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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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könnte, ans Telefon zu gehen.«
    Sobald ich Dereks Stimme erkannte, griff ich nach dem Hörer. Nachdem er sich ein paar Mal davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war und ich mich nicht von dem Dämon – er hatte Cales Namen immer noch nicht über die Lippen gebracht– hatte einwickeln lassen, ihn zu befreien, erklärte er mir, dass er das Treffen mit seinem Kontakt abgeblasen hatte, aber noch nicht zum Cottage zurückkommen konnte, weil er wegen einer Jägerangelegenheit abberufen worden war. Er versprach vorbeizukommen, sobald er zurück war.
    »H alt dich von ihm fern«, sagte er und legte auf.
    Ich starrte auf den stummen Hörer in meiner Hand. »F ernhalten«, brummte ich. »D as sagt sich leicht, wenn man sich in Jägerangelegenheiten aus dem Staub machen kann.«
    Den Rest des Tages verbrachte ich bei Cale. Ich saß auf dem Tisch, weit genug von ihm weg, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen, und redete und redete und redete. Die meiste Zeit über meine Angst, dass wir Dad und Trick nicht rechtzeitig finden würden. Cale sagte mir kein einziges Mal, dass ich endlich aufhören sollte, mich ständig zu wiederholen. Stattdessen versicherte er mir immer wieder, dass wir es schaffen würden. Als der Abend allmählich näher rückte, kam Drizzle wieder in den Keller herunter. Cale sah auf. »W ie ist das Wetter?«
    Irritiert sah ich ihn an.
    »E s hat gerade angefangen zu regnen und es sieht nicht aus, als würde es so schnell wieder aufhören«, verkündete der Kobold.
    »G ut. Solange die Wolken den Mond verbergen, müssen wir uns keine Sorgen um die Schatten machen.«
    Verflucht, die hatte ich vollkommen vergessen! »W ie viel Mondlicht brauchen sie?«
    »E ine Menge.«
    Ich sah zu Drizzle, der zustimmend nickte. »E s ist zwar fast Vollmond, aber draußen sind genug fette Wolken«, stimmte er zu. »H eute Nacht sollten wir unsere Ruhe haben. Und wenn nicht«, fügte er hinzu, »f lüchten wir uns einfach in die starken Arme deines dämonischen Helden hier. Oder wir hocken uns einfach wieder in die Dunkelheit, wie letzte Nacht auch. Dieses Mal wäre es allerdings nett, wenn du noch ein Fläschchen Lebenswasser, was zu futtern und ein wenig Tabak mitbringen könntest.«
    Noch eine Nacht in vollkommener Dunkelheit und ich würde durchdrehen. Wie hatte Cale das nur ausgehalten? Ich war unendlich dankbar für die dichten schottischen Wolken.
    Als es schließlich Zeit wurde, schlafen zu gehen, verabschiedete ich mich von Cale und ging mit Drizzle nach oben. Ich setzte ihn vor einer Tüte Chips ab. »J eder Kobold sollte so einen guten Platz haben«, seufzte er und riss die Tüte auf.
    »I st das eigentlich alles, was du isst? Chips?«
    »N otfalls nehme ich auch Erdnüsse und Cracker, die aber nur mit scharfem Dip.«
    »W ovon lebst du im Jenseits?«
    »L uft und Liebe, Babe.« Einmal mehr wackelte er mit den Augenbrauen.
    »N ein, ernsthaft. Wovon?«
    »A lles mögliche. Wir ernähren uns nicht wie ihr. Aber hier passe ich mich an eure Sitten an. Ich bin ganz scharf auf dieses Knabberzeug. Und erst der Whisky!«
    Ich überließ Drizzle seinen Chips und ging ins Bett. Ärgerlicherweise wollte der Schlaf nicht kommen. Obwohl ich mich müde und erschöpft fühlte, wälzte ich mich unruhig von einer Seite auf die andere. Beim Lesen fielen mir zwar die Augen zu, aber sobald ich mein Buch zur Seite legte, klappten meine Lider wieder auf, als hätte mir jemand intravenös ein Pfund Koffein verpasst. Ich fühlte mich einsam, wünschte mir, Dad wäre hier. Und Trick. Oder Pepper. Jemand aus dieser Welt, mit dem ich reden und dem ich meine Ängste anvertrauen konnte. Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und starrte an die Wand. Immer wieder ließ ich meinen Blick aus dem Fenster wandern, um mich zu vergewissern, dass die Wolken noch da waren und kein Mondlicht durch sie drang.
    Schließlich gab ich auf. Ich streifte mir ein T-Shirt über, schlüpfte in meine Jeans, schob den Elektroschocker in der Hosentasche zurecht und ging in den Keller. Ich hatte mich unbemerkt neben die Zelle setzen und dort die Nacht verbringen wollen. Doch als ich den Raum betrat, stellte ich fest, dass auch Cale noch wach war.
    »I ch wollte dich nicht stören«, sagte ich. »I ch wollte nur nicht allein sein.«
    »K omm, setz dich.«
    »I st dir kalt? Soll ich dir eine Decke holen?«
    Er schüttelte den Kopf. Seinen Blick fest in meinem verankert, sagte er: »I ch habe jetzt alles, was ich brauche.«
    Ich setzte mich zu ihm. Wir lehnten

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