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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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vom Jenseits erfahren.«
    Plötzlich begriff ich es. »M ein Dad! Er ist ein Torwächter, nicht wahr? Und Trick ist sein Erbe.«
    »H ast du schon einmal seinen Ring gesehen? Einen silbernen, mit eingravierten Zeichen?«
    Ich nickte. Ich liebte diesen Ring und hatte schon mehrfach versucht, Dad das Teil abzuschwatzen, weil ich der Ansicht war, dass er zu meinen Klamotten wesentlich besser passen würde als zu seinen.
    »D er Ring ist das Symbol seines Amtes. Ja, dein Dad ist ein Torwächter. Einer der besten und zuverlässigsten, die wir haben.«
    Klar, deshalb war er nie zu Besuch gekommen. Es ging nicht um irgendein blödes Naturschutzgebiet, das nicht auf sich selbst aufpassen konnte, sondern um ein Tor, das weit offen stünde, wenn er sich nicht um die Magie kümmern würde. Deshalb hatte er erst kommen können, als Trick zu ihm gezogen war und seinen Dienst angetreten hatte. Das war auch der Grund, warum ich die beiden niemals gleichzeitig zu sehen bekam, weil einer von ihnen immer dafür sorgen musste, dass die Dämonen blieben, wo sie hingehörten. Dämonen waren kein bisschen cool. Sie hatten meine Familie auseinandergerissen. Ihretwegen war ich die meiste Zeit meines Lebens ohne meinen Vater aufgewachsen. Und wer weiß, was sie sonst noch taten. Und war nicht auch von Magie die Rede gewesen?
    »G ibt es wirklich Menschen, die zaubern können? Oder war das nur damals der Fall, als diese Tore offen standen?«
    Gus lächelte. »M erlin ist keine Erfindung.«
    »W ow.« Das musste ich sich erst einmal ein paar Sekunden setzen lassen. Bedeutete das, dass in dem Laden, in dem Pepper arbeitete, echte Zauberer einkauften? »D ie Magie ist also hiergeblieben?«
    »I n gewisser Weise war sie schon immer hier. Längst nicht so mächtig wie die des Jenseits und auch meist im Verborgenen, aber sie existiert. In Menschen und Gegenständen.« Er deutete auf den blauen Steinanhänger, den ich immer noch in meiner Hand hielt. »D arin zum Beispiel.«
    »U nd was hat es mit meiner Übelkeit auf sich?«
    »E s liegt in deinen Genen«, erklärte er. »D u bist die Nachfahrin eines Torwächters. Um ihre Aufgabe zu erfüllen, wurden die ersten Torwächter mit speziellen Kräften ausgestattet. Diese Kräfte sind an einen Gegenstand gebunden– bei deinem Vater ist es der Ring–, den sie an ihren jeweiligen Erben weitergeben. Darüber hinaus tauchen in ihren Familien von Zeit zu Zeit besondere Fähigkeiten auf, die sich dann meist am sechzehnten Geburtstag zeigen. Manchmal ist es die Fähigkeit zur Magie, manchmal ist es die Gabe, Visionen zu empfangen oder die Aura eines Wesens spüren zu können.«
    »U nd meine Gabe ist es, dass mir speiübel wird«, brummte ich. »D amit kann ich glatt im Zirkus auftreten.«
    »D eine Gabe ist es, Jenseitswesen in deiner Nähe zu erkennen«, verbesserte er mich. »D ass dir dabei schlecht wird, liegt nur daran, dass diese Fähigkeit neu ist und dein Körper noch nicht gelernt hat, sie zu kontrollieren. Mit der Zeit wirst du das hinbekommen, dann brauchst du auch diese Kette nicht mehr.«
    Das klang schon deutlich interessanter. »D ann wird mir also immer schlecht, wenn jemand von der anderen Seite in meiner Nähe ist?«
    Gus nickte. »S olange du den Anhänger trägst, wird dir die Wärme des Steins anzeigen, ob jemand in der Nähe ist. Je wärmer, desto näher.« Um seine Aussage zu untermauern, griff er nach meiner Hand. Hitze pulsierte durch den Stein in meiner Faust. Er wurde schlagartig so warm, dass ich mir nicht sicher war, wie lange ich ihn noch halten konnte, bevor ich ihn wie eine heiße Kartoffel fallen ließ. Gus zog seine Hand wieder zurück und sofort schwächte sich auch die Temperatur des Steins zu einer angenehmen, aber merklichen Wärme ab.
    »W ie kann ich lernen, diese Übelkeit zu kontrollieren?«
    »G ar nicht.«
    »A ber Sie sagten doch–«
    »D ein Körper wird sich von allein darauf einstellen, ohne dass du etwas tun musst. Gib dir einfach ein wenig Zeit, dann wird sich alles fügen.«
    Ich dröselte das verwickelte Lederband auf und zog es mir über den Kopf. Den Stein ließ ich unter dem Kragen meines T-Shirts verschwinden, wo er warm pulsierend auf meiner Haut zum Liegen kam.
    Diese Unterhaltung dauerte gerade mal eine halbe Stunde, wenn überhaupt, und in meinem Kopf drehte sich bereits alles, so viele Informationen hatte ich zu verarbeiten und mir kamen immer noch weitere Fragen, die ich stellen wollte. Ich sah auf. »W as ist mit Ihnen?«, fragte ich. »W enn

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