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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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eingebrannt.
    Prinzessin Luise erschien erneut im Saal, diesmal in Begleitung ihres Auserwählten Richard. Sie ließen prüfend ihren Blick über das Volk schweifen, unterhielten sich leise miteinander und schritten durch die Tischreihen. Am Kopfende, dort, wo Jan und seine Familie saßen, blieben sie stehen und stießen mit ihren zinnernen Weinbechern an. Dann richtete Richard das Wort ans Volk.
    »Verehrte Gäste, obgleich es nicht unser Wille, sondern der meines reizenden Schwiegervaters war, gemeinsam mit Euch zu feiern, freuen wir uns, dass Ihr so zahlreich erschienen seid. Lasset uns anstoßen auf diesen Freudentag, an dem ich die wundervolle Luise zu meiner Frau nehmen werde.«
    Die Gäste hoben ihre Becher und prosteten dem verliebten Paar freudig zu. Auch Jan spielte das Spiel mit und nahm einen kräftigen Schluck des Rotweins, dessen Säure ihm augenblicklich einen Schauer über den Nacken laufen ließ. Immerhin hielten sich seine Eltern bislang noch zurück, versuchte er sich die Situation schönzureden.
    Der Pastor und weitere Familienmitglieder Richards und Luises betraten den Saal und versammelten sich auf der kleinen Bühne direkt vor Jans Eltern. Im nächsten Augenblick erlosch das Licht, und die Fanfaren setzten ein. Richard und Luise traten in die Mitte der Hochzeitsgesellschaft und hielten sich an den Händen. Die Zeremonie konnte beginnen.
    Eine halbe Stunde später servierten die rustikalen Mägde den Hauptgang, auf den Jan bereits sehnsüchtig gewartet hatte. Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit, als er sah, dass es erneut Wurstebrei gab, diesmal in Form von Westfälischer Moppelkotze mit Kartoffeln und Äpfeln. Er hatte sich gerade für die Alternative Schweinefilet in Pumpernickelkruste und Töttchen, eine Münsterländer Ragoutspezialität aus Kalbfleisch, entschieden, als plötzlich erneut ein schriller Schrei durch den Saal hallte. Die Prinzessin erschien in Tränen aufgelöst in der Flügeltür, dicht gefolgt von Vater Otto.
    »Mein Kind, was ist dir?«
    »Richard …«, stammelte sie. »Er ist … er ist …«
    »Was ist denn mit ihm?«, drängte ihr Vater.
    »Er ist tot.« Luise sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Otto beugte sich zu ihr hinunter und legte seine Arme um ihre Schultern. »Was ist geschehen? So erzähl doch.«
    »Er liegt oben auf seiner Schlafstatt. Ich dachte, er würde schlummern, aber …« Sie brach in Tränen aus.
    Ein junger Mann stürmte in den Raum und rief: »Otto, Luise, was ist geschehen?«
    »Frederik, wo warst du?«
    »Ich …« Der junge Mann, Richards Bruder, stockte. »Ich war oben und habe deinen Schrei gehört.«
    Jan aß unbeeindruckt ob der Aufführung weiter. Gerade als er den letzten Bissen Fleisch hinuntergeschluckt hatte, vibrierte sein Handy in der Hosentasche. Er kramte es hervor und sah, dass er eine Nachricht von Katharina von Allwörden bekommen hatte. Mit Verwunderung las Jan den Text.
    Hallo, Jan, kannst du morgen bei mir vorbeikommen? Es gibt Neuigkeiten, die euch interessieren werden. Anschließend wieder ein gemeinsames Mittagessen? ;-)
    »Kannst du bitte dieses Ding weglegen!«, ermahnte ihn seine Mutter. Ihr Flüstern klang wie ein Keifen.
    »Es ist dienstlich«, versuchte er sich zu verteidigen.
    »Siehst du denn nicht, dass das Krimistück gerade in der entscheidenden Phase ist? Wir müssen aufpassen.«
    »Jetzt sag bloß, du weißt noch immer nicht, wer diesen Richard umgebracht hat.« Jan lächelte und sah seine Mutter herausfordernd an.
    »Warum musst du eigentlich immer so überheblich daherreden?«, fragte sie entrüstet. »Manchmal bist du wie dein Vater.«
    »Falls ich dich erinnern darf: Es ist mein Job, so etwas herauszufinden. Wäre ja schlimm, wenn mich ein paar Laiendarsteller hinters Licht führen würden.«
    »Sei jetzt endlich still«, zischte seine Mutter. »Otto sagt gerade etwas Wichtiges.«
    »… helfen Sie uns! Falls jemand eine Idee hat, wer Richard umgebracht haben könnte, dann schreiben Sie sie bitte auf. Vielleicht wissen Sie ja sogar, auf welche Weise er ermordet wurde.« Otto nickte dem Publikum zu und verschwand hinter dem Paravent auf der kleinen Bühne. Zwei Mägde verteilten Zettel und Stifte an die Gäste und kündigten an, dass als Nächstes das Dessert gereicht werden würde.
    »Eines habe ich noch vergessen.« Otto streckte noch einmal seinen Kopf hinter dem Paravent hervor. »Derjenige mit dem besten Hinweis erhält eine Belohnung.«
    »Heinrich, hast du schon

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