auslöste. Mit einem Schrei
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