Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
flackerte in seinen Augen auf. Trotzdem sagte er nichts. Ehe der Kerl einen weiteren Versuch unternehmen konnte, ihn zum Sprechen zu bringen, mischte sich Derek ein.
    »H ör auf, Mick! Es ist da drüben, vor der Wand«, sagte er und deutete auf die Stelle, an der ich gestern Morgen das Tor gesehen und die Transportbox entdeckt hatte. Die Kiste, die wir in der Mitte der Höhle zurückgelassen hatten, hatten sie aus dem Weg geschoben und den Deckel achtlos daneben hingeworfen.
    Sie führten uns an das gegenüberliegende Ende, weg vom Tor. »W as soll das werden?« Dads Stimme klang gepresst. Ich schob es auf seine Schmerzen, bildete mir jedoch ein, noch etwas anderes aus seinem Tonfall herauszuhören. Angst? Vielleicht war es auch nur das Tosen des Wassers, das mich das glauben ließ. »H aben Sie immer noch nicht begriffen, dass ich nichts mehr bewirken kann?«
    Der Grauhaarige lächelte. »S ie mögen Ihren Wert für uns verloren haben«, sagte er und sein Blick richtete sich auf mich. »I hre Tochter nicht.«
    »S ie sind verrückt, wenn Sie glauben, dass Serena Ihnen helfen kann!«
    »N icht verrückt.« Er schüttelte den Kopf. »E her gut informiert. Wir haben unsere Quellen, Wächter. Noch am selben Tag, an dem Sie Ihren Sohn zum Torwächter machten und ihm zur Flucht verhalfen, haben wir Nachforschungen anstellen lassen. Und wissen Sie, was wir herausgefunden haben?« Dad starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an, doch ich sah ihm an, wie er um Fassung rang, als der Grauhaarige fortfuhr: »J eder, der in der Erbfolge nach dem amtierenden Torwächter folgt, kann das Tor öffnen. Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr?«
    Dad schwieg.
    Nur der Torwächter oder jemand von seinem Blut, der das Transferwort kennt, kann es öffnen, hatte Cale gesagt. Dieser Jemand war ich. Zu wissen, dass wenigstens Dad in Sicherheit war, war ein kleiner Trost, der jedoch sofort von nackter Angst verdrängt wurde.
    »S ie kennt das Transferwort nicht«, sagte Dad schließlich. »U nd von mir werden Sie es nicht erfahren. Ich werde meine Tochter nicht opfern!«
    Mein Magen zog sich zu einem schmerzenden Klumpen zusammen, als mir die Tragweite seiner Worte bewusst wurde. Diese Männer würden kein Nein akzeptieren. Sie würden alles daran setzen, das Transferwort aus ihm herauszubringen. Alles. Dad wusste das. Und er war bereit, sich dem zu stellen. Die Entschlossenheit in seinem Blick machte klar, dass er eher sterben würde, als den Männern zu sagen, was sie wissen mussten.
    Das Lächeln kehrte in die Züge des Grauhaarigen zurück. »K eine Sorge«, sagte er. »W ir müssen Sie nicht foltern, um aus Ihnen herauszupressen, was wir wissen wollen. Tatsache ist, dass wir das Transferwort gar nicht brauchen.«
    Dad wirkte, als hätte ihn ein Fausthieb getroffen. »W as soll das heißen?«
    »W ie lange ist es her, dass Sie die Zauber zum letzten Mal erneuert haben, die das Tor geschlossen halten?«, fragte Mick und gab die Antwort gleich selbst: »Z u lange. Das Tor ist durchlässig geworden.«
    Verflucht! Sie wussten von den Schatten! Derek wusste davon. Sie würden warten, bis diese körperlosen Wesen in unsere Welt kamen und diesen Moment nutzen, in dem das Tor offen stand, um mich zu töten! Aber die Schatten würden versuchen, ihre Körper in Besitz zu nehmen. Es würde zum Kampf kommen… selbst, wenn sie nicht vorhatten, Dad zu töten, würden sie ihn sicher nicht davor bewahren, von einem Schatten vereinnahmt zu werden. Gefesselt und verletzt war er ihnen ausgeliefert.
    »D ie Schatten werden angreifen«, sagte ich. »N icht nur Dad und mich, sondern jeden, der in ihre Nähe kommt.«
    Marissa, die mit den anderen beiden nun ebenfalls näher gekommen war, grinste. »M ach dir keine Sorgen um uns, Mädchen. Wir sind geschützt.« Ihre Hand glitt zu einem Lederband, an dem ein daumengroßes Ledersäckchen hing.
    Entsetzt starrte ich darauf. Es war komplett durchnässt vom… Regen! Der Regen! Wolken! Diese Nacht würden keine Schatten kommen. Das Tor würde sich nicht öffnen und ihr wunderbarer Plan konnte nicht aufgehen!
    Aber warum wussten sie das nicht? Derek musste es wissen! Warum sagte er nichts?
    Ich sah mich nach ihm um. Er stand still und bleich einen Schritt hinter den anderen. Die Lippen zu schmalen Strichen aufeinandergepresst, wich er meinem Blick aus. Hatten wir doch noch einen Verbündeten in ihm? Oder war er so geistesabwesend, dass er gar nicht mitbekam, was gesprochen wurde?
    Selbst wenn Derek den Irrtum nicht

Weitere Kostenlose Bücher