Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
Vom Netzwerk:
Abfüllprozesses in Kontakt mit den Fässern kamen. Vera hatte berichtet, dass die Blausäure womöglich mit einer Nadel injiziert worden war. Genauso gut war es möglich, dass das Gift während des Abfüllprozesses untergemischt worden war.
    »Entschuldigung, Herr Vorndamm. Ich würde gerne wissen, wo genau diese Fässer abgefüllt werden.«
    »Fassabfüllung gehört nicht zu den Stationen einer Führung.« Vorndamm wirkte plötzlich nervös, sein Blick flackerte.
    »Seien Sie doch so nett und machen Sie eine Ausnahme«, bat Jan freundlich. »Mich interessiert aus ermittlungstechnischen Gründen, wer von den Mitarbeitern Zugang zu den Fässern hat.«
    »Tut mir leid, aber ohne Berechtigung dürfen wir diesen Bereich wirklich nicht betreten«, antwortete Vorndamm ausweichend.
    »Es ist jemand gestorben, weil drei Ihrer Fässer vergiftet waren. Ich denke, das allein berechtigt die Polizei, sich hier ein wenig umzusehen.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Vorndamm zögerlich. »Ich muss erst fragen.« Er zog ein Handy aus der Hosentasche, wählte eine Nummer und trat ein paar Schritte zur Seite hinter einen großen Kessel.
    Jan sah sich um. Die Abfüllanlagen sahen hochmodern aus, nicht zu vergleichen mit dem alten Sudhaus und den bronzenen Kesseln, die heute nur noch für museale Zwecke genutzt wurden. Die alte Brauromantik war längst einer kühlen, unvermeidbaren Rationalität gewichen.
    Er lauschte, als sich Vorndamm endlich am Telefon meldete, und hörte, wie der junge Brauereimitarbeiter jemandem erklärte, worum ihn Jan soeben gebeten hatte.
    »… ich weiß, dass Sie mir das verboten haben …«, flüsterte Vorndamm jetzt. »Aber …« Seine leisen Worte gingen im Rattern eines Laufbands unter, das plötzlich anlief. »… ich sollte die beiden doch ein wenig herumführen.«
    Vorsichtig trat Jan noch einen Schritt näher heran und spitzte seine Ohren. Vorndamms Gesprächspartner schien aufgebracht zu sein. Wahrscheinlich war es Martina Winkelmann, schätzte Jan.
    »Ja, natürlich, ich weiß«, hörte er Vorndamm beinahe unterwürfig sagen. »Ja, das werde ich tun. Ich hoffe, die beiden lassen sich drauf ein. Die Polizei könnte ja auch …« Er brach ab. Nach einigen Augenblicken des Schweigens brachte er ein letztes »Ja, natürlich« heraus und legte auf. Jan beeilte sich, zurück zu Bettina zu huschen, ehe Vorndamm bereits wieder hinter dem Kessel hervortrat.
    »Ich kann leider nichts machen«, sagte Vorndamm. Seine Augen flackerten noch immer wie eine Kerzenflamme im Wind. »Anweisung von oben. Die Prozesse sollen nicht gestört werden. Wenn Sie darauf bestehen sollten, müssen Sie einen Durchsuchungsbefehl vorlegen.« Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich muss tun, was man mir sagt.«
    »Natürlich«, antwortete Jan gespielt verständnisvoll. »Darf ich fragen, mit wem Sie gerade gesprochen haben? Martina Winkelmann, habe ich recht?«
    »Frau Winkelmann, unsere Geschäftsführerin?«, fragte Vorndamm überrascht. »Nein, ich habe erst wenige Male direkt Kontakt zu ihr gehabt. Das eben am Telefon war ihr Bruder Frank-Walter. Er ist ja der Leiter meiner Abteilung und bildet mich aus.«
    »Frank-Walter?«, fragte Jan verwundert. Das, was er gerade von dem Telefonat mitbekommen hatte, klang so gar nicht nach dem Frank-Walter Winkelmann, den er bisher kennengelernt hatte.
    »Er ist etwas angespannt in letzter Zeit«, fuhr Vorndamm fort. »Kein Wunder bei dem, was passiert ist. Erst die Sache auf dem Fest und dann auch noch der Tod seines Bruders. Nicht einfach für ihn.«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Jan. »Bestimmt nicht einfach.« Er blickte wieder auf seine Uhr und sah, dass keine Zeit mehr war, um weitere Fragen zu stellen. Er wollte nicht zu spät zu seinen Eltern kommen und sich anschließend wochenlang anhören müssen, wie unzuverlässig er doch war. Doch eines stand fest: Gleich morgen früh musste er mit Frank-Walter Winkelmann sprechen. Bislang schien Jan noch nicht das wahre Gesicht des jüngsten der drei Winkelmann-Geschwister kennengelernt zu haben.

15
    Der alte Saal im Restaurant gleich neben der Bielefelder Sparrenburg war ritterlich geschmückt. Mit langen Tischläufern, mittelalterlichen Kerzenständern und allerlei sonstigem Gedöns, das extra für das ritterliche Krimimahl drapiert worden war. Jan erwartete fast, dass König Artus jeden Moment aus einer der hinteren Ecken hervortreten würde.
    Der Saal füllte sich jetzt immer schneller. Einen Moment lang glaubte Jan,

Weitere Kostenlose Bücher