Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
gibt es den Verdacht, dass Bernhard Winkelmann ein Verhältnis hatte. Auch das kann ein mögliches Motiv liefern. Wenn wir wissen, mit wem sich Winkelmann in dieser Nacht getroffen hat, wissen wir vielleicht auch mehr über seinen Mörder.«
»Danke, Jan«, sagte Vera. »Stahlhut, wenn Sie einen anderen Vorschlag haben, wie wir weiter vorgehen sollen, bin ich gerne bereit, mir das anzuhören.« Sie wartete einen Moment, doch eine Antwort des Herforder Kollegen blieb aus. »Jan und Bettina knöpfen sich die Winkelmanns und Joachim Pagels vor. Ich werde die Spusi anweisen, die Winkelmann’sche Villa auf den Kopf zu stellen. Vielleicht finden sie etwas, das uns weiterhilft. Cengiz und Thomas, ihr kümmert euch weiterhin um die Pächter der Stände. Und sprecht bitte auch mit den Leuten in …«, sie kramte in ihren Unterlagen, bis sie fand, wonach sie suchte, »… Oerlinghausen. Für den Fall, dass es irgendein Muster bei den vergifteten Fässern gibt, müssen wir es natürlich wissen. So wie ich den Kollegen Stahlhut eben verstanden habe, hilft er euch gerne«, fügte Vera mit einem kühlen Lächeln hinzu.
»Natürlich«, entgegnete Stahlhut gelassen. »Wenn Sie Oldinghaus und Frau Begemann unbedingt in der Winkelmann-Sache ermitteln lassen wollen, ist das Ihr Problem. Meiner Meinung nach kann das warten, bis wir wissen, wer hinter den Anschlägen steckt. In diesem Zusammenhang werde ich mich vielleicht noch einmal in der Brauerei umsehen müssen.«
»Geben Sie uns bitte Bescheid, bevor Sie dort auftauchen«, antwortete Vera noch einmal eindringlich. »Keine Alleingänge, damit das klar ist.«
* * *
»Die Abhyanga vertreibt Alter, Anspannung und Ansammlungen von Vata«, sagte Mareike mit sanfter Stimme, während sie seine Füße mit erwärmtem Rizinusöl massierte. »Frei nach Vagbhatas ›Ashtanga Hridaya‹.«
»Frei nach wem?«, fragte Jan abwesend.
»Vagbhata, der indische Arzt. Er gilt als Autor der Schriften ›Ashtanga Hridaya‹. Übersetzt heißt das so viel wie ›Kern der Medizin‹.«
»Aha. Wenn du mal mit ihm sprichst, dann richte ihm aus, dass dieses Abidingsbums eine ganz hervorragende Erfindung von ihm ist.«
»Vagbhata lebte um 600 nach Christus«, lachte Mareike.
»Dann gilt das Kompliment dir. Für deine magischen Hände.« Jan gab einen wohlig schnurrenden Laut von sich.
»Leidest du unter Verdauungsstörungen?«, fragte Mareike plötzlich.
»Was? Wieso das denn?«
»Weil ich dir dann auch eine Bauchmassage geben würde.«
Jan versuchte vergeblich den Kopf zu schütteln. Denn der lag seitlich auf einer harten Isomatte. Er war so leichtsinnig gewesen, sich von Mareike überreden zu lassen, sich einer großen Einölung zu unterziehen. Jetzt musste er damit leben, dass er ihren ayurvedischen Anwendungen ausgeliefert war.
»Hast du auch noch andere Körperteile im Angebot?«, fragte er vorsichtig.
»Wie wär’s mit dem Gesicht?«
»Gesicht?«
»Ja, und anschließend mache ich dir eine entspannende Kräutermaske. Dreh dich mal um. Die Gesichtsmassage schenkt dir Sehfähigkeit, Ernährung für deinen Körper, langes Leben, tiefen Schlaf und gute und gesunde Haut. Sagt Vagbhata.«
»Nee, is klar.« Jan rollte sich auf den Rücken und wartete ab, was seine Mitbewohnerin als Nächstes mit ihm vorhatte. Die Fußbehandlung hatte seinen Kreislauf so weit heruntergefahren, dass er nicht mehr in der Lage war, Mareike zu widersprechen. Er spürte, wie ihre öligen Hände seine Schläfen berührten.
»Ich merke, dass dich etwas bedrückt«, stellte sie nach einer Weile fest. »Du bist nicht mir dir im Reinen.«
»Du weißt doch, die Sache auf dem Hoeker-Fest und Winkelmanns Tod, wir haben eine Menge um die Ohren«, murmelte Jan mit geschlossenen Augen.
»Das meine ich nicht«, antwortete Mareike. »Ich spreche von deinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Kann es sein, dass dich etwas belastet?«
Jan öffnete die Augen und blickte Mareike verblüfft an. Er hatte noch nie mit ihr über seine Gefühle, geschweige denn über seine Familienverhältnisse gesprochen. Umso überraschter war er, dass sie mit ihrer Diagnose ins Schwarze getroffen hatte.
»Du brauchst nichts zu sagen. Ich bin keine Psychologin, Abhyanga allein wird dir helfen, eine Antwort auf deine Fragen zu finden. Lass dich einfach fallen.«
»Ich gebe mir alle Mühe. Wenn du es schaffst, dass mich die Situation nicht länger belastet, dann verspreche ich dir, dass ich mich nie mehr über Sonnengrüße, Kapha oder Vagbhata
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