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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Gesprächs mit Irene Hövelmeyer war Stahlhut allerdings seltsam handzahm gewesen, beinahe so, als wollte er beweisen, dass er auch anders könne. Jan vermutete, dass es daran lag, dass der Tod von Hövelmeyer gewissermaßen vor Stahlhuts Augen passiert war.
    Im Treppenhaus roch es nach Räucherstäbchen. Jan stöhnte innerlich auf, als ihm einfiel, dass heute der Yogakurs seiner Untermieterin zu Besuch war. Mareike war selbstständige Yoga-Trainerin und Ayurveda-Beraterin. Manche seiner Freunde behaupteten, die sportliche, flippige Vierzigjährige hätte schlichtweg ein Schräubchen locker, doch Jan hatte gelernt, mit ihren Eigenheiten umzugehen. Er beschrieb sie meistens als »sonderbar, aber liebenswert«. Wenn sie nicht gerade Besuch von ihren Yoga-Damen hatte.
    Simhasana, »der brüllende Löwe«, dargeboten von einer Frau mittleren Alters mit Kurzhaarschnitt und wallender Kleidung, blickte ihn an, als er seinen Kopf ins Wohnzimmer steckte. Er schrak zurück und machte sich eilig auf den Weg zu seinem Schlafzimmer. Als er die Tür aufstieß, war er einen Moment lang derart perplex über das ihm Gebotene, dass er sie sofort wieder zuzog. Durch einen Spalt sah er noch einmal hinein und erschrak erneut, als er realisierte, dass er sich nicht geirrt hatte. Vor seinem Bett lag Mareike in Löffelchenstellung hinter einer ihm unbekannten Frau, die – so schätzte er – mindestens im siebten Monat schwanger war.
    »Darf ich mal erfahren, was hier vor sich geht?«, fragte er aufgebracht.
    »Ach herrje, Jan, du bist schon zurück? Elke und Rainer liegen drüben in meinem Zimmer, und ich dachte mir, hier kann ich Sabine in Ruhe ein paar Atemübungen zeigen.«
    »Falsch gedacht«, murrte Jan. Der Tag war anstrengend gewesen. Er hatte keine Lust, jetzt noch verständnisvoll zu sein, schon gar nicht, wenn Mareike ihre Kursteilnehmer mittlerweile in der gesamten Wohnung unterbrachte.
    »Wir sind in fünf Minuten fertig. Kannst du so lange in der Küche warten?« Mareike klimperte mit den Wimpern und zog eine Schnute.
    Mit Erfolg. Jan schloss die Tür hinter sich und schlappte zum Kühlschrank in der Küche. Mit einem kühlen Bier in der Hand ließ er sich auf einen alten lilafarbenen Panton-Stuhl fallen, den Mareike eines Tages angeschleppt hatte. Er lehnte sich nach hinten, wippte rhythmisch mit der Lehne des kunststoffgegossenen Designerstuhls und schloss die Augen. Noch während er über die Ereignisse des Tages nachdachte, spürte er, wie sich die Müdigkeit in seinem Körper breitmachte. Es dauerte nicht lange, und Jan war eingenickt. Noch ahnte er nicht, dass die bevorstehende Nacht eine kurze für ihn werden würde.

4
    Wim Westerhold war ein zufriedener Mann. Noch fünf Jahre Arbeit, dann begann endlich der wohlverdiente Ruhestand. Das Haus in Jöllenbeck war fast abbezahlt, die Kinder standen auf eigenen Füßen, und gesundheitlich fühlten sich seine Frau und er noch fit genug, die ein oder andere Reise zu unternehmen.
    Seit fünfundzwanzig Jahren war er Bahner, fuhr fast ununterbrochen als Lokführer auf der Bahnstrecke zwischen Herford und Bielefeld. Er liebte seinen Job, auch wenn die zunehmende Gewalt in den Regionalzügen die Arbeit mehr und mehr erschwerte.
    Wie jeden Morgen steuerte Westerhold auch heute den ersten Zug. Um kurz nach fünf hatte sich die Regionalbahn am Bielefelder Hauptbahnhof in Bewegung gesetzt. Es war noch dunkel, aber die Augustluft warm, und die ersten Vögel zwitscherten schon.
    Die Bahn war nahezu leer, nur ein paar Pendler, deren Frühschicht rief, und einige Halbstarke, bei denen unklar war, ob sie schon oder noch unterwegs waren, dösten vor sich hin.
    Auf halber Strecke hielt der Zug in Brake. Zwei angetrunkene Gestalten mit Bierflaschen und Kippen in den Händen stiegen zu, eine ältere Frau, die nicht mehr besonders gut zu Fuß war, verließ den Zug.
    Westerhold vergewisserte sich, dass niemand mehr an der Bahnsteigkante stand, legte den Hebel um und beschleunigte. Wie jeden Morgen um zwanzig nach fünf griff er nach seinem Handy, um seiner Christel eine kurze SMS zu schreiben und ihr einen angenehmen Tag zu wünschen. Manchmal, wenn er besonders gut gelaunt war und die Stullen, die sie ihm geschmiert hatte, außergewöhnlich gut dufteten, schrieb er ihr, dass er sie lieb hätte und den Feierabend gar nicht mehr erwarten könnte.
    Noch sieben Minuten, dann fuhren sie in Herford ein, überlegte Westerhold gedankenverloren, während er auf den viel zu kleinen Tasten seines

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