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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Selbstmord begangen hat?«, fragte Jan.
    »Gegenfrage«, antwortete Vera. »Glaubst du, dass Winkelmann um fünf Uhr morgens im Niemandsland zwischen Bielefeld und Herford umhergeirrt und rein zufällig auf die Gleise gestolpert ist?«
    »Was, wenn er betrunken und das Ganze ein tragischer Unfall war?«
    »Wir werden es erfahren, sobald die Rechtsmedizin Ergebnisse hat«, würgte Vera Ergüns Einwurf ab. »Vorerst erscheint mir die Selbstmordtheorie allerdings am wahrscheinlichsten.«
    »Es kann auch noch eine andere Möglichkeit geben«, sagte Jan ruhig. »Wir dürfen nicht ausschließen, dass Winkelmanns Tod fremdverschuldet ist.«
    »Sicher«, sagte Vera nachdenklich. »Wir werden es herausfinden.«
    »Wie sind denn die Gespräche mit den Mitarbeitern des Bierstandes verlaufen?«, wollte Stahlhut wissen. »Irgendein Hinweis darauf, dass jemand Dreck am Stecken hat?«
    »Bislang nicht«, antwortete Ergün. »Niemand kann sich die Sache erklären. Übrigens waren die meisten ziemlich überrascht, als sie hörten, dass Hövelmeyer vergiftet wurde.«
    »Was soll denn das heißen?«, murrte Opitz.
    »Einige waren der Meinung, dass vielleicht bei der Herstellung des Bieres etwas schiefgelaufen ist. Oder beim Gärprozess.«
    »Pils gärt so langsam, was soll da schiefgehen?« Thomas Horstkötter war aufgewacht. Als ausgewiesener Bierkenner konnte er sich nun auch am Gespräch beteiligen.
    »Gab es niemanden, dem früher schon einmal etwas aufgefallen ist?«, hakte Jan noch einmal nach. »Irgendeine harmlos erscheinende Drohung oder etwas im Zusammenhang mit der Brauerei?«
    »Nichts dergleichen.« Ergün zuckte mit den Schultern. »Es schien keinerlei Probleme gegeben zu haben. Auch nicht mit der Brauerei. Für die Belieferung der Stände war übrigens Frank-Walter Winkelmann verantwortlich. Er ist der Bruder von Bernhard.«
    Jan runzelte die Stirn. Er zog seinen Block hervor, notierte den Namen und wartete darauf, dass Vera die Besprechung beendete. Dann stand er auf und verließ hastig den Raum. Er musste dringend ein Telefonat führen.

6
    Ihr Freund stand am Küchenfenster und sah auf den Wagen, den er vor dem Haus abgestellt hatte. Drei Stunden waren vergangen, seitdem sie zurückgekehrt waren. Dass das Ganze so enden musste, war nicht geplant gewesen.
    Es war noch dunkel gewesen, was das Vorhaben nicht gerade einfacher gemacht hatte. Doch es war sicherlich die beste Variante gewesen.
    Kaum jemand war auf den Straßen und Wegen zwischen Bielefeld und Herford unterwegs gewesen. Die Polizeistreife, die ihnen auf dem Rückweg entgegengekommen war, hatte ihren Puls einen Moment lang in die Höhe schnellen lassen. Erst als der Wagen im Rückspiegel nicht mehr zu sehen gewesen war, konnten sie wieder durchatmen.
    Die Nachbarn hatten noch geschlafen, als sie nach Hause gekommen waren. Runtergelassene Jalousien und zugezogene Vorhänge hatten die Straße gesäumt. Sie waren sich sicher gewesen, dass sie von niemandem gesehen worden waren.
    Seit zwei Stunden stand er nun schon am Fenster und blickte hinaus auf die Straße und das Auto vor dem Haus. Kein einziges Wort hatten sie seitdem miteinander gewechselt. Die Angst, dass sie vielleicht doch jemand beobachtet hatte, fraß sich durch ihre Körper wie ein heimtückisches Virus.
    »Wie soll es weitergehen?« Ihre Frage klang nicht wie eine solche. Eher wie die traurige Erkenntnis, dass sie die Grenze überschritten hatten, die sie niemals hätten überschreiten dürfen. Sie taten Dinge, die ihnen früher so fern gewesen waren. Niemals hätte sie gedacht, eines Tages in eine solche Situation zu geraten.
    Er zeigte keine Reaktion und blickte weiterhin regungslos aus dem Fenster. Sie musste ihn aus seiner Schockstarre befreien, sonst würde alles noch schlimmer werden. Wenn sie jetzt nicht aufpassten, käme man ihnen binnen kürzester Zeit auf die Schliche.
    »Sprich mit mir! Wir müssen nachdenken!«
    »Was glaubst du, was ich gerade tue?«, antwortete er lethargisch. »Ich zermartere mir seit Stunden den Kopf, wie wir aus dieser Scheiße rauskommen.«
    »Und?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber wir müssen doch irgendwie …«
    »Sei ruhig!«, sagte er plötzlich energisch. »Wir müssen gar nichts. Kein Mensch weiß, dass wir dort waren!«
    »Noch nicht«, murmelte sie.
    »Komm her!«
    Unwillig trat sie an seine Seite und ließ sich von ihm in den Arm nehmen. Etwas in ihr blockierte sie. Sie spürte ein undefinierbares Unbehagen an seiner Seite. Diese Kaltblütigkeit, mit der

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