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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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ich nicht dazu zu sagen.«
    »Winkelmann hat übrigens keinen Selbstmord begangen«, sagte Jan unvermittelt. Zu gern hätte er in diesem Moment Pagels Mimik gesehen.
    »Was heißt das nun wieder?«, fragte Pagels unwirsch. »War es doch ein Unfall?«
    Jan hatte das Gefühl, dass der Mann am anderen Ende der Leitung nicht allzu verwundert war. Vielleicht würde er überraschter sein, wenn er ihm die Ursache von Winkelmanns Tod verriet.
    »Wir haben allen Grund zu glauben, dass Bernhard Winkelmann gegen seinen Willen vor den Zug gestoßen wurde. Kurz gesagt, er wurde umgebracht.«
    »Jetzt nehmen Sie mich aber auf den Arm, oder?«, fragte Pagels seltsam unbeteiligt. »Wer sollte Bernhard denn so etwas antun? Das ist doch absurd.«
    »Vielleicht die Engländer?«
    »So ein Quatsch!«, stieß Pagels aus. »Die Sache liegt doch schon Monate zurück.«
    »Was ist mit der Familie? Wir haben gehört, dass es in der Vergangenheit Streitigkeiten zwischen Bernhard und seinen Geschwistern gab.«
    »Mit seiner Schwester, ja«, bestätigte Pagels. »Davon hat er mir auch erzählt. Aber hat nicht jeder mal Stress mit seiner Familie?«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Jan, doch er musste unwillkürlich an die Auseinandersetzung mit seinem eigenen Vater denken. Warum musste Familie immer so kompliziert sein?
    »Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Bernhard von seiner Schwester ermordet wurde?«, fragte Pagels weiter. »Was soll denn das Motiv sein? Etwa das Brauereierbe?«
    »Zum Beispiel.« Jan registrierte, dass Pagels gut über die Winkelmanns Bescheid wusste.
    »Jetzt, wo ich so drüber nachdenke«, sagte Pagels. »Klar ist ihr Freund ein seltsamer Vogel, aber …«
    »Einen Moment!«, ging Jan dazwischen. »Sprechen Sie von Andreas Behrendt?«
    »Ja, den meine ich«, antwortete Pagels. »Bernhard hat mal erwähnt, was für ein Kotzbrocken er ist. Hat sich angeblich in die Familie eingeschlichen, um ein Stück vom Erbe abzugreifen.«
    Schon wieder Andreas Behrendt, dachte Jan. Innerhalb weniger Stunden hatte er mehrere Hinweise auf den Lebensgefährten von Martina Winkelmann bekommen.
    »Kennen Sie ihn persönlich?«, hakte Jan nach.
    »Ich habe ihn auf dem Sommerfest der Winkelmanns im letzten Jahr getroffen. Ein fürchterlich hochnäsiger Typ.«
    Jan kam es aberwitzig vor, dass sich ausgerechnet Pagels über das Verhalten anderer Menschen ausließ.
    »Ich kann nicht glauben, dass Bernhard tatsächlich vor den Zug gestoßen wurde.« Pagels’ Stimme klang nachdenklich. »Aber Sie werden bestimmt wissen, was Sie tun müssen. Ich kann Ihnen wohl leider kaum weiterhelfen.«
    Pagels verabschiedete sich und legte auf. Jan starrte einige Sekunden auf sein Telefon, dann lehnte er sich in seinen Bürosessel zurück. Die Gesichter der letzten Tage tanzten vor seinem inneren Auge. Die Winkelmanns, Joachim Pagels, Andreas Behrendt. Nicht zu vergessen der tote Zapfer und Peter Tietz, der Pächter des Bierstands.
    Alles war noch immer viel zu nebulös, um in eine bestimmte Richtung zu ermitteln. Doch seit dem Gespräch mit Pagels machte sich ein Gedanke in ihm breit, dem er dringend nachgehen musste. Andreas Behrendt wurde ihm immer suspekter. Bevor er aber ein weiteres Gespräch mit ihm führen wollte, würde er sich erst noch ein wenig im Café Central umhören.

21
    Carolin war gerade erst wieder wach geworden, als das Telefon klingelte. Sie ließ das junge Mädchen auf dem großen Bett im Schlafzimmer liegen und bat ihren Freund, ein paar Minuten auf sie aufzupassen.
    Sie war froh, den Anblick des Mädchens für einige Augenblicke nicht ertragen zu müssen. Ihr schlechtes Gewissen war schier grenzenlos. Alles, was sie in den vergangenen Wochen und Tagen getan hatten, lastete so schwer auf ihr, dass sie fürchtete, jeden Moment darunter zusammenzubrechen. Von einer Sekunde zur anderen waren sie zu kriminellen Erpressern geworden. Und schließlich sogar zu Mördern. In ihrer letzten Verzweiflung schreckten sie jetzt nicht einmal mehr davor zurück, ein Kind zu entführen.
    Der Anrufer war unbarmherzig. Das penetrante Schrillen des Telefons hallte durch die Stille der Wohnung und löste ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend aus. Nach dem zehnten Klingeln hob sie endlich ab. Sie hatte auf dem Display gesehen, wer sie zu erreichen versuchte.
    »Hallo«, meldete sie sich beinahe flüsternd.
    »W… wo habt ihr denn gesteckt?«, sagte der Mann vorwurfsvoll. »Ich hab’s den ganzen Nachmittag versucht. Ich muss

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