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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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seine Existenz mit jemandem teilen konnte. »M om ist nicht auf meine Fragen eingegangen.«
    »K ein Wunder, wenn du ihr erzählst, dass es dabei um ein Schulprojekt geht.«
    »S ie hätte auch sonst nicht darüber gesprochen. Sie hasst das Jenseits. Es macht ihr Angst.«
    Pepper lehnte sich zurück und betrachtete nachdenklich ihre Hände, die flach auf dem Tisch lagen. Ihr war anzusehen, wie es in ihr arbeitete und wie sie versuchte, alles zu verdauen. Ich nippte von meiner Schokolade, die inzwischen nur noch lauwarm war, und aß den halben Muffin, während ich darauf wartete, dass Pepper wieder betriebsbereit war.
    »H eißt das, dir war in der U-Bahn schlecht, weil irgendein Dämon mit Monatskarte mitgefahren ist?«
    Obwohl ich ein paar Stunden Zeit gehabt hatte, mich an das Wort Dämon im Zusammenhang mit real existierenden Wesen zu gewöhnen, klang es noch immer fremd und irgendwie falsch. Wie etwas, das es eigentlich gar nicht geben durfte. »Z um Glück war es wohl nur Gus auf dem Weg zum Dienst.«
    Pepper war schon einen Gedankengang weiter. Ihre Augen begannen zu leuchten und ich ahnte bereits, was als Nächstes kommen würde. Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. »W as ist mit Vampiren? Gibt es da draußen einen echten Sergej Darkov für mich? Oder wenigstens einen Edward, der schön glitzert und funkelt?«
    »K eine Ahnung, ob es einen von den beiden gibt. Wohl eher nicht. Aber Vampire existieren.« Pepper stieß einen Schrei aus, doch ich ließ mich von ihrer Begeisterung nicht beirren. »I ch weiß genau, was du denkst: Lass uns losziehen und dir einen netten kleinen Blutsauger zum Liebhaben suchen. Vergiss das schnell wieder, so läuft das nicht. Gus sagt, sie sind gefährliche Raubtiere ohne jeden Sinn für Romantik.« Zugegeben, den letzten Teil hatte ich hinzugefügt, aber er war wichtig, damit Pepper verstand, dass die echten Blutsauger nichts mit denen aus ihren Romanen zu tun hatten.
    »I n den Romanen werden sie auch immer als Raubtiere bezeichnet, dabei sind sie doch nichts weiter als missverstandene Wesen– wild, aber mit einem guten Herz.«
    »P epper! Das ist kein Roman. Das ist die Wirklichkeit!«
    Sie hob abwehrend die Hände. »E ntschuldige. Ich habe verstanden. Vampir böse. Nix knuddeln. Pflock ins Herz?«
    Danach hatte ich nicht gefragt. »D avonrennen, sobald einer auftaucht?« Gus hatte gesagt, dass sie nahezu ausgerottet waren, entsprechend niedrig schätzte ich die Wahrscheinlichkeit ein, dass wir einem begegnen würden. Nichtsdestotrotz wollte ich, dass Pepper die Wahrheit kannte– nur für alle Fälle.
    Allerdings sah es so aus, als müsse sie die Nachrichten erst einmal verdauen. Nicht die Sache mit dem Jenseits, die schien sie größtenteils geschluckt zu haben, sondern die mit der Gefährlichkeit der Vampire. Sie wandte sich ihrem Bagel zu und vertilgte ihn bis auf den letzten Krümel, bevor sie wieder aufsah.
    Sie schluckte den letzten Rest herunter und spülte mit einem Schluck Schokolade nach, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. »M ir wird nicht schlecht, wenn so ein Jenseitswesen in der Nähe ist.«
    »S timmt. Dich fressen sie ohne Vorwarnung.« Ich klappte erschrocken den Mund zu. Es tat mir leid, dass ich meine Gedanken so ungefiltert ausgesprochen hatte. Die Worte waren mir einfach so herausgerutscht, bevor ich mich bremsen konnte. War das meine Angst, seit ich vom Jenseits erfahren hatte? Dass mich eine dieser Kreaturen erwischen und zum Frühstück verspeisen konnte? War das all die Jahre Moms Angst gewesen?
    »W eißt du«, sprach ich den Gedanken aus, der seit gestern in mir gärte und nun endlich Gestalt annahm. »I ch glaube, ich will Jägerin werden.«
    Pepper hob ruckartig den Kopf. »D u willst was?«
    »J ägerin werden. Ich will die Kreaturen bekämpfen, die meinem Dad das Leben schwer machen und schuld daran sind, dass wir nicht als Familie zusammenleben können.« Wenn ich Dämonen jagte, könnte ich bei Dad und Trick am Tor leben. Und Mom ebenfalls, denn dann müsste sie mich nicht länger von alldem fernhalten. Wir könnten wieder eine Familie sein.
    »W äre es nicht ungefährlicher, einen Weg zu suchen, diese Tore dauerhaft zu schließen oder zu zerstören?«
    »E s scheint Leute zu geben, die genau das vorhaben.« Das war ein Teil, den ich bisher noch nicht erzählt hatte. Ich hatte ihn nicht bewusst verschwiegen, sondern einfach nicht mehr daran gedacht. Nun erzählte ich Pepper von den Hütern der alten Welt und ihrem Plan, die Tore zu

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