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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Schrank, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. »B leib einfach im Haus, ja?«
    Wollte sie mich jetzt schon in unserem eigenen Haus einsperren? Mitten in einer bewachten Wohnanlage? Wie angewurzelt stand ich in der Tür, unschlüssig, wie ich mich nun verhalten sollte. Mom wich meinem Blick aus. Sie holte die Zutaten für das Abendessen aus dem Kühlschrank und baute sie auf der Arbeitsplatte auf. Ihre Züge waren noch angespannter als sonst. Diesen Gesichtsausdruck allerdings kannte ich nur zu gut. Er war das untrügliche Zeichen für den Tentakelmom-Modus.
    Da ich keinen Streit vom Zaun brechen wollte, verzog ich mich in mein Zimmer. Ich schaltete meinen Laptop ein, um mit Pepper zu chatten, doch die schien immer noch im Laden zu sein. Oder mit Jonah unterwegs. Wo auch immer sie steckte, im Chat war sie nicht. Düster starrte ich auf den Bildschirm und fragte mich, was ich tun sollte, als mir der Gedanke kam, Dad anzurufen. Wenn ich ihn lange genug um den Finger wickelte und vorgab, mir Sorgen um Mom zu machen, würde er vielleicht einknicken und mir erzählen, worüber sie gestritten hatten. Und warum er seinen Besuch abgesagt hatte.
    Ich nahm mein Handy und wählte seine Nummer. Als auch nach dem zehnten Klingeln niemand abhob, versuchte ich es auf Dads Handy und– nachdem auch das nicht von Erfolg gekrönt war– bei Trick. Fehlanzeige.
    Schließlich schrieb ich eine Mail an meinen Bruder:
    Hast du den Streit vorhin mitbekommen? Weißt du, worum es ging? Brauche dringend Antwort, Mom dreht am Rad!
    S.
    Bis zum Abendessen bekam ich weder eine Antwort, noch erreichte ich einen der beiden. Als ich schließlich in die Küche zurückkehrte, stand ein dampfender Brokkoliauflauf auf dem Tisch. Mom lud mir eine stattliche Portion auf den Teller, während sie sich selbst so gut wie gar nichts davon nahm. Wenn Mom keinen Hunger hatte, war definitiv etwas nicht in Ordnung. Ich streute gedankenlos Salz über meinen Teller, ohne vorher probiert zu haben, und schob mir den ersten Bissen in den Mund.
    »A b sofort möchte ich, dass du jederzeit übers Handy erreichbar bist.«
    Hatten wir nicht erst vor ein paar Tagen darüber gesprochen, dass ein eingeschaltetes Handy im Unterricht keine gute Idee war? Ich ließ meine Gabel sinken und schluckte den Auflauf herunter.
    »M om! Ich bin so gut erreichbar, wie es geht. Aber in der U-Bahn ist der Empfang schlecht und im Unterricht und in der Bibliothek muss ich auf lautlos stellen.«
    »D ann musst du eben öfter nachsehen, ob du einen Anruf hast. Ich möchte wissen, wo du bist.«
    Warum zum Henker sollte ich erreichbar sein, solange ich in der Schule war?
    »I ch hänge dir meinen Stundenplan an den Kühlschrank«, knurrte ich. »W enn du willst, male ich dir auch noch einen Lageplan der Klassenzimmer, dann weißt du ganz genau, wo ich stecke. Und ich könnte dir ein Handyfoto der Bibliothek schicken– jedes Mal, wenn ich meinen Fuß über die Schwelle setze.«
    »S ehr witzig, Serena. Wenn du dich nicht an meine Regeln halten willst, kannst du in Zukunft jeden Tag von der Schule direkt nach Hause kommen.«
    Zurück in die Steinzeit. Ich biss mir auf die Lippe und schluckte die Worte herunter, die bereits ganz weit vorne und sehr locker auf meiner Zunge lagen. Meine Güte, das Gespräch mit Dad musste noch schlimmer gewesen sein, als ich angenommen hatte! Ich musste unbedingt herausfinden, worum es gegangen war.
    Moms Miene war vollkommen ausdruckslos. Sie sah aus, als hätte ihr jemand zu viel Botox gespritzt. »W as ist dir lieber?«
    Ich fügte mich in das Schicksal der Telefonüberwachung. Alles war besser, als wieder in die alten Zeiten zurückzuverfallen, in denen ich kaum einen Schritt hatte allein machen können. Hausarrest war so ziemlich das Letzte, was ich brauchen konnte. Ganz besonders, nachdem ich morgen mit Mr Miller zu meinem ersten Kampftraining verabredet war.
    »O kay«, seufzte ich. »I ch werde erreichbar sein. Aber morgen Nachmittag bin ich mit Pepper in der Bibliothek.« Es war die beste Ausrede, die mir einfiel, um sie davon abzuhalten, meine erste Trainingsstunde mit ständigen Anrufen zu unterbrechen. Abgesehen davon würde es sie vielleicht beruhigen, wenn sie glaubte, ich wäre mit Pepper zusammen. »W ir haben da ein ziemlich kniffliges Biologieprojekt zu machen.«
    »K önnt ihr nicht hier lernen?«
    »W ir brauchen eine Menge Bücher, die können wir unmöglich alle durch die Gegend schleppen.«
    »A lso gut, ich werde euch nicht beim

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