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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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niemand durch das Tor darf, warum sind Sie hier?«
    »N achdem die Menschen die Schlachten zu vergessen und ins Reich der Legenden abzutun begannen und nur noch wenige wussten, was wirklich geschehen war, gründeten die Torwächter einen Rat. Er bestand aus fünf Männern oder Frauen, die meisten von ihnen aktive oder ehemalige Torwächter, die mit Abgesandten des Jenseits in Verbindung traten, denen an einem friedlichen Miteinander gelegen war. Auch im Jenseits wurde ein Rat gegründet, der in erster Linie aus Wandlern aller Art bestand, aber auch einige gemäßigte Dämonen waren dabei. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Regeln wurden ausgearbeitet, eine davon besagt, dass die Tore geschlossen gehalten und von dieser Seite aus bewacht werden müssen. Außerdem bestand der Jenseits-Rat darauf, dass Wesen, die sich Zutritt zur Menschenwelt verschafft hatten, von den Jägern gefasst und ausgeliefert werden, damit sie im Jenseits für ihre Verfehlungen bestraft werden können. Da es immer wieder Dämonen gibt, die in diese Welt kommen, um nach Sklaven und Nahrung zu jagen, fallen die Strafen für verbotene Übertritte zum Teil sehr drastisch aus.«
    »N ahrung?«, echote ich. »B itte sagen Sie mir, dass Sie von Supermärkten sprechen.«
    Gus sagte nichts. Er sah mich so lange stumm an, bis mir ein eisiger Schauer der Erkenntnis über den Rücken kroch. »M enschen sind Nahrung?«
    »F ür manche schon.«
    Schlagartig fand ich die Existenz dieser Jenseitswelt weit weniger aufregend, dafür um einiges beängstigender.
    »E inige ernähren sich von Menschenfleisch, andere zehren von ihren Seelen oder ihrer Furcht. Und wieder andere–«
    Ich hob die Hand. »I ch glaube, das ist mir erst einmal ausführlich genug.«
    Er nickte. »F ür die Dämonen ist diese Welt ein guter Jagdgrund. Deshalb drängten sie immer wieder durch die Pforten. Vielleicht hätten sie diese Welt schon längst überrannt, hätten der Rat der Menschen und der des Jenseits nicht eine Möglichkeit gefunden, Ausflüge auf diese Seite des Tors weniger erstrebenswert zu machen.«
    »S chlechte Bewertungen im Internet?«
    Gus’ Stirnrunzeln sagte mir, dass er keine Ahnung von Bewertungsportalen hatte. »S ie fanden einen Weg, die Dämonen zu verändern. Dank eines speziellen magischen Rituals schlägt an Stelle eines Herzens seitdem ein Stein in ihrer Brust. Ein Stein, der regelmäßig aufgeladen werden muss, wenn sie weiter existieren wollen. Das ist nur im Jenseits und in unmittelbarer Nähe der Tore möglich, weshalb sie sich, wenn überhaupt, nur für eine begrenzte Zeit hier aufhalten können, ehe sie zurückmüssen.«
    »S ie können sich also nicht hier niederlassen, ein Kurztrip inklusive Menschenraub ist aber drin?«
    »S o kann man es wohl sagen. Es gibt Gerüchte, dass der eine oder andere Dämon einen Weg gefunden hat, trotzdem in dieser Welt zu überleben. Beweise dafür gibt es allerdings keine.«
    »E s wäre also möglich, dass einer meiner Lehrer ein Dämon ist, der sich bei diversen Prüfungen von unserer Angst ernährt und nebenbei eine Invasion plant.«
    »D as halte ich für unwahrscheinlich.«
    Für ebenso unwahrscheinlich hielt ich es, dass Gus Miller meinen Humor verstand. »A lso gut«, nahm ich den Faden wieder auf. »E s gibt also hier einen Rat und drüben einen Rat und die Grenzen sind mehr oder weniger dicht. Sind Sie ein Mitglied dieses Rates?«
    »N ein, ich arbeite nur für ihn. Es gibt einige Wandler auf dieser Seite, die im Dienst des Rats stehen. Wir fungieren als Kontaktmänner und Berater für die Jäger und Torwächter.«
    »A ber Sie arbeiten als Wachmann einer Wohnanlage.« Das sah mir nicht gerade nach einem passenden Job aus.
    »I ch bin alt«, sagte er, als würde das alles erklären. »S elbst für die Verhältnisse des Jenseits. Ich habe so lange hier gelebt und gearbeitet, dass es mir schwerfallen würde, mich drüben wieder einzufinden. Deshalb habe ich mich entschlossen zu bleiben, nachdem der Rat mich aus dem aktiven Dienst entlassen hatte.«
    »A ber…«
    »I ch habe die Genehmigung des Rates und in gewisser Weise stehe ich noch immer in seinem Dienst, wenn auch für andere Aufgaben als früher.«
    »D ann ist es kein Zufall, dass Sie hier arbeiten?«
    Er schüttelte den Kopf. »D iese Anlage wurde für Familien erbaut, die mit dem Jenseits zu tun haben. Sie dient ihrem Schutz. Für diesen Zweck gibt es die Videoüberwachung, die Mauer und die Tore, die wir schließen können, sobald Gefahr

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