Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
durch den Kopf, doch nichts war dabei, was so handfest war, um Vlothoerbäumer damit zu konfrontieren.
»… mein Vorschlag lautet also: Wir müssen uns noch einmal in der Brauerei umsehen.« Kai Stahlhut fuhr sich durch sein lichtes blondes Haar und ließ seinen Blick kreisen. Im vollen Bewusstsein, die Rückendeckung von Vlothoerbäumer zu genießen, strahlte er Selbstzufriedenheit aus. »Wenn das Gift während des Abfüllprozesses in die Fässer gelangt ist, werden wir es herausfinden. Die Tatsache, dass noch mehr vergiftete Fässer aufgetaucht sind, verdeutlicht erneut, dass der Anschlag nicht Daniel Hövelmeyer gegolten hat.«
Jan schüttelte unmerklich den Kopf. Stahlhuts Ausführungen waren nicht grundsätzlich falsch, seiner Meinung nach allerdings wenig hilfreich. Die Theorie, dass Tietz etwas mit dem Anschlag zu tun habe, erschien ihm abwegig. Er versuchte, an den Gesichtern der anderen im Raum etwas abzulesen, doch alle saßen mehr oder weniger teilnahmslos am Tisch. Bei Manni Opitz war gelegentlich noch ein Kopfnicken zu erkennen, doch Ergün, Horstkötter und Bettina machten den Eindruck, frisch von Madame Tussauds hierher verfrachtet worden zu sein. Ihre Mienen wirkten leblos und starr. Entweder sie waren hochkonzentriert oder aber genauso genervt von Stahlhut wie Jan. Einzig Vera Jesse war noch immer unruhig.
»Danke für den Bericht.« Vlothoerbäumer trat erneut einen Schritt nach vorn. »Ich glaube, wir wissen jetzt, was zu tun ist. Ich möchte, dass wir in den nächsten achtundvierzig Stunden Ergebnisse haben. Andernfalls wird es ungemütlich für uns werden. Da unsere Kapazitäten begrenzt sind, bitte ich darum, dass ihr euch auf die Aufklärung dieser unsäglichen Giftgeschichte konzentriert.«
Da niemand im Raum etwas entgegnete, verabschiedete sich Vlothoerbäumer und überließ Vera das Wort. Sie wartete, bis die Tür zugefallen war, ehe sie ihrem Unmut freien Lauf ließ.
»Um eines gleich vorwegzunehmen: Ich bin nicht Stefans Meinung.« Sie fixierte Stahlhut, der sich zurück an den Tisch gesetzt hatte. »Ich denke, wir dürfen nicht ausschließen, dass Winkelmanns Tod, von dem wir dachten, es sei Selbstmord gewesen, in direktem Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Hoeker-Fest und dem Tod des jungen Zapfers zu sehen ist.«
Stahlhut schien Veras Sicht der Dinge wenig zu interessieren. Er lehnte sich nach hinten und wippte mit verschränkten Armen aufreizend lässig vor und zurück.
»Jan und Bettina, bitte seid so nett und erzählt uns, was ihr herausgefunden habt.« Vera nickte ihnen zu und nahm wieder Platz.
Bettina zog das Foto aus Frank-Walter Winkelmanns Wohnung aus ihrer Tasche und schob es in die Tischmitte. Stahlhut beugte sich demonstrativ interessiert vor und musterte das Bild. Auch die anderen Kollegen schienen aus ihrer Lethargie zu erwachen.
»Peter Tietz und Joachim Pagels.« Jan zeigte auf die beiden Männer im Hintergrund des Fotos. »Um es vorwegzunehmen: Ich glaube nicht, dass Tietz es billigend in Kauf genommen hat, dass an seinem Stand ein Zapfer ums Leben kommt, damit er möglicherweise Geld von jemandem erpresst. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass auf diesem Foto alle Personen zu finden sind, die wir in diesem Fall bereits als Zeugen befragt haben.«
»Und was daran soll jetzt beweisen, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen gibt?«, maulte Manni Opitz.
Stahlhut grinste zufrieden.
»Möchtest du einfach nur rumstänkern oder hast du einen besseren Vorschlag?«, entgegnete Jan gereizt.
»Ich würde mich den Worten meines Chefs anschließen«, antwortete Opitz knapp. »Wir sollten uns auf die Brauerei und die Aufklärung des Giftanschlags konzentrieren.«
»Jan, erzähl bitte weiter.« Vera Jesse versuchte Opitz’ Kommentar zu ignorieren, obwohl ihr anzusehen war, dass sie innerlich kochte. Mit der Bemerkung, Vlothoerbäumer sei sein Chef, hatte Opitz sie an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen. Seitdem sie an der Spitze des Kommissariats stand, hatte sie Probleme damit, ihre Autorität in der von Männern dominierten Welt der Kripo durchzusetzen. Auch wenn es nur der alte, griesgrämige Opitz war, der sie anging, schien es sie zu treffen.
»Einen Moment mal«, sagte Stahlhut plötzlich, während er das Foto näher betrachtete. »Wer ist das hier?«
»Andreas Behrendt, der Lebensgefährte von Martina Winkelmann.« Jan blickte seinen Kollegen irritiert über dessen Frage an.
»Andreas, na klar!«, stieß Stahlhut aus. »Da sieh an!
Weitere Kostenlose Bücher