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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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egal.«
    »Was genau hat Frank-Walter eigentlich, wenn ich das so offen fragen darf?«
    »Er war schon immer etwas anders«, erklärte Martina Winkelmann kurz. »Er hat seine Stärken, leider aber auch viele Schwächen. Einige Ärzte behaupten, er sei autistisch veranlagt.«
    Jan blickte auf seine Armbanduhr und zögerte, als er sah, dass es schon kurz nach fünf war. Nicht einmal mehr zwei Stunden, dann musste er seine Eltern auf ihrem Hof abholen. Er hatte die gemeinsame Verabredung beinahe vergessen. Eine SMS seiner Schwester hatte ihn am Morgen wieder daran erinnert, welcher Tag heute war.
    »Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass Bernhard sich das Leben genommen hat«, fuhr Martina Winkelmann fort. »Egal, was Sie da an angeblichen Beweisen gefunden haben. So ein feiger Abgang würde zu ihm passen.«
    »Frau Winkelmann, ich bitte Sie«, brach es entrüstet aus Bettina heraus. »Wie können Sie so über Ihren toten Bruder reden?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mir von Ihnen den Mund verbieten lassen muss. Bernhard hat alles bekommen, was er haben wollte, er musste niemals um etwas kämpfen. Und trotzdem war er nicht der Richtige für die Position als Geschäftsführer. Der Brauerei geht es momentan wirtschaftlich alles andere als gut.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Jan abschließend. »Wir werden Sie in den nächsten Tagen aufs Präsidium bitten müssen, um Ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen. Ich möchte mit Ihnen auch noch über das vergiftete Bier auf dem Hoeker-Fest sprechen. Es gibt diesbezüglich weitere offene Fragen. Leider können wir Ihnen auch nicht ersparen, dass die Spurensicherung das Büro Ihres Bruders untersucht.«
    Martina Winkelmann wandte sich wortlos ab.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir uns jetzt noch ein bisschen in der Brauerei umsehen.«
    »Weshalb denn?«, fragte Martina Winkelmann abweisend.
    »Reine Routine«, wiegelte Jan ab. Er wollte sich selbst ein Bild machen. Vielleicht würde ihm bei der Besichtigung der Brauerei eine Idee kommen, wie das Gift in die Fässer gelangen konnte. »Ich würde mir gerne die Produktion ansehen. Wenn wir schon mal die Möglichkeit haben, uns eine Brauerei von innen anzuschauen, kann ich als leidenschaftlicher Biertrinker natürlich kaum widerstehen.« Jan setzte sein charmantestes Lächeln auf. Er hatte schon oft erlebt, dass sein spitzbübisches Gesicht mit dem rötlich schimmernden Dreitagebart und den ausgeprägten Grübchen in den Wangen bei Frauen Wunder bewirken konnte.
    So auch dieses Mal. Martina Winkelmann lächelte zurück und bat Jan lediglich, so diskret wie möglich vorzugehen, um die Belegschaft der Brauerei nicht zu verunsichern.
    »Ich stelle Ihnen jemanden zur Verfügung, der Sie begleitet«, sagte sie zur Verabschiedung und ging zum Telefon. Dabei blickte sie Jan weiterhin unverwandt an. Es schien so, als versuche sie in ihn hineinzusehen. Irritiert wich Jan ihrem Blick aus und wandte sich zum Gehen.
    Am Empfangstresen wartete ein junger Mann, kaum älter als zwanzig, auf Jan und Bettina. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug, ein weißes Hemd und eine in den Brauereifarben gestreifte Krawatte mit einem bauchigen Bierglas als Logo am unteren Ende. Er stellte sich als Heiko Vorndamm vor und reichte ihnen die Hand. »Ich bin Auszubildender im Bereich Kundenbetreuung und Eventmanagement. Folgen Sie mir bitte.«
    Jan verabschiedete sich höflich von Frau Wüstenbecker, wartete allerdings vergeblich auf eine Reaktion der wenig kooperativen Empfangsdame.
    Sie fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und traten hinaus ins Freie. Jan nahm ein dumpfes Grollen wahr; Blätter und ein paar Plastiktüten wurden von einer heftigen Böe über den Hof vor den großen Hallen getrieben, in denen das Bier gebraut wurde. Jan fröstelte, die Temperaturen mussten binnen der letzten Stunde um zehn Grad gefallen sein. Ein dicker Regentropfen landete auf seiner Wange.
    »Wir gehen dort rein!«, rief Vorndamm durch den Wind und lief vorneweg. Jan und Bettina folgten ihm.
    Sie erreichten eine große aluminiumverkleidete Halle und traten durch einen Seiteneingang ins Innere. Ein Stapler mit einer Palette Bierfässer auf den Gabeln kreuzte ihren Weg. Jan erkannte, dass es sich um Fässer in der gleichen Größe wie diejenigen handelte, die vergiftet worden waren. Obwohl Stahlhut bereits hier gewesen war und unter anderem mit der Leiterin des Labors gesprochen hatte, wollte er sich selbst davon überzeugen, welche Personen in der Brauerei während des

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