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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht vermisst. Er braucht nur etwas von mir. Enttäuschung bohrte sich in meinen Magen und ließ ihn sich zusammenziehen.
    Ich hatte zehn Jahre, um dich zu vermissen. Offensichtlich hatte er meine Gefühle gespürt und sie richtig eingeordnet. Vermutlich hast du jedes Recht dazu, enttäuscht zu sein, denn ich hatte dich wirklich aufgegeben. Der einzige Grund, warum ich es noch einmal versucht habe, war, dass ich wirklich, wirklich Hilfe brauche und mir die Optionen ausgegangen sind.
    Na toll, ich war sein Notnagel. Andererseits konnte ich es ihm wirklich nicht vorwerfen, denn immerhin war ich es gewesen, die ihn damals ausgesperrt und glauben gemacht hatte, dass er mich nicht mehr erreichen könne. Wenn er nun mich brauchte und keinen seiner Jenseitsfreunde, dann konnte das nur eines bedeuten. »D u bist hier? In meiner Welt? Wo?«
    Ich bin mir nicht sicher. Vermutlich irgendwo in der Nähe des Tors. Ich bin eingesperrt.
    »E ingesperrt? Hast du etwas angestellt?«
    Ich habe das Tor durchquert.
    »W arum hast du das getan? Du wusstest doch, dass es verboten ist.«
    Ich war neugierig. Seit langer Zeit schon wollte ich mich einmal auf dieser Seite umsehen, und als ein durchbrechender Dämon den Torwächter ablenkte, nutzte ich die Gelegenheit und schlüpfte durch. Weit bin ich allerdings nicht gekommen. Ein Jäger hat mich erwischt und eingesperrt. Seitdem sitze ich hier und warte darauf, dass sie mich ausliefern.
    »W elche Strafe erwartet dich?«
    Ein paar Jahre Zwangsarbeit.
    Verdammt viel für ein bisschen Neugierde.
    Ich bin schon viel zu lange hier, fuhr er fort. Die Übergabe hätte längst stattfinden müssen, denn die Regeln verlangen, dass eine Auslieferung innerhalb von zwei Tagen stattzufinden hat. Das ist bisher nicht passiert und allmählich fürchte ich, dass hier etwas nicht stimmt.
    »W as meinst du damit?«
    Ich glaube, sie haben gar nicht vor, mich auszuliefern.
    »A ber das ist doch gut.«
    Nein, es bedeutet meinen Tod. Ich glaubte, mich verhört zu haben, doch Cales folgende Worte sorgten dafür, dass sich mein Magen vor Angst verkrampfte. Es gibt Menschen, die sich mit Zauberei und dem Übernatürlichen beschäftigen. Menschen, die für jemanden wie mich eine Menge Geld hinblättern würden. Ich glaube, dass ich verkauft werden soll.
    »M ein Dad würde so etwas niemals tun!«
    Vielleicht befindet sich dieses Gefängnis gar nicht mehr in den Händen deines Dads.
    Ich runzelte die Stirn. »V on was für einer Art Gefängnis sprechen wir hier?«
    Es nennt sich Auslieferungskiste. Eine Holzbox, deren Wände mit Zeichen versehen sind, die meine Kräfte eindämmen. Serena, – es war das erste Mal, dass er mich bei meinem Namen nannte und allein das machte mir deutlich, wie ernst seine Lage sein musste– Wenn sie mich verkaufen, werden sie mich aufschneiden und mir das Herz entnehmen.
    Mein Mund war trocken, die Zunge klebte mir am Gaumen und die nächsten Worte wollten mir nur zögerlich über die Lippen kommen. »W arum sollte jemand so etwas tun?«
    Unsere Herzen sind wertvoll. Ein Zauberer kann damit mächtige Magie wirken.
    War das der Grund, warum ich Dad nicht erreichen konnte? Weil er auf der Suche nach einem Käufer war? Nein, das war unvorstellbar. Dad würde so etwas niemals tun. Ebenso wenig wie Trick. Vielleicht hatte ihm jemand die Kiste mitsamt ihrem wertvollen Gefangenen gestohlen und Dad war jetzt auf der Jagd nach dem Dieb. Aber hätte dann nicht zumindest Trick erreichbar sein müssen? Einer der beiden musste doch immer am Tor sein. Und warum sollte ausgerechnet Dad den Dieb jagen? Es musste doch andere geben, die so eine Aufgabe übernehmen konnten. Jemanden wie Gus, oder den Jäger, der Cale eingefangen hatte. Leute, die nicht die Verantwortung für das Tor trugen. Es musste eine andere Erklärung dafür geben, warum Dad sich nicht meldete und Cale noch immer nicht ausgeliefert war.
    Du musst mich hier herausholen, Prinzessin. Bevor sie mich umbringen.
    »I ch bin nicht in der Nähe des Tors. Ich bin nicht einmal in Schottland.« Und Mom würde mir ihr Nein entgegenschleudern, sobald ich auch nur vorsichtig anfragte, ob ich nach Duirinish fahren durfte. Das hatte ich oft genug versucht.
    Ich wollte Cale helfen. Ich mochte ihn und hatte das Gefühl, ihn schon lange zu kennen, und irgendwie stimmte das ja auch, schließlich war es nicht unser erster Kontakt. Aber selbst wenn ich in Schottland gewesen wäre, hätte ich nichts ausrichten können. Ich wusste weder, wo genau das Tor

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