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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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von Problemen zwischen der Brauerei und einem ausländischen Investor?«, hakte Jan nach.
    »Sie meinen diese Engländer?«
    Jan nickte.
    »Die haben doch nur gepokert, alles halb so wild. Übliches Geschäftsgebaren, von einer Erpressung kann keine Rede sein. Ich glaube übrigens sogar eher, dass Bernhard die Engländer seinerseits an der Nase herumgeführt hat, um den Marktpreis der Brauerei in die Höhe zu treiben und den Bekanntheitsgrad zu steigern.«
    »Interessante Theorie«, sagte Jan. »Sonst ist Ihnen aber nichts Ungewöhnliches an Winkelmann aufgefallen?«
    »Nein«, antwortete Pagels bestimmt. »Und wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich mich jetzt gern wieder an meine Arbeit begeben. Ich habe noch einiges zu erledigen, Sie haben ja gesehen, was hier los war. Wenn man sich auf seine Mitarbeiter nicht verlassen kann …« Er brach ab und stand auf.
    »Sicher«, gaukelte Jan Verständnis vor. Bettina und er erhoben sich ebenfalls von ihren Stühlen und verabschiedeten sich. »Eine letzte Frage habe ich aber noch«, sagte Jan, als sie die Türschwelle bereits überschritten hatten. »Sie erwähnten, dass Sie Winkelmann höchstpersönlich in das Taxi gesetzt hätten, richtig?«
    Pagels nickte, machte sich aber nicht die Mühe, aufzublicken. Stattdessen blätterte er einen Stapel Rechnungen durch.
    »Was haben Sie selbst denn anschließend gemacht?«, fragte Jan. »Sie dürften wohl auch nicht mehr in der Lage gewesen sein, sich hinters Steuer zu setzen. Wie sind Sie also nach Hause gekommen?«
    Joachim Pagels verharrte für einen winzigen Augenblick. Dann hob er den Kopf und sah Jan spöttisch an.
    »Wenn Sie es genau wissen wollen, Herr Kommissar, ich habe es mir gut gehen lassen. An der Eckendorfer.«
    Jan dachte sich seinen Teil. Das Eroscenter in der Eckendorfer Straße war jedem Bielefelder ein Begriff, und das Etablissement galt alles andere als seriös.
    »Und ja, ich habe mich tatsächlich noch ans Steuer gesetzt«, fuhr Pagels fort. »Aber Sie werden mir wohl kaum mehr nachweisen können, wie viel ich getrunken habe.« Ein schiefes Lächeln zog sich über sein hageres Gesicht.
    Plötzlich war sich Jan sicher, dass Pagels ihnen nicht die Wahrheit sagte. Seine Antwort klang wie ein zurechtgelegtes Alibi. Glaubwürdig und ehrlich. Eine Spur zu ehrlich.

14
    Auf der breiten Auffahrt zum Verwaltungsgebäude und zu den Brauhäusern der Westfalenbräu-Brauerei bretterten Lastwagen mit dem großen geschwungenen Schriftzug an Jan und Bettina vorbei. Die beiden pusteten schwer, als sie das letzte Stück des Anstiegs nahmen. Die Hitze der vergangenen Tage war in eine feuchte Schwüle übergegangen, die sich wohl in Kürze entladen würde.
    Hinter Jans Stirn pochte es, Kopfschmerzen kündigten sich an. Seit einigen Wochen beschlich ihn das seltsame Gefühl, wetterfühlig zu sein. Sein zwar schlanker, aber untrainierter Körper zwickte und stach an den sonderbarsten Stellen, wenn sich ein größerer Wetterwechsel ankündigte. Er lechzte nach einem Glas Wasser und einer Schmerztablette, selbst ein kaltes Bier hätte er in diesem Moment nicht abgelehnt.
    Nach dem Gespräch mit Pagels hatten sie kurzfristig beschlossen, einen Abstecher zur Brauerei zu machen, um das erneute Gespräch mit den Winkelmann-Geschwistern zu suchen. Der gestrige Besuch in der Winkelmann’schen Villa und die neuesten Obduktionsergebnisse hatten drängende Fragen aufgeworfen.
    Die Geschäftsführung befand sich in der dritten Etage des Verwaltungsgebäudes und lag hinter einem protzigen Empfangstresen aus Glas und schwarzem Marmor. An der hinteren Wand war ein großer Flatscreen-Monitor angebracht, auf dem gerade ein Hochglanzwerbefilm der Brauerei zu sehen war. Die Empfangsdame, eine ältere Frau mit auftoupiertem blondem Lockenkopf und Nickelbrille, machte keinerlei Anzeichen, Jan und Bettina zu begrüßen. Erst als die beiden direkt vor dem Tresen standen, fühlte sich Frau Wüstenbecker – so stand es auf ihrem Namensschildchen geschrieben, das sie wie eine Brosche trug – genötigt, ihre Kopfhörer abzusetzen, die Finger von der Tastatur zu nehmen und ihren Kopf gerade so weit zu heben, dass sie einen abschätzigen Blick auf die Besucher werfen konnte.
    »Das hier ist die Geschäftsführungsetage«, sagte sie kühl. »Wenn Sie Ihre Bewerbungsunterlagen abgeben möchten, gehen Sie bitte in den zweiten Stock in die Human-Resources-Abteilung.«
    »Vielleicht ein andermal«, antwortete Jan. »Im Moment würden wir lieber mit

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