Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
lustig machen werde.«
»Dann stell dich schon einmal darauf ein, dass du in Kürze ein neuer Mensch sein wirst. Und jetzt schließ deine Augen wieder.« Sie fuhr mit ihren Fingerkuppen sanft über seine Lider und setzte sich rittlings auf ihn. Jan lächelte zufrieden. Er genoss den Moment und ließ die Gesichtsmassage mit einem wohligen Kribbeln im Nacken über sich ergehen.
18
Dagmar Winkelmann öffnete die Haustür und nickte ihnen wortlos zu. Sie zog eine dunkelbraune Sonnenbrille, an deren Bügeln die goldenen Dolce-&-Gabbana-Initialen prangten, aus dem Haar und setzte sie auf.
»Guten Morgen, Frau Winkelmann«, begrüßte Jan die Witwe. »Dürfen wir hereinkommen? Wir würden gerne noch einmal mit Ihnen und Ihrer Tochter sprechen.«
»Gibt es Neuigkeiten?« Ihre Stimme klang brüchig, so als hätte sie gerade geweint.
»Können wir in Ruhe darüber reden?«, bat Jan.
»Kommen Sie, wir gehen ins Kaminzimmer, dort sind wir ungestört. Ich habe allerdings nicht allzu viel Zeit. Um neun Uhr habe ich einen Termin mit dem Bestattungsunternehmen.«
»Natürlich«, antwortete Jan verständnisvoll.
»Ist Ihr Schwiegervater eigentlich auch zu Hause?«, fragte Bettina, während sie in die eindrucksvolle Empfangshalle der Villa eintraten.
»Er frühstückt gerade im großen Saal. Ihm geht es nicht gut.«
»Wegen der anstehenden Beerdigung?«
»Nein … ich meine …« Dagmar Winkelmann suchte nach den richtigen Worten. »Natürlich auch deswegen, aber vor allem wegen meiner Schwägerin.«
»Darf man wissen, warum?« Bettina versuchte ihre Frage so zurückhaltend wie möglich zu stellen.
»Weil sie noch immer nicht wahrhaben will, dass Bernhard sich nicht das Leben genommen hat, sondern vor den Zug gestoßen wurde.«
» Wahrscheinlich vor den Zug gestoßen wurde«, korrigierte Jan. »Wir wissen es noch nicht mit Bestimmtheit.«
»Mir stellt sich die Frage ohnehin nicht«, redete sie weiter. »Bernhard hätte mir das niemals angetan.«
»So ähnlich äußerte sich Ihr Schwiegervater auch«, warf Jan ein, während sie das Kaminzimmer betraten und in unbequemen Ohrensesseln Platz nahmen. »Ihre Schwägerin behauptet hingegen, dass Bernhard depressiv gewesen sei. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum sie denkt, dass er sich umgebracht hat?«
»Wahrscheinlich, weil sie ihn vor ihrem Vater in ein schlechtes Licht rücken will. Als den Versager, der alle im Stich lässt, weil er mit der Leitung der Firma überfordert war. Das würde ich ihr zutrauen.«
»Und Frank-Walter?«, hakte Bettina ein. »Er hatte einen guten Grund, auf Ihren Mann wütend zu sein.«
»Sie wissen doch überhaupt nichts!«, zischte Dagmar Winkelmann. »Glauben Sie diesem faulen Nichtsnutz etwa? Hat er Ihnen gesagt, dass Bernhard für sein erbärmliches Leben verantwortlich ist?«
»Ja, so kann man das wohl …«
»Seitdem ich ihn kenne, und das sind mittlerweile fast zwanzig Jahre, hat mein Mann alles für Frank-Walter getan, was in seiner Macht stand«, unterbrach Dagmar Winkelmann Jan. Sie stand auf und begann in dem mit dunklem Holz verkleideten Raum auf und ab zu gehen. Vor dem gemauerten Kamin blieb sie stehen und blickte sich zu Jan um. »Beruflich und privat hat Bernhard ihn immer unterstützt. Im Gegensatz zu Martina, dieser …« Sie schluckte ihre Worte hinunter und verstummte.
Dagmar Winkelmann stellte die Beziehung zwischen Bernhard und Frank-Walter vollständig anders dar, als es Martina Winkelmann getan hatte, überlegte Jan. Noch war er sich nicht im Klaren darüber, wer ihm glaubwürdiger erschien.
»Wenn Bernhard seinem Bruder so sehr unter die Arme gegriffen hat, wie Sie sagen, weshalb hat Frank-Walter dann eine so schlechte Meinung über Ihren Mann?«
Dagmar schoss Bettina einen giftigen Blick zu. Offenbar passte ihr deren direkte Art der Befragung nicht. »Weil Martina versucht hat, ihn auf seine Seite zu ziehen, nachdem klar war, dass Bernhard die alleinige Führung der Brauerei übernimmt. Sie hat ihn regelrecht aufgehetzt.« Obwohl sie sich mittlerweile etwas beruhigt hatte, begann sie erneut im Zimmer umherzulaufen.
Jan ahnte, dass es noch mehr gab, was Dagmar Winkelmann über das Verhältnis ihres Mannes zu seinen Geschwistern wusste. Doch ehe er nachhaken musste, sprach sie von sich aus weiter.
»Seine Versetzung innerhalb der Firma war längst überfällig. Er hat der Brauerei eine Menge Schaden zugefügt.«
»Was genau meinen Sie damit?«, fragte Bettina.
»Frank-Walter leidet unter schweren
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